48.

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Pov Paul

"Alles klar?"
Hier bin ich also wieder. Im Alltag. Im Büro. Als Polizist.
"Ja." Lüge. Aber ich will einfach nicht mehr darüber reden, wie es mir geht.
Scheiße. So fühle ich mich.
Und warum?
Weil ich keine Ahnung habe, wo sie ist. Mal wieder.
Aber dieses Mal ist es anders. Meine Kollegen, meine Freunde, verheimlichen es vor mir.
Das letzte Mal als ich sie gesehen habe, ist sie mit Stephan in diesen gottverdammten Raum verschwunden.
Als ich endlich mit meiner eigenen Befragung fertig war, war sie schon weg.
"Komm schon, Paul. Wir haben gleich Feierabend. Kopf hoch."
Missmutig schenke ich Hannah einen eher scharfen Blick. Sie hat leicht Reden. Ist ja nicht so, als wäre ich gerne traurig.
"Jaja...", missmutig klicke ich mich durch die letzten Seite des Berichtes, schreibe eine letzte Email, bevor ich mich abmelden und aufstehe.
"Bin dann mal weg.", gerade will ich mich auf den Weg in die Umkleidekabine machen, da eilt Andre auf mich zu. "Post."
"Post?", verwirrt halte ich inne. "An mich?"
"Ja.", mir wird ein weißer Briefumschlag in die Hand gedrückt. Als ich ihn umdrehe, sticht mir nur die Adresse des Polizeireviers und mein Name entgegen. "Von wem ist der?"
"Keine Ahnung.", mein Kollege drängt sich an mir vorbei und macht sich daran die restliche Post durchzugehen.
Verunsichert stopfe ich mir den Umschlg in die Tasche.
Seltsam... Seit wann kriege ich denn Post aufs Revier geschickt?
In den Umkleiden setze ich mich auf eine Bank.
Die Pistole und die Handschellen habe ich sicher weggeschlossen, wie es sich eben gehört.
Seufzend ziehe ich den Brief wieder hervor. Leider ist er etwas in meiner Tasche zerknickt.
Noch einmal bedehe ich mir den Umschlag, der mir keinen Hinweis auf den Absender gibt.
Immer verwirrter Schlitze ich den Umschlag mit einen Finger auf.
Eine schwarze Karte strahlt mir entgegen. Als ich sie herausnehme, fällt mir noch ein weiterer Zettel auf, der unscheinbar dahinter liegt.
Es ist so unheimlich Still.
Warum rast mein Herz?
Warum schwitzen meine Hände?
Die Karte ist doch nicht schwarz, sie schimmert in einen dunklen blauton, zwei weiße Rosen und eine Kerze zieren die Vorderseite.
Und dann ist da dieser Schriftzug.
Der silberne Schriftzug, der im Licht der Neonröhren schwach glänzt.

Wir nehmen Abschied

Mein Magen verdreht sich und mein Kopf fängt am zu brummen. Eine Beerdigung?
Eine Trauerkarte?
Mit einem Mal bin ich mir nichtmehr so sicher, ob ich die Karte aufklappen will.
Stattdessen ziehe ich erst das andere Papier drauf.
Durch das Papier hindurch kann ich einige Burchstaben erkennen, dich am auffälligsten ist wohl die kleine gezeichnete Schneeflocke und das Herz.
Kurz ringe ich mit mir, schaffe es aber genauso wenig diesen Brief zu öffnen, wie auch die Karte.
Ok. Beruhig dich.
Zuerst die Karte.
Alles gut.
Ich habe nie gewusst, dass die dünne Pappe so schwer sein kann.
Auch hier sind es silberne Buchstaben.
Ich braucje kurz Zeit um meine Konzentration auf das Geschriebene zu richten.

Wir müssen Abschied nehmen von
Jane
Das Leben hat sie uns genommen.
In Namen aller Angehörigen.
Die Trauerfeier findet am 13. Dezember auf dem Südfriedhof statt.

Klappernd fällt die Karte zu Boden.

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt