Einige Wochen vergingen, in denen ich weiter mit Jacob trainierte, Caleb weiterhin der größte Idiot blieb, den ich je kennen gelernt hatte, ich mich oft mit Josh traf und weiterhin an meinen Kräften arbeitete - mehr oder minder erfolgreich. So etwas wie der Dämonenangriff in meinem eigenen Zimmer kam nicht mehr vor und auch anderswo war es ruhig. Die Frau vom Klamottenladen hatte sich gemeldet und ich war offiziell ins Team aufgenommen worden. Also fügte sich zu meinen anderen Verpflichtungen eine weitere hinzu, aber immerhin konnte ich damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, nämlich Caleb zu beobachten und gleichzeitig Geld zu verdienen.
Eines Nachts jedoch konnte ich absolut nicht einschlafen. Etwas sagte mir, ich sollte wach bleiben, aber ich war unglaublich müde und wollte nur noch in einen beruhigenden Schlaf sinken.
Unruhig wälzte ich mich hin und her und versuchte es ein ums andere Mal. Doch ich kam nur zu einem einzigen Schluss. Ich konnte einfach nicht. Irgendwas war komisch, doch sosehr ich mich auch bemühte, ich kam einfach nicht darauf, was es war.
Schließlich gab ich auf, schlug die Decke zurück und schlich ins Wohnzimmer, um Jacob nicht zu wecken. Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, beschloss ich, ein wenig mit meinen Kräften zu trainieren. Das konnte ja nicht schaden.
Ich füllte eine Karaffe mit Wasser und stellte ein leeres Glas daneben. Dann streckte ich meine Hand zum Wasser und konzentrierte mich. Ich dachte an nichts anderes, außer an das Wasser in der Karaffe und dass ich es unbedingt bewegen wollte. Ich stellte mir vor, wie es sich aus der Karaffe hob, ein kleiner flüssiger Ball, und formte gleichzeitig mit den Händen die Luft, um es besser zu veranschaulichen.
Wenn das hier nicht funktionierte, dann würde ich endgültig aufgeben, denn ich konzentrierte mich wirklich mit all meinen Sinnen nur auf dieses bescheuerte Wasser.
Da ging kaum merklich eine Bewegung durch die Karaffe, das Wasser schlug kleine Wellen, die immer größer wurden und sich schließlich zu allen Seiten teilten. Ein kleiner Ball aus Wasser, genau so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, trat an die Oberfläche, schwebte über den Rand des Gefäßes und flog genau über die Öffnung des Glases.
Ein kleiner Schweißtropfen lief mir über die Stirn. Das hier war anstrengender als gedacht.
Ich ließ das Wasser langsam in mein Glas sinken und zerstörte damit die Kugel.
Aber ich hatte es geschafft. Ich hatte mir Wasser eingeschenkt, ohne dass ich die Karaffe berührt hatte. Eine unglaubliche Euphorie durchströmte mich und ein breites Grinsen erschien auf meinem Gesicht.
In diesem Moment hörte ich es. Es war ein unterdrücktes Keuchen und es kam aus der Richtung, in der Jacobs Zimmer lag.
Der Schreck fuhr mir durch die Glieder und die eben noch dagewesene Freude schwand mit einem Schlag. Was, wenn er gerade von Dämonen angegriffen wurde? Was, wenn er verwundet war? Was, wenn...
Nein.
Das brachte doch jetzt auch nichts. Ich unterbrach mich selbst in Gedanken und lief zielstrebig auf seine Zimmertür zu. Dass meine Knie zitterten und mir das Herz bis zum Hals schlug ignorierte ich einfach. Ich wappnete mich innerlich für den Anblick der Dämonen und versuchte, trotz allem einen kühlen Kopf zu bewahren. Nach einem kurzen Moment drückte ich die Klinke hinunter und öffnete die Tür.
Ich hätte alles erwartet. Von einem gewaltigen Dämonenangriff bis hin zu einem simplen Albtraum. Doch nichts hätte mich darauf vorbereiten können, welch ein Anblick sich mir bot.
Jacob war nicht verletzt oder in einen Kampf verwickelt - im Gegenteil. Er schien sich prächtig zu amüsieren.
Sein Körper lag eng angeschmiegt an dem einer hübschen Blondine, die er an die Wand drückte und heftig küsste.
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Fantasy„Sein Leben ist wichtiger als deins. Und du musst es um jeden Preis beschützen." Der 17-jährigen Hazel O'Connor ist eine besondere Zukunft vorhergesehen. Sie ist, wie auch ihre Familie, ein Schutzengel. Sie freut sich sehr darauf, von nun an einen...