Hazels P.O.V.
„Kämpfen?" Calebs Stimme wackelte bedenklich.
Ach was, jetzt zog der sonst so mutige Löwe den Schwanz ein?!
„Ja. Los, komm.", flüsterte ich und zupfte ihn drängend am Ärmel. Er wischte meine Hand in einer fließenden Bewegung weg und hielt mich an beiden Handgelenken fest, sodass ich mich zwangsläufig zu ihm umdrehen musste.
„Was ist denn jetzt?", hakte ich verärgert nach. Ich verstand seine Reaktion nicht, schließlich war er es doch gewesen, der einen Kampf vorgeschlagen hatte, oder nicht?
„Wolfgang, das ist Selbstmord! Die sind eindeutig in der Überzahl. Das mit dem Kämpfen war doch nur ein Scherz!", zischte er, doch ich sah die blanke Angst in seinen schönen, grünbraunen Augen aufflackern.
Verwirrt blinzelnd ließ ich mich auf den Boden fallen. Aber wenn wir nicht kämpften, hier nur tatenlos herumstanden, dann...war es vorbei. Und zwar mit uns beiden.
Dann hätte ich versagt.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Er konnte meinetwegen hier bleiben, aber ich würde garantiert nicht darauf warten, dass Brian uns fand und umbrachte. Ich würde uns retten oder es zumindest versuchen...
Erfüllt von neuer Energie und Sicherheit stand ich auf und achtete nicht auf Calebs geflüsterte Warnungen, als ich hinter den Pflanzenkübeln hervortrat und mich an ein paar riesigen Felsbrocken vorbeischob.
Die Dämonen brauchten nur nach hinten zu sehen, dann hätten sie mich.
Geistesgegenwärtig sprang ich hinter einen der Felsbrocken und verbarg mich so vor ihren Blicken. Solange ich nicht direkt vor ihnen stand, durften sie mich nicht sehen.
Vorsichtig spähte ich an der scharfkantigen Seite des Felsens und beobachtete das rege Treiben vor mir. Zunächst erkannte ich keinerlei System hinter ihren Bewegungen, ihren Schritten. Doch dann filterte mein Unterbewusstsein einige, winzige Dinge heraus, die mir vorher nicht aufgefallen waren.
Ungefähr alle dreißig Sekunden erreichte das Chaos von durcheinander wuselnden Dämonen seinen Höhepunkt. Und das war der Augenblick, in dem sie den Platz mit einem anderen Dämon wechselten.
Das half mir zwar nicht, sie zu überraschen, und um ehrlich zu sein verstand ich auch den Sinn dahinter nicht, doch mir sollte es recht sein, denn dann konnte ich mich in dem Chaos vielleicht unbemerkt ans andere Ende des Saals schleichen.
Plötzlich spürte ich ein zartes Tippen an meiner Schulter und zuckte erschrocken zusammen, ehe ich mit geballten Fäusten herumfuhr und mich in Kampfstellung brachte.
Ich hätte Caleb erwartet, aber er war es nicht. Stattdessen stand ich einem zierlichen, jungen Mädchen gegenüber. Sie konnte höchstens sechs oder sieben sein. Dennoch ließ ich meine Abwehrhaltung nicht fallen. Wer wusste schließlich, ob das hier nicht einfach nur ein Trick war? Ihre roten Augen jedenfalls erweckten keinen besonders vertrauenswürdigen Eindruck, denn wer konnte schon sagen, ob sie mich nicht verraten würde? Die Dämonen, die ich bisher hier kennengelernt oder gesehen hatte waren immer sehr treu gegenüber ihrer Königin gewesen.
„Wer bist du?", fragte ich misstrauisch und eindringlich. Mein Tonfall ließ das Mädchen zurückschrecken und beinahe wäre sie hinter dem Felsbrocken hervorgekommen, doch ich hielt sie im letzten Moment am Ärmel ihres schäbigen, zerfransten Kleids fest. Sie durfte uns nicht verraten.
Schnell wand sie sich wieder aus meinem Griff und presste sich eng an die raue Felswand, so als würde ich sie nicht sehen, solange sie so verharrte.
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Fantasy„Sein Leben ist wichtiger als deins. Und du musst es um jeden Preis beschützen." Der 17-jährigen Hazel O'Connor ist eine besondere Zukunft vorhergesehen. Sie ist, wie auch ihre Familie, ein Schutzengel. Sie freut sich sehr darauf, von nun an einen...