Erwachen

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Zwei Tage später....

...Piep...piep...piep...piep...
Ein unangenehmes Piepen bahnte sich den Weg in Mias Ohr.
Erst war er undeutlich und kaum hörbar, doch nun wurde der Ton immer lauter und klarer.
Leise stöhnte Mia. Dabei merkte sie, wie trocken ihre Kehle war.
Sie wollte ihre Augen öffnen, doch sie gehorchten nicht.
Sie fühlte sich sehr schwach.
„Mia?" hörte das Mädchen ein Flüstern neben sich.
Sie kannte diese Stimme.
Natasha?, dachte das Mädchen, was sie am liebsten ausgesprochen hätte.
Doch auch diesmal gehorchte ihr Körper nicht.
Erst gefühlte Minuten später öffnete Mia flackernd ihre Augenlider.
Sie sah verschwommen und erkannte kaum etwas. Nur weiß.
Was ist nur passiert? Wo bin ich?, dachte sie.
Aber je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr fiel ihr wieder ein.
Buchner. Ihre Flucht. Die Schusswunde. Der kalte Fluss. Hugo! Seine Klauen!
Nocheinmal spürte Mia, wie sich Hugos eiserner, spitzer Finger in ihre Wunde bohrte. Ein starkes Stechen machte sich in ihrem Bauch breit.
Panisch schlug Mia nocheinmal ihre Augen auf.
Das Piepen im Hintergrund wurde schneller.
Sie wollte am liebsten aufspringen und vor dem Schmerz weglaufen.
Aber sie blieb liegen. Ihr wurde schwindelig und außerdem sah sie noch immer nur verschwommen.
Eine Hand legte sich sanft auf ihre Schulter.
Auch wenn Mia niemanden erkennen konnte, wusste sie, wem diese Hand gehörte. Und sie war froh, dass diese Person bei ihr war. Sie war nicht alleine.
„Mia, hey, es ist alles gut" beruhigte Natasha sie.
Mia keuchte. sie bekam keine Luft! Ihr Bauch tat so weh, sie konnte nicht atmen!
„Pscht...ich bin ja da" flüsterte die Rothaarige nochmal sanft.
Langsam wurde Mias Sicht immer schärfer und nach einigem Blinzeln konnte sie sie endlich sehen. Natasha! Sie sah angeschlagen aus und sah Mia mitleidig an.
Sie war im Krankenbett der Avenger Basis.
„Nat...ich kann....nicht atmen!" klagte Mia keuchend und presste ihre Hände auf die Verletzung.
Natasha streichte dem Mädchen eine Strähne aus der Stirn und zog vorsichtig die Bettdecke weg, sodass Mias Bauch im Freien lag. Um ihn war ein dicker Verband gewickelt. Dennoch war er rot vom Blut.
„Bruce wird auf dem Weg hierher sein und kann das Morphium etwas verstärken." Sie machte mit ihrem Kopf eine Bewegung in Richtung einem Beutel, der über Mia an einem Ständer hing und von dem aus ein dünner, durchsichtiger Schlauch zu Mias Hand führte.
Und nur wenige Sekunden später erschien Bruce auch schon.
Als er Mia sah, lächelte er sie an.
„Wie gehts dir?" fragte er und blieb neben Natashas Stuhl stehen.
Mia versuchte unter Schmerzen zu lächeln.
„Ging mir nie besser" log sie.
Bruce's Grinsen wurde breiter. „Denselben Humor wie ihr Vater" sprach er zu Natasha gewandt.
Doch diese lächelte nur traurig.
„Was sie eigentlich sagen wollte, ist, dass sie Schmerzen hat. Könntest du die Dosis noch etwas erhöhen, Bruce?" bat die Rothaarige.
„Ja, da wird sich noch etwas machen lassen" sagte er und drehte an der Öffnug des Beutels, sodass mehr Flüssigkeit durch den Schlauch laufen konnte.
„Du hast eine Menge Blut verloren" erzählte Natasha der Patientin nach einer Weile. „Nachdem du bewusstlos geworden bist, hat Tony dich zum nächsten Krankenhaus gebracht. Dort hast du eine Bluttransfusion bekommen. Aber weil wir es für zu gefährlich hielten, dich in einem Krankenhaus in Buchners Nähe zu lassen, haben wir dich so schnell es ging, also gestern, wieder mit hierher gebracht. Bruce hat sich solange um dich gekümmert." fuhr Natasha fort.
Der Doktor lächelte das Mädchen bei seiner Erwähnung an. Aber das Mädchen wurde unruhig.
„Wie lange war ich denn weg?" fragte sie vorsichtig.
„Zwei Tage" erklärte Natasha und sah sie mitfühlend an.
Zwei Tage. Mia konnte es kaum fassen. Ganze zwei Tage hatte sie verpasst. Es war also schon zwei Tage her, dass sie in Buchners Schloss gewesen war. In zwei Tagen konnte so viel passieren, doch bei ihr war einfach gar nichts passiert. Sie hatte geschlafen.
Mia sah an die Wand. Das musste sie erstmal verdauen. Es hätte schlimmer kommen können, aber zwei Tage waren trotzdem eine lange Zeit, um zu schlafen...
„Du solltest du nächsten Tage ruhig angehen", riet Bruce ihr und riss sie aus ihren Gedanken. „Du hättest tot sein können, Mia. Die Ärzte haben gesagt, dass 98%, der Menschen, die so einen starken Blutverlust erlitten haben, nicht überleben. Du hast zwar mittlerweile wieder genug Blut im Körper, dennoch könnte dir schnell schwindelig werden, weil es sich durch den Mangel an Bewegung noch nicht gut verteilen konnte. Und pass auf deine Wunde auf. Sie ist groß und heilt deshalb langsamer. Ich musste dir schon fünf mal den Verband wechseln." erklärte Bruce weiter.
Mia nickte schwach. Eigentlich hatte sie ihm kaum zugehört. Ihr Gehirn schien noch nicht besonders aufnahmefähig zu sein.
„Ich habe durst" klagte sie kurze Zeit später.
„Natürlich" sagte Bruce und reichte Natasha ein Wasser.
Diese half Mia, sich aufzurichten und es langsam zu trinken.
Tatsächlich wurde ihr direkt schwindelig. Stöhnend ließ sich Mia wieder ins Bett zurückfallen.
„Ruh dich aus. Ich werde später nochmal nach dir sehen" sagte der Doktor und verschwand aus dem Raum.
„Natasha, bleibst du hier?" fragte Mia, wie ein kleines Kind, das Angst vor dem Alleinsein hat.
„Natürlich" antwortete die Rothaarige und lächelte das Mädchen an.
Mia warf noch einen letzten Blick auf ihre rothaarige Freundin, bevor sie ihre Augen schloss und in einen unruhigen Schlaf fiel.

Avenge our family (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt