Kapitel 21✨

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„Da wären wir!", sagte Jacob, hielt die Schlüsselkarte vor den Scanner und ein leises Tuuut! erklang.

Anschließend hielt er mir galant die Tür auf und ich humpelte hinein.

Der Rollstuhl war mittlerweile durch Krücken ersetzt worden und ich konnte wieder alleine gehen. Heute morgen hatte man mich entlassen.

Ich lächelte und ließ mich auf das Bett sinken.

Endlich raus aus dem Krankenhaus.

Auch wenn das Hotel nicht unser Zuhause war, es fühlte sich vertrauter an als das kahle, weiße Krankenhauszimmer, in dem es stets nach Desinfektionsmitteln und sterilen Betten roch, egal, wie lange man lüftete.

Auch meine eigenartige Zimmernachbarin würde ich nicht wirklich vermissen.

Sie war 96 und nicht mehr ganz richtig im Kopf. Andauernd hatte sie mir etwas über einen „Schatten" erzählt, der angeblich an mir haftete.

Jacob setzte sich neben mich, legte den Arm um meine Schulter und zog mich an sich. Ich barg meinen Kopf an der weichen Stelle zwischen seinem Schlüsselbein und der Seite seines Halses.

Er lachte leise und das Geräusch jagte mir einen Schauer über den Körper.

Ohne dass ich es wollte wurden meine Augenlider schwer.

„Hey, nicht einschlafen! Wir haben noch was vor, schon vergessen?", erinnerte er mich und stupste mich sanft an der Schulter an.

„Binwach...", nuschelte ich und zwang mich, meine Augen wieder zu öffnen.

Jacob half mir vorsichtig, mich aufzusetzen und stützte mich, damit ich aufstehen konnte.

„So und jetzt Augen zu!", befahl er.

Resigniert seufzte ich. „Sollte ich sie nicht gerade aufmachen? Wieso sagst du mir nicht einfach, wohin wir gehen?"

„Mach einfach die Augen zu!", sagte er.

„Aber wieso?"

„Mach doch einfach."

„Aber dann kann ich nicht laufen!"

„Tja, dann werde ich dich wohl tragen müssen."

„Jacob! Nein! Untersteh dich! Nein, warte...aaaah!" Erschrocken schrie ich auf, als er mich am Rücken und unter den Kniekehlen packte und hochhob.

Ergeben schloss ich die Augen.

„Geht doch!", sagte er und trug mich nach draußen. 

~~~

„Darf ich die Augen wieder aufmachen?", fragte ich zum bereits fünften Mal.

Nach meinem Gefühl liefen wir jetzt schon seit geschlagenen 40 Minuten kreuz und quer durch Los Angeles. Ich war mehr als nur einmal kurz vor dem Einschlafen gewesen. Aber damit musste Jacob zurechtkommen, schließlich hatte er mir befohlen, die Augen zu schließen.

„Nein.", lautete die knappe Antwort, die er mit ebenfalls schon fünfmal gegeben hatte.

Innerlich verdrehte ich die Augen, doch in mir hatte sich das unerschütterliche Gefühl von Geborgenheit und Freude eingenistet, da sich Jacob offenbar wieder einmal etwas total Süßes einfallen lassen hatte.

Ich versank tiefer in seinen muskulösen Armen und atmete tief seinen unverwechselbaren Geruch nach After Shave, Sommer und neuen Büchern ein. Es grenzte an ein Wunder, dass er noch nicht müde wurde oder einen Krampf in den Armen bekommen hatte, so lange wie er mich schon durch die Gegend schleppte.

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