Jacobs P.O.V.
Unruhig lief ich in unserer Wohnung hin und her. Wo war Hazel? Ich blickte zum etwa millionsten Mal in den letzten Stunden auf meine Armbanduhr. 13:00 Uhr. Wieso kam sie nicht wieder?
Sie will nicht zurück zu dir!, wisperte eine kleine Stimme in meinem Kopf.
Schuldbewusst biss ich mir auf die Unterlippe. Das stimmte wahrscheinlich. Aber wo konnte sie dann sein? Vermutlich hatte sie irgendwoanders übernachtet, aber irgendwann musste sie doch auch wieder zurückkommen, oder?
Oder auch nicht.
Ich seufzte. Was sollte ich jetzt tun? Ich wollte sie nicht verpassen, wenn sie hier auftauchte, aber andererseits wollte ich sie auch suchen gehen, denn ich konnte nicht länger hier herumtigern mit der Ungewissheit, wo sich mein Mädchen aufhielt.
Das schlechte Gewissen würde mich noch umbringen. Ich konnte weder essen noch schlafen. Was hatte ich nur getan? Und noch viel wichtiger: Wieso hatte ich das getan? Im Nachhinein konnte ich nicht sagen, was mich da geritten hatte! Warum sollte ich das Mädchen, dass ich liebe betrügen? Aber genau das war es ja, was ich selbst nicht verstand. Ich hätte mich hundertfach Ohrfeigen können. Mit Worten war nicht zu beschreiben, wie sehr ich die Sache mit Vanessa bereute.
Aber ich war selbst schuld.
Ich entschied mich schlussendlich dafür, Hazel suchen zu gehen und zog mir eine leichte Jacke an, da es draußen schon wieder regnete.
In mir materialisierte sich der Entschluss, dass ich mein Mädchen finden würde.
Koste es, was es wolle.
Hazels P.O.V.
Unschlüssig stand ich auf der Straße und wusste nicht, was jetzt zu tun war. Ich konnte in diesem Zustand unmöglich zurück zu Josh. Ein Handy hatte ich nicht mit, um ihm Bescheid zu geben, dass es mir gut ging. So leid es mir tat, ich musste ihn erst mal unwissend lassen.
Es blieb nur eine einzige Möglichkeit: Ich musste in die Wohnung. Die Chance, dort auf Jacob zu treffen war unglaublich hoch, aber ich konnte im Moment nirgendwoanders hin.
Die Möglichkeit, nach Hause zu fliegen schied schon allein deshalb aus, weil meine Flügel direkt mit meinem Rücken verbunden waren und der wiederum eher nicht einsatzbereit war.
Schlussendlich winkte ich mir ein Taxi heraus und stieg ein.
Ich nannte dem Fahrer unsere Adresse und lehnte mich im Sitz zurück. Alles würde gut werden. Wahrscheinlich. Die Schmerzen überrollten mich in Wellen, besonders, wenn wir über eine Bremsschwelle oder Unebenheit in der Straße fuhren.
Ich dankte allen hohen Mächten, dass ich heil zuhause ankam und bezahlte den Fahrer. Er nickte nur und brauste um die nächste Ecke davon. In mir breitete sich ein flaues Gefühl aus, das sich in meinem Magen einnistete und von dem ich sicher war, dass es sich nicht so schnell wieder verflüchtigen würde.
Vor der Tür unserer Wohnung blieb ich mit klopfendem Herzen stehen. Es kostete mich alle Überwindungskraft, um jetzt durch die Tür zu gehen und ich überlegte lange, ob ich nicht doch wieder gehen sollte. Aber was dann? Wohin sollte ich gehen? Auf Dauer konnte ich nicht bei Josh und Mace leben, denn sie brauchten auch ihre Privatsphäre.
Ich atmete tief durch und ging durch das Holz der Tür, da ich bei meinem übereilten Aufbruch natürlich keinen Schlüssel mitgenommen hatte. Auf der anderen Seite herrschte gähnende Leere. Kein Jacob weit und breit.
Ich merkte erst, dass ich vor Anspannung die Luft angehalten hatte, als sie zischend entwich. Erleichtert lief ich durch die Wohnung. Als ich an Jacobs Zimmer vorbeilief, wurden meine Schritte unbewusst schneller und ich sah eilig in eine andere Richtung.
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Fantasy„Sein Leben ist wichtiger als deins. Und du musst es um jeden Preis beschützen." Der 17-jährigen Hazel O'Connor ist eine besondere Zukunft vorhergesehen. Sie ist, wie auch ihre Familie, ein Schutzengel. Sie freut sich sehr darauf, von nun an einen...