7.

2.6K 98 2
                                    

Pov Jane

Klingelschild: Hesse.
Wieder da. Wieder Zuhause.
Ich klingel.
Die Nacht auf der Straße habe ich gut überlebt, geschützt von pappkartons habe ich ausgeharrt, bis der Tag wieder anbricht.
Schon an den Schritten erkenne ich, dass es Nico ist, der mir öffnen wird.
"Aha. Wieder abgehauen.", spuckt der arrogante Tölpel mir zur Begrüßung entgegen.
"Ja.", erwiedere ich ihn kalt. Ich versuche mich an ihn vorbei zu drücken, in der Hoffnung, dass er mich in Ruhe lässt.
"Nicht so hastig, junge Dame.", grob packt er mich am Kragen meines T-Shirts. Der Druck auf meinen Hals lässt mich nach Luft schnappen.
"Loslassen!", röchel ich.
Doch Nico reißt meinen Kopf an meinen Haaren erbarmungslos nach hinten. "Sei nicht so frech. Du kannst dankbar sein, dass ich dir ein Dach über dem Kopf biete."
Er verpasst mir einen Tritt in den Rücken, sodass ich unsanft auf allen vielen Lande. Wieder reißt er mir an den Haaren und zwingt mich, in seine kalten blauen Augen zu starren. "Du bist ein kleines Stück Dreck, Jane."
Endlich lässt er von mir ab, jedoch nicht ohne mir noch einmal die Ferse in die Rippen zu rammen.
Schmerzerfüllt keuche ich auf, verharre auf den dreckigen Boden, bis der Schmerz langsam abklingt.
Vorsichtig rappel ich mich auf.
Das wird Einen blauen Flecken geben.
Nico scheint sich wieder im Wohnzimmer verschanzt zu haben, wo er sich angeregt mit meiner Mama unterhält.
Solange er abgelenkt ist, tut er mir auch nichts.
Schnell schlüpfe ich ins anliegende Bad, wasche mein Gesicht und putze mir die Zähne.
Ein leises knarren der Tür lässt mich zusammenfahren.
Ein bleiches Gesicht erscheint im Türrahmen.
"Jane...", ihre Augen sind gerötet. Hat sie geweint? Oder Kokain konsumiert.
Wenn eine Tochter sich das fragt, läuft etwas gewaltig schief.
"Was gibt es denn, Mama?" Beiläufig trockne ich mir meine Hände am Handtuch ab.
"Es geht um... Nico.", ja, wohl eher Drogen. Ihre Pupillen sind weit. "Ich... Wir brauchen Geld."
Schon?! Innerhalb eines Tages 650 Euro verpulvert? Warum?
"Was ist mit dem Geld von gestern?"
"Ein paar Kumpel von Nico haben es gebraucht."
Gebraucht. Das heißt, sie haben davon Drogen gekauft.
"Dann soll dein Nico doch arbeiten gehen.", antworte ich einfach.
"Das geht doch nicht... Jane, wir brauchen das Geld.", flehendlich sieht sie mich an, als wäre ich ihre einzige Hoffnung. Als ob sie mich noch lieben würde. "Bitte. Tu es für mich. Für deine Mama."
Ich schlucke. Wie oft habe ich mir schon gewünscht, ich könnte diese Frau hassen. Dafür, dass sie mich ausnutzt, zulässt, dass ihre eigene Tochter ihren Körper verkauft. Obwohl sie noch minderjährig ist. Wie gerne würde ich vergessen, wie sie vor Papas Tod War, bevor die Sucht angefangen hat. Als ich noch ihre geliebte Tochter War.
"Also gut. Ich gehe morgen wieder."
Sie versucht sich an einen lächeln, präsentiert mir ihre fehlenden und schlecht gepflegten Zahlreihen.
"Danke. Und vergiss nicht... Ich liebe dich Jane."
Lüge. Wir wissen es beide. Sie hat vor neun Jahren aufgehört, mich zu lieben.
Schwach lächel ich zurück. "Ich liebe dich auch, Mama."

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt