Auf der Flucht

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Kaum waren Mia, Natasha und Clint aus der Hydra-Festung geflohen, hörten sie auch schon hektisches Geschrei hinter sich: „Haltet sie auf! Sie dürfen nicht entkommen!" brüllte Heinrich Buchner.
Panisch drehte Mia sich um und musste mit Schrecken feststellen, dass sie von bestimmt dreißig Männern in den Wald verfolgt wurden. Buchner hatte längst nicht sämtliche seiner Soldaten losgeschickt, aber immernoch viel zu viele, um sie im Nahkampf in ihrem Zustand besiegen zu können!
Mia stolperte über eine Wurzel.
„Nicht umdrehen!" befahl Natasha, die neben ihr lief.
Es fiel dem Mädchen schwer mit ihren beiden Freunden mitzuhalten. Die Erschöpfung machte ihr immernoch zu schaffen.
„Kommt! Beeilt euch!" rief Clint vor ihnen, ließ sich aber bewusst ein paar Meter zu ihnen zurückfallen. „Auf drei teilen wir uns auf! Dann können wir sie leichter abschütteln. Mia, du läufst nach links, Nat, du nach rechts. Ich laufe geradeaus weiter. Wir treffen uns unterhalb des Hügels wieder" raunte er ihnen zu.
Natasha sah zu Mia. Ihr war die Müdigkeit in das blutige Gesicht geschrieben.
„Mia, schaffst du das?" fragte die Rothaarige besorgt.
„Ja...ja, ich bekomme das schon hin!" antwortete Mia so überzeugend sie konnte. Auch wenn sie sich alles andere als bereit fühlte.
„Okay, dann auf drei!" kündigte Clint an. „Eins...zwei..." er fiel zurück und spannte seinen Bogen. „...drei!" schrie er und ließ drei Pfeile gleichzeitig auf ihre Verfolger zusausen. Mit einer lauten Explosion trafen die Pfeile ihr Ziel und Mia bog nach links ab, um so schnell sie konnte weiterzuhasten. Sie sprang über Wurzeln, Baumstümpfe und Steine und bückte sie unter Ästen und Blättern hindurch.
Als sie es nach einigen Minuten wagte, sich umzudrehen, waren nur noch fünf Männer mehrere Meter hinter ihr.
Einige der Hydra-Anhänger mussten wohl durch die Explosion aufgehalten worden sein.
Jetzt erst merkte das Mädchen, wie sehr ihr das Atmen schmerzte. Jeder Atemzug fühlte sich an, als würde er ihre Lunge zum Brennen bringen.
Sie spürte, wie sehr ihr Herz pumpte und fragte sich, wie rot ihr verschwitztes Gesicht wohl sein musste.
Durch den hohen Blutdruck hatte ihre Nase wieder zu bluten angefangen.
Die rote Flüssigkeit lief ihr in einem dicken Rinnsal aus der Nase und landete als Blutfäden auf ihrem T-Shirt, wo sie sich bereits zu einem großen roten Fleck angesammelt hatten.
Mia wurde schlecht.
Sie verlangsamte ihr Tempo etwas, und hielt sich die Nase zu.
Für einen Moment funktionierte es, doch dann schmeckte sie die eisenhaltige Flüssigkeit in ihrem Mund und verursachte in ihr einen Würgreiz.
Am liebsten wäre Mia stehen geblieben, um sich wieder zu sammeln, doch plötzlich ertönte ein Schuss hinter ihr und knapp neben ihrem linken Ohr zischte eine Kugel entlang, die geräuschvoll in den Baum vor ihr einschlug und einen Teil des Stammes zerfetzte.
Erschrocken flüchtete Mia hinter den nächsten Baum.
Jetzt bin ich in der Falle!, dachte sie panisch und wagte es kaum zu atmen.
Sie sah zu den Bäumen vor ihr.
Nicht weit entfernt schien es, als würden sie immer kleinwüchsiger werden und mit steigender Hoffnung stellte Mia fest, dass dort endlich der Abhang des großen Hügels sein musste, wo sie sich unterhalb mit Natasha und Clint wiedertreffen wollte.
Als plötzlich ein Kugelhagel auf Mias Baumstamm enschlug, zögerte sie nicht lange und sprintete los.
Geduckt und im zick-zack rennend, flüchtete sie so schnell sie kommte zum Abhang.
Einige Kugeln verfolgen sie, doch nur von einer wurde sie getroffen.
Es war ein glatter Durchschuss, durch ihre Rippen, der sie vornüber zu Fall brachte.
Sie purzelte durch die Blätter und Erde, über Wurzeln und Baumstumpfe den Hang herab.
Kurz vor dem Ende des Abhangs kullerte sie unsanft an einen Baum, dessen Aufprall sie schließlich zum Stillstand brachte.
Am liebste wäre sie nie wieder aufgestanden. Körperlich war sie mehr als am Ende sie war so erschöpft, dass sie auf der Stelle hätte einschlafen können. Auch ihr ganzer Körper tat weh.
Aber sie musste aufstehen! Die Hydra- Soldaten würden sie bald wieder einholen! Sie durfte nicht aufgeben! Benommen und mit einem starken Schwindelgefühl rappelte sich Mia stöhnend auf.
Ihr war so schlecht, sie hätte sich auf der Stelle übergeben können. Noch nie hatte sie sich so am Ende wie jetzt gefühlt. Der stechende Schmerz in ihrer Bauchseite riss sie aus ihren selbstmitleidigen Gedanken.
Instinktiv hatte Mia eine Hand auf die Schusswunde gepresst. Mit der anderen stützte sie sich an einem Baumstamm ab.
Langsam nahm sie zitternd ihre Hand von der Wunde.
Erleichtert atmete sie aus. Es blutete nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Dennoch war der rote, nicht gerade kleine Fleck auf ihrem T-Shirt nicht zu übersehen.
Die Löcher, welche die Kugel vorne und hinten ins T-Shirt gerissen hatte, machten ihre Verletzung wortwörtlich noch offensichtlicher.
Nun musste Mia umso mehr aufpassen. Ihre Feinde werden versuchen, ihren Schwachpunkt zu ihrem Vorteil zu nutzen. Mias Blick fiel auf ihre Füße.
Auch sie waren blutverschmiert. Ob es nun den spitzen Ästen am Waldboden, ihrer Schusswunde oder dem starken Nasenbluten zu verschulden war, konnte Mia auf die Schnelle nicht genau deuten. Doch als sie einige Meter entfernt Schritte und Rufe hinter sich wahrnahm, wusste sie Eines: sie musste laufen! Und zwar jetzt! Ihre Verfolger würden sie sonst bald eingeholt haben.
Stöhnend setzte sich Mia in Bewegung.
Das Stechen in ihrem Bauch wurde beinahe unerträglich, aber sie biss ihre Zähne zusammen und rannte stolpernd weiter den Abhang runter, bis sie plötzlich vor einem Fluss stand.
An dieser Stelle war das sonst so reißende Gewässer etwas stiller, aber dafür auch sehr breit.
Mia drehte sich unruhig um und erkannte sogleich auch schon drei ihrer Verfolger auf sie zurennen.
Panisch sah sie wieder zum Fluss und erkannte eine Person am anderen Ende des Ufers.
Mia atmete erleichtert aus- es war Clint!
„Clint!" rief Mia so laut sie es unter dem Stechen ihrer Wunde hervorbrachte.
„Mia! Du musst springen! Schwimm zu mir! Ich halte sie auf!" rief er zurück.
Das Mädchen drehte sich noch einmal zu ihren Verfolgern um.
Und ohne noch weiter zu zögern sprang sie in das kalte Nass.

Avenge our family (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt