Nach einem langen Flug landete der Quinjet schließlich. Port-au-Prince war trotz der armen Verhältnisse eine relativ bewohnte Gegend. Die kleinen, einfach gebauten, bunten Häuser hatten ein, maximal zwei Stockwerke. An vielen Häusern hingen Wäscheleinen mit löchrigen und ausgeblichenen Klamotten drauf. Die ganzen Häuser waren an einem Bergrücken bis zum Tal hinunter gebaut. Das Tal war ebenfalls bewohnt, aber Häuser konnte man diese kleinen Bauten nicht nennen. Es waren mehr Hütten, die aus Sandwichplatten und Trapezblechen bestanden. Um diese Hütten und an der Straße, die sich durch die Bauten entlangbahnte, lag überall Pappe auf dem Boden.
Sam seufzte. „Wie sollen wir denn hier diese Attentäter finden?" fragte er.
Steve runzelte die Stirn. „Wir teilen uns auf. Nat, du gehst mit deiner Gruppe ins Tal. Tony und ich suchen in den Häusern auf dem Berg" schlug der Blonde vor.
Natasha nickte und ging mit ihren Teammitgliedern in Richtung der Häuser im Tal. Dort angekommen blieb die Rothaarige stehen. „Wir teilen uns auf. Clint und Vision, ihr seht in der linken Richtung nach, Mia, Bruce und ich halten uns rechts." Clint und Vision nickten.
„Und passt aufeinander auf und bleibt zusammen!" rief sie ihnen nach.
Clint lachte. „Mach ich doch immer!" gab er zurück.
„Ok, wir gehen hier lang" erklärte Natasha ihren zwei Gefährten und zeigte nach rechts. „Wir entfernen uns nicht weiter als ein Haus voneinder" legte sie ihnen nahe. Die beiden Angesprochenen nickten und teilten sich auf die nächsten beiden Häuser auf.
Natasha betrat ebenfalls eine Hütte. Trotz der vielen Gebäude waren kaum Menschen hier.
Die nächste halbe Stunde verbrachte Natashas Trio erfolglos mit der Suche der Attentäter. Auch Clint und Vision blieben ohne Erfolg.
Als Mia das nächste Haus betrat und es nach Spuren durchsuchte, entdeckte sie eine Holzkiste, die unter einem Handtuch versteckt war. Sie nahm das Handtuch herunter und entdeckte... Waffen! Dort drin lagen Messer, Pistolen, Dolche, Säbel und ähnliche Waffen. Alle waren für verschiedene Foltermethoden geeignet.
Mia suchte, ob sich außen an der Kiste Hinweise finden ließen, wer der Besitzer der Waffen war. Und tatsächlich standen in einem ausgeblichenen Schwarz zwei Wörter auf der Kiste: Exitiale decem. Es war lateinisch. Das erkannte Mia sofort. Sie hatte Latein in der Schule gelernt. Die Aufschrift bedeutete so viel wie „die zehn Tödlichen". Gehörte die Kiste den Attentätern, mussten sie also zu zehnt sein.
„Hey, Nat! Ich habe hier was gef....!" Weiter kam Mia nicht. Ein harter Schlag gegen den Kopf ließ sie stöhnend auf die Knie sinken.
„Mia?" fragte Natasha in ihr Headset, hörbar beunruhigt.
Schnell rappelte sich das Mädchen auf und drehte sich um, damit sie ihren Gegner ausfindig machen konnte und möglicherweise nicht noch mehr Schläge abbekommen würde.
„Mia? Wo bist du?" hörte sie Bruce's Stimme aus ihrem Ohr. Aber weil sie ihre Freunde nicht in Gefahr bringen wollte, antwortete sie nicht. Sie musste das alleine schaffen.
Mia stand einem großen Mann gegenüber, der vollständig in schwarz eingehüllt war. Er hatte ein ebenfalls schwarzes Tuch vor dem Mund und seine kurzen, schwarzen Haare glänzten, ebenso wie seine verschwitzte, schmutzige Haut. In seiner Hand hielt er einen Degen, mit dessen Rückseite er Mia an den Hinterkopf gestoßen hatte. An der Hüfte des Mannes war ein Gürtel mit einigen Dolchen und Pistolen befestigt, sowie Handgranaten. Seine Hände waren blutig. Mia erschrack, als sie das bemerkte.
„Was haben Sie getan?!" fragte sie fassungslos. Aber der Mann antwortete nicht und kam mit einem Kampfschrei auf Mia zugesprungen. Sie wich seiner tödlichen Klinge aus und zog Sanguis, ihren Dolch, aus ihrer Hüfte. Blitzschnell stach sie ihm in den Bauch und schnitt ihm die Pulsader am Handgelenk durch.
Blut spritzte aus der Wunde, sodass der Mann seine Waffe fallen ließ um die Wunde abzudrücken.
Mia eilte zu ihm. Sie wollte niemanden töten. Aber der schwarze Mann war zäh und nutzte Mias Unachtsamkeit, um sie in den Schwitzkasten zu nehmen.
Ihre Schulter wurde nass von seinem Blut, aber er zog seinen Griff immer enger. Das Mädchen versuchte sich panisch aus dieser Position zu befreien, aber es gelang ihr nicht. Erst als sie durch den Sauerstoffmangel schon schwarze Flecken sah, wurde sie ruhiger und konnte wieder etwas besser denken.
Sie rammte ihren Ellenbogen gezielt in seinen Bauch, wo sie vermutete, ihn mit Sanguis getroffen zu haben. Der Mann stöhnte, ließ sie los und klappte zusammen. Stark hustend fiel Mia zu Boden auf alle Viere. Endlich bekam sie wieder Luft!
„Mia!" Natasha und Bruce kamen in die kleine Hütte gerannt. Bruce rannte in Richtung des Mannes, während Natasha zu ihrer Freundin eilte, sich neben sie kniete und ihr eine Hand auf den Rücken legte.
„Hey, Mia, geht's wieder?" fragte sie nach. „Das nächste Mal machen wir das zusammen. Wir sind ein Team, wir müssen uns gegenseitig helfen!" verdeutlichte sie. Mia nickte. „Sie sind zu zehnt" sagte das Mädchen, als sie wieder genug Luft bekam und reden konnte.
Natasha und Bruce sahen sie fragend an. „Woher weißt du das?" fragte Bruce nach.
„Auf der Kiste..." antwortete Mia und deutete auf die kleine Holzkiste. „Exitale decem" sagte sie und schaute zu Natasha. Diese sah sie verstehend an und sagte wie in lauten Gedanken, „Die tödlichen Zehn".
Mia drehte sich zu ihrem ohnmächtigen Gegner um.
„Er darf nicht sterben!" sagte sie. „Ich möchte niemanden umbringen".
„Mia", kam es von Natasha, „Er hat selber Menschen umgebracht".
„Ich weiß" sagte Mia und senkte den Kopf.
„Lasst uns lieber mal die anderen neun suchen" unterbrach Bruce das Gespräch und drehte sich zum Gehen um. Da stand ein anderer schwarzer Mann vor ihm im Ausgang.
Noch bevor Bruce reagieren konnte, versetze der Mann ihm so einen harten Hieb mit einem Schlagstock, dass der Wissenschafter durch die Wand aus Trapezblechen flog. Die kleine Hütte stürzte ein und begrub Mia und Natasha unter sich.
Der Angreifer ging zwei Schritte zurück und brachte sich so vor der einstürzenden Decke in Sicherheit.
Mia und Natasha hörten ein wütendes Brüllen, bevor es wieder hell wurde und der nun sich in den Hulk verwandelte Bruce Banner die Trapezbleche von den beiden Avengers herunter hob und wütend wegwarf.
Das grüne Muskelpaket versetze seinem Gegner einen wütenden Schlag ins Gesicht, wodurch dieser einige Meter nach hinten flog.
Da hörten sie ein Schreien einige Häuser weiter.
„Geht, und seht nach, was da los ist!", befahl Natasha, „ich kümmere mich um den hier!".
„Bist du dir sicher? Sollen wir das nicht zusammen machen?" fragte die Blondine unsicher nach.
„Geht! Ich schaffe den hier auch allein!" antwortete Natasha.
Mia und der Hulk sahen sich an.
„Hulk und Mia zusammen!" sagte der Hulk in seiner für ihn typisch einfachen Wortstellung. Er nahm Mias Hand und setzte sie auf seinen Rücken.
„Und bleibt zusammen!" bat die Rothaarige ihre Freunde. Dann galoppierte der Hulk brüllend los.
Das Haus, aus dem die Schreie kamen, riss er Mühelos von seinem Platz weg und schmiss es einige Meter zur Seite. Vor ihnen saß nun eine Frau mit dunkler Haut und schwarzen Haaren an einem Stuhl gefesselt. Sie war um die 30 und weinte. Ihr Gegenüber standen zwei Männer- natürlich in ganz in schwarz gekleidet und hatten jeweils ein Messer in der Hand. Als sie den Hulk erblickten, ergriffen sie die Flucht, doch der Hulk schmiss sie meterweit durch die Luft.
Mia sprang von ihrem grünen Gefährten ab und eilte zu der gefesselten Frau. Diese wimmerte leise.
„Es ist alles gut, wir sind hier um dir zu helfen", beschwichtigte Mia sie, als sie sich vor sie kniete, um sie von ihren Fesseln zu befreien.
Die Frau weinte und schien kraftlos zu sein. Also half Mia ihr aufzustehen. Die Frau fiel ihr erleichtert um den Hals.
„Es ist ja alles gut" beruhigte das Mädchen sie. „Wie heißt du denn?" fragte Mia nach.
Die Frau schniefte. „Ester" antwortete sie. Mia löste sich von ihr und sah ihr vertrauensvoll in die Augen.
„Das ist ein schöner Name", bemerkte sie, „Ich bin Mia". Die Blondine lächelte Esther an. Schüchtern lächelte sie zurück.
Das Mädchen musterte sie. „Hast du schmerzen, Esther?" fragte sie.
Die Frau zeigte ihr ihre Arme. Sie waren voller Schnitte und blauer Flecken.
„Wir müssen dich in Sicherheit bringen" sagte Mia, als sie sich der gegenwärtigen Gefahr wieder bewusst wurde. „Bruce, hilf Natasha! Ich komme gleich wieder!"
Der Hulk schnaufte. „Nein!", brüllte er, „Hulk und Mia zusammen!"
Mia ließ den Kopf hängen. Er hatte recht. Natasha wollte, dass sie zusammen blieben. Mia sprach in ihr Headset.
„Hey, Nat. Wie läuft's bei dir?" „Alles bestens", war ihre knappe Antwort. Mia wusste nicht, ob sie ihr das abkaufen sollte. Deswegen beeilte sie sich, Ester in Sicherheit zu bringen. Sie stütze die Frau so gut es ging und brachte sie in das nächste sicherer gebaute Haus.
„Versteck dich hier!" Ester kauerte sich in eine Ecke. Das Mädchen legte eine Decke über sie, damit sie keiner mehr sehen konnte. „Halte durch! Du schaffst das!" bestärkte Mia sie und eilte aus dem Haus heraus zum Hulk.
Er schnaufte nur. „Hulk will smashen!" brüllte er schon fast. „Ja, komm! Lasst uns Natasha helfen! Da kannst du Smashen!" sagte sie und sprang auf seine Schultern.
Als der grüne Riese vor sich hin galoppierte, sahen sie einen der Attentäter, der einige Meter entfernt vor ihnen weglief. Wahrscheinlich war das einer von denen, die Ester misshandelt hatten.
„Smash ihn!" rief Mia dem Hulk zu. „Hulk! Smashen!" Brüllte er voller Vorfreude und lief auf seinen Gegner zu. Er war schon nahe der bunten Häuser am Berg.
Plötzlich sah Mia im Seitenwinkel eine weitere Bewegung. Sie drehte en Kopf und entdeckte den anderen Attentäter, der ihnen entkommen war. Er richtete eine schwere und lange Waffe auf sie. Was auch immer das für eine Waffe war, sie musste sehr stark sein.
Plötzlich schoss eine Druckwelle aus ihr und auf Mia und den Hulk zu.
„Vorsicht!", schrie Mia und zeigte auf den schwarz bekleideten Mann.
Die Druckwelle mähte alle Häuser auf ihrem Weg problemlos um. Und als sie den Hulk erreichte, flog auch er meterweit durch die Luft. Mia konnte sich nicht mehr an ihm festhalten, flog noch einige Meter weiter und durch ein Fenster von den bunten Häusern am Berghang. Sie landete schließlich unsanft in einem verlassenen Haus. Mit ihrem Kopf stieß sie hart auf dem Boden auf und verlor sofort das Bewusstsein.

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Avenge our family (Abgeschlossen)
FanfictionMia Collister ist bei den Avengers aufgewachsen und hat mit der Zeit schwere Verluste zu durchleben. Zum Glück stehen ihr Natasha und die anderen Avengers dabei zur Seite und helfen Mia, sich bei dem Verantwortlichen zu rächen.