Kapitel 31✨

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„Hazel? Wach auf.", hörte ich eine Stimme zaghaft sagen. Aber ich wollte nicht. Ich wollte im Bett bleiben und mich dort verstecken. Ich wollte wieder einschlafen und nicht mehr an Jacob denken. Er verdiente meine Aufmerksamkeit nicht mehr. Wie konnte er es wagen, mich jetzt auch noch zu wecken?! Ich wollte heulen und zugleich wollte ich nicht mehr traurig sein.

„Hazel!"

Ich spürte einen sanften Stups, den ich jedoch geflissentlich ignorierte.

Hazel!", hörte ich wieder meinen Namen, diesmal mit mehr Nachdruck. Wieder ein Stups.

In dem Augenblick kamen die Schmerzen. Meine Schläfen pochten wie wild und ich schrie vor Schreck und Heftigkeit der Schmerzen auf.

„Hazel, was ist los?" Die Stimme klang jetzt erschrocken, doch ich bemerkte nur ganz leise am Rande meines Bewusstseins, dass es nicht Jacob, sondern Josh war.

Der Schmerz breitete sich immer weiter aus, ich fuhr im Bett hoch und presste die Hände auf meine Schläfen. Es fühlte sich an, als ob jemand mit einem Hammer auf mich einschlagen würde. Ich wimmerte leise.

Was hatte das zu bedeuten?

„Was hast du denn?", fragte Josh wieder, diesmal klang er eher besorgt, doch ich war nicht imstande, ihm zu antworten. Ich spürte das altbekannte Kribbeln an meinen Schulterblättern, als die Verwandlung sich vollzog.

Ich hatte die Worte meiner Mutter im Ohr.

Manchmal kann es passieren, dass die Verwandlung sich ohne deinen Wunsch vollzieht. Zum Beispiel bei großen Schmerzen oder starken Emotionen.

Aber wieso hatte ich mich dann nicht verwandelt, als ich sah, wie Jacob mich betrug?

Fluchtartig und keuchend vor Schmerz verließ ich den Raum und lief ins Badezimmer. Ich knallte die Tür zum Gästezimmer zu und ließ mich dagegen sinken. 

Schon wenig später umgaben mich meine Schwingen und die Federn kitzelten mich.

Doch der Schmerz ließ nicht nach. Irgendwo in meinem Kopf wusste ich, was er mir mitteilen wollte, doch meine vernebelten Gedanken kamen einfach nicht darauf. Immer wieder entglitt mir die Antwort.

Es war wie bei einem Fangspiel, wo man immer kurz davor ist, sein Gegenüber zu berühren, aber dieses es dann doch immer schafft, einem zu entwischen.

Aber schlussendlich kämpfte ich mich durch die Nebelschwaden, die meinen Verstand zum Stillstand gebracht hatten und es lag ganz klar auf der Hand. Eilig riss ich das kleine Fenster an der Wand auf und zwängte mich durch die winzige Öffnung. Dann stieß ich mich so kraftvoll ich momentan konnte vom Dach ab und flog los. Ich wusste genau, wohin ich wollte. Mehrmals sackte ich wieder nach unten, aber ich kämpfte mich weiter. Während des Fluges dachte ich oft daran, einfach aufzugeben, doch etwas in mir trieb mich weiter.

Ich nahm all meine Kraft zusammen, um vorwärts zu kommen. Meine Schwingen pflügten schwerfällig durch die überraschend kalte Luft. Immer hatte ich nur ein einziges Wort vor Augen.

Durchhalten.

Ich erkannte die weiße Villa sofort und setzte zum Landeanflug an. Aber durch die Schmerzen war ich geschwächt und so fiel ich wortwörtlich aus den Wolken. Unsanft schlug ich auf dem Boden auf und schrammte mir dabei die Handflächen auf, doch ich achtete nicht auf den brennenden Schmerz, der sofort einsetzte.

Stolpernd lief ich zur riesigen Tür und glitt hindurch. Im Nachhinein kann ich nicht sagen, wie ich es schaffte, aber ich kam irgendwie im zweiten Stock an, wo ich sofort die beiden Dämonen sah. Abrupt endete der Schmerz und ich blinzelte benommen.

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