Kapitel 20✨

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Fahrtwind schlug mir entgegen. Ich schloss die Augen und lachte ausgelassen.

Auch Jacob fiel in mein Lachen ein und beschleunigte weiter.

Einige Krankenschwestern bedachten uns mit ängstlichen oder tadelnden Blicken, aber das war mir egal.

„Jacob! Pass auf, da ist die Tür!", rief ich lachend und Besagter stoppte langsam.

Dann lief er um den Rollstuhl herum, kniete sich hin, sodass wir auf einer Augenhöhe waren, und legte seine Lippen auf meine.

Ich schloss die Augen und erwiderte den Kuss. Wieso nur war er so verdammt süß?

Jeden Tag seit dem Vorfall bei Caleb besuchte er mich. Die ersten beiden Tage durfte er bei mir im Zimmer schlafen, doch dann sagte man uns, dass ich eine Zimmernachbarin bekommen würde und so hatte sich die Sache erledigt.

Jeden Tag dachte er sich neue Sachen aus, die wir zusammen machen konnten, selbst wenn man so handicapped war wie ich.

Jeden Tag verbrachte er bei mir im Krankenhaus, und das seit einer ganzen Woche.

Wann genau ich wieder rauskommen würde, wussten wir noch nicht, aber Jacob gestaltete meine Zeit hier so perfekt, dass ich beinahe vergaß, dass ich nicht bei ihm im Hotel wohnte.

Alles hätte perfekt sein können. Wenn...

Ein düsterer Gedanke schlich sich zurück in meine heile Welt. Er war mir schon mal gekommen, aber ich hatte ihm danach keine Beachtung mehr geschenkt. Ich versuchte auch jetzt wieder, ihn zu verdrängen, aber das schien ihn erst recht davon zu überzeugen, sich in mein Gehirn einzunisten. Keine Ahnung, wieso er genau jetzt den Moment ruinieren musste, aber er tat es.

„Was ist los?", fragte Jacob, als ich mich abrupt von ihm löste.

„Ach, nichts wichtiges.", erwiderte ich und versuchte mich an einem Lächeln, doch ich hatte die Vermutung, dass es eher so wirkte, als versuchte ich, mir so viele Salzstangen wie möglich quer in den Mund zu schieben.

„Jetzt sag schon!", forderte Jacob mich auf.

„Nein, es ist nichts." Ich sah an ihm vorbei.

„Hazel."

„Jacob."

„Komm schon!"

„Nein."

„Bitteee!" Er machte einen Schmollmund und große Augen.

„Na schön."

„Yay!" Er klatschte in die Hände wie ein Kleinkind.

„Mir ist da nur ein Gedanke gekommen, nichts besonderes."

„Jetzt fang nicht wieder an zu diskutieren!"

„Okay, okay!" Beschwichtigend hob ich die Hände.

„Ich dachte nur...Sieh mal, du bist so...na ja...und ich so...eben so...verstehst du?", druckste ich herum.

„Nicht wirklich...", gestand Jacob.

„Du bist...eben...so perfekt. Du siehst atemberaubend aus, hast einen tollen Charakter, bist für mich da, wenn ich dich brauche. Ich frage mich einfach, wieso du mich wollen solltest. Ich meine, sieh mich doch mal an im Vergleich zu dir! Momentan kann ich noch nicht mal alleine laufen!" Ich verpasste dem Rollstuhl einen Hieb, der mir mehr wehtat als dem Gefährt. „Und außerdem...ich bin so...gewöhnlich. Nichts an mir ist außerordentlich schön oder begehrenswert."

Ich hatte die ganze Zeit zu Boden gesehen, doch jetzt hob ich den Blick und sah Jacob direkt in die Augen.

Ich konnte nicht dagegen ankämpfen, dass mir Tränen in die Augen stiegen.

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