14.

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Pov Paul

"Was das wohl bedeutet...?", der Chef runzelt seine Stirn und liest meinen Bericht noch einmal durch. "Warum sollte es sie denn nicht geben?"
"Ich hab absolut keine Ahnung.", schnaufend lehne ich mich in meinen bürostuhl zurück und fahre mir mit der Hand über mein Gesicht. "Und was macht sie und diesen Viertel und was hat sie mit diesen Alex Behr zu tun?"
Vorsichtig streiche ich über das Phantombild von ihr. Wer ist nur dieses Mädchen?
"Wenn wir doch wenigstens ihren Namen wüssten...", Klaus klappt die Mappe zu und klemmt sie sich unterm Arm. "Na ja... Ich bin mir sicher, dass wir sie wiederfinden."
"Hoffentlich.", seufze ich. "Ein Kind hat in den Viertel nichts verloren."
Dieser Einsatz begleitet mich seit den letzten drei Tagen durchgängig. Und das obwohl ich doch sonst so gut darin bin, eben solche Einsätze nicht mit nach Hause zu nehmen.
Ich erinnere mich immer noch an diese pure Verzweiflung in ihrer Stimme. Und dann ist sie noch so jung.
"Noch eine Sache.", der Ton in Klaus Stimme ändert sich. Jetzt ist er wieder der etwas strengere Chef. "Du hattest die Chance, das Mädchen festzunehmen. Du hattest sie am Arm festgehalten. In der Zeit hättet ihr den Zaun aufschneiden können. Warum hast du es nicht getan?"
Locker zucke ich mit den Schultern. "Ich hatte eben nicht die Möglichkeit, den Zaun zu zerschneiden. Sie war ziemlich am bluten, hätte sie versucht sich loszureißen, während ich ihr da am verletzten Arm rumhantiere... Es wäre sogar möglich gewesen, dass sie sich losreißen könnte und dann blutend weggerannt wäre. Nein. So konnte ich ihr wenigstens etwas helfen."
Anerkennend klopft er nur auf die Schulter. "Du hast ein verdammt gutes Herz, weißt du das eigentlich, Paul?"
Verlegen sehe ich weg. Zu viel des Lobes.
"Ach, und noch eine letzte Sache...", der Dienstgruppenleiter zieht ein dünnes Blatt Papier aus der Hosentasche. "Das, mein lieber...", er überreicht mir das Blatt Papier. "Sind deine Urlaubstage."
Langsam entfalte ich den zettel. 54.
"Komm schon. Nimm dir mal frei. Du hast es verdient."
"Ach was.", unordentlich falte ich das Papier wieder zusammen und stecke ihn wahllos in irgendein fach, das auf meinen Schreibtisch steht. "Ich brauche keinen Urlaub."
"O doch. Den brauchst du. Nimm dir doch einfach mal ne Woche frei. Entspann dich einfach mal. Gönn dir eine Pause."
"Hm.", Unwillig Brummend verschränke ich meine Arme vor der brust. Im Geiste sehe ich mich schon wieder alleine vor dem Fernseher hocken mit einer Pizza als genossen. Nein. Dann arbeite ich Lieber.
"Bist du einsam, Paul?", fragt Klaus mich ruhig.
"Was?", skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Wie kommst du denn darauf?"
"Das ist schwer zu übersehen. Du bist jetzt schon ein paar Jahren auf der Wache, aber seit zwei Jahren muss ich dich immer wieder zum Urlaub zwingen. Du arbeitest an sämtlichen Feiertagen, an denen alle anderen Kollegen sich eine Hand abhacken würden, um frei zu haben. Was ist aus deinen Freunden geworden? Aus deiner Familie?"
Baff sehe Ich zu ihn hoch. Bin ich wirklich so leicht durchschaubar? "Nix. Alles gut."
"Nein, Paul. Eben nicht. Und das weißt du auch."

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt