Hazels P.O.V.
Ich konnte mich nicht bewegen. Mein höllisch schmerzender Körper und meine momentanen Sorgen rückten in den Hintergrund meiner Aufmerksamkeit.
Wie elektrisiert starrte ich Jacob an, während ich dem Prickeln nachfühlte, welches den Kuss begleitet und meinen Körper in Wellen geflutet hatte.
Ich konnte es nicht glauben. Jacob hatte mich... er hatte mich tatsächlich geküsst. Wie konnte es sein, dass ein Kerl wie er ausgerechnet an mir interessiert war? Ich musste riesiges Glück haben. Für einen Moment gab ich mich der unglaublichen Freude hin, dass er offenbar wirklich und wahrhaftig Gefühle für mich hatte.
Doch sofort verdunkelten düstere Gedanken diesen Augenblick wieder. Hatte ich es überhaupt verdient, zu lieben?
Es war ein einziger glücklicher Moment, ehe ich wieder in das tiefe Loch der Trauer und des schlechten Gewissens hinabsank.
Wieder und wieder sah ich die grauenhafte Szene vor mir.
Es war nicht unbedingt so, dass ich meine Tat bereute, da sonst höchstwahrscheinlich Jacob gestorben wäre, doch ich hatte ein so unglaublich schlechtes Gewissen, dass es mich fast zerriss.
Es war schon immer meine allergrößte Angst gewesen, dass ich eines Tages jemanden würde umbringen müssen und jetzt war es passiert.
Ich hatte immer gewusst, dass man als Schutzengel im äußersten Fall auch zu solchen Maßnahmen greifen musste, um seinen Schützling zu beschützen, aber es fühlte sich einfach viel zu früh an. Nichts hätte mich je darauf vorbereiten können. Zudem hatte ich ja nicht Caleb, sondern Jacob beschützt.
Ich -- oh Gott-- ich hatte tatsächlich jemanden umgebracht.
Diese Erkenntnis sickerte nur langsam in meinen Versand und ich fühlte mich einen Moment lang wie paralysiert, ehe mich eine Welle von Selbsthass überrollte.
Eine winzige Träne rollte verstohlen meine Wange hinab und ich fühlte mich wie ein Monster.
Jacob bemerkte natürlich meine feuchte Wange und blickte mich erschrocken an.
„Hazel, was ist los?", fragte er sanft, aber gleichzeitig bestürzt.
Da gab es kein Halten mehr. Ich schluchzte laut auf. „Ich habe...ihn getötet!", schniefte ich an seiner Brust. Ich wollte ihm dabei nicht in die Augen sehen. Sicher bereute er bereits jetzt seinen Kuss. Wie konnte man eine Mörderin lieben?
Er wusste sofort, worum es ging. Und reagierte ganz anders als erwartet.
„Ja, aber das musstest du. Sieh mal, es ist ein Dämon. Er stammt direkt aus der Hölle und von dort kommen keine guten Wesen. Er wollte mich töten, alles was du getan hast, ist, mich zu retten.", beruhigte er mich und meine Augen weiteten sich.
„Aber..."
„Wärst du nicht gekommen, wäre ich jetzt an seiner Stelle tot. Du hast ihn nicht aus reiner Bosheit getötet, sondern um mich zu retten. Das ist ein riesengroßer Unterschied...Du hast mehr als richtig gehandelt.", fügte er hinzu. und blickte mir direkt in die Augen.
"Wirklich?", flüsterte ich, wobei meine Stimme noch immer gefährlich zitterte. In meinen Augen konnte niemand, der tötete, gut sein.
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Fantasy„Sein Leben ist wichtiger als deins. Und du musst es um jeden Preis beschützen." Der 17-jährigen Hazel O'Connor ist eine besondere Zukunft vorhergesehen. Sie ist, wie auch ihre Familie, ein Schutzengel. Sie freut sich sehr darauf, von nun an einen...