„Hast du...hast du da gerade...", stotterte Jacob.
„Ja."
Noch immer völlig überrumpelt wischte er sich über das Gesicht, um es zu trocknen. Dabei sah er so dämlich aus, dass ich einfach loslachen musste. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dabei den einen oder anderen Spritzer Chai wieder ausspuckte, aber in dem Moment war mir das egal.
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, saßen wir eine Weile schweigend da. Ich trank mein Getränk aus und eröffnete Jacob meine Pläne für den Nachmittag.
„Ich habe vor, Caleb noch mal zu besuchen. Immerhin ist er ja mein Schützling und ich habe meine Pflichten in letzter Zeit wirklich vernachlässigt.", gab ich zu. Auch, wenn ich nur wegen meinem Krankenhausaufenthalt verhindert gewesen war -- ich fühlte mich schlecht deswegen.
Jacobs nicht vorhandene Begeisterung wahr ihm deutlich anzusehen. „Mmh.", brummte er.
Um ehrlich zu sein, hatte ich selber keine Lust, aber ich hatte nun mal die Aufgabe bekommen, ihn zu beschützen. Selbst wenn er ein Idiot war.
Ich stand auf, warf meinen Becher in den Mülleimer und verabschiedete mich mit einem kleinen Kuss bei Jacob.
„Bis später.", flüsterte ich und Jacob strich mir sanft über meine Wange.
Wenig später fiel die Haustür mit einem Klacken ins Schloss und ich stand im Flur. Vielleicht würde Caleb nach den gestrigen Ereignissen ja freundlicher sein?
~~~
Diesmal klopfte ich an die gigantische, aus dunklem Holz bestehende Eingangstür. Irgendwie erschien es mir unhöflich, einfach so zu erscheinen, auch wenn ich es gekonnt hätte. Außerdem würde es auf lange Sicht gesehen Misstrauen wecken und etliche Fragen aufwerfen, die ich lieber vermeiden wollte.
Wie erwartet öffnete Caleb die Tür.
Was ich allerdings nicht erwartet hatte, war, dass er außer einer schwarzen Jogginghose nichts trug.
Kein. Shirt.
Er lehnte sich lässig in den Türrahmen und blickte mich von oben herab an.
Ich blinzelte. „Ehm...Hi, ich...bins..." Sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte den Blick nicht von seinem muskulösen Oberkörper abwenden.
Als es mir schließlich doch gelang, bedachte mich Caleb mit einem amüsierten Funkeln in seinen Augen. So wirkte er jungenhaft und fast...freundlich?
„Was willst du?"
Jäh unterbrach sein barscher Tonfall die positive Überraschung und holte mich zurück in die Realität. Ehe ich jedoch antworten konnte, legte sich seine Stirn in Falten und er erhob erneut seine Stimme.
„Wer bist du überhaupt?", fragte er.
Erstaunt weiteten sich meine Augen. Er kannte mich doch bereits! Aber augenscheinlich hatte er das vergessen. Nach dem ersten kurzen Moment der Verwirrung überkam mich jedoch ein zufriedenes Gefühl. Jetzt hatte ich die einmalige Gelegenheit, alles noch mal besser zu machen und die Sache mit dem Schinken aus meinem — und seinem — Gedächtnis zu radieren. Ich atmete tief durch und richtete mich auf, um einen selbstbewussten Eindruck auf Caleb zu machen. Was er konnte, konnte ich auch.
Oder?
„Mein Name ist Hazel O'Connor. Ich...bin noch nicht so lange in Los Angeles und ich wohne hier ganz in der Nähe. Dein Haus hat mich sofort beeindruckt und da dachte ich, eine nette Bekanntschaft schadet ja nie."
Okay... ich hätte ein klein bisschen weniger schleimen können, aber das schien mir der einzige Weg zu sein, nicht auf Anhieb sein Missfallen zu wecken. Für gewöhnlich mochten es die arroganten Typen doch, wenn man ihnen schmeichelte. Zumindest in allen Büchern, die ich gelesen hatte.
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Fantasia„Sein Leben ist wichtiger als deins. Und du musst es um jeden Preis beschützen." Der 17-jährigen Hazel O'Connor ist eine besondere Zukunft vorhergesehen. Sie ist, wie auch ihre Familie, ein Schutzengel. Sie freut sich sehr darauf, von nun an einen...