40.

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Pov Paul

Erschöpft vergrabe ich mein Gesicht in meinen Kissen. Ein langer Arbeitstag.
Mein Handy vibriert.
Blind taste ich nach den kleinen Gerät.
"Ja?"
"Hallo Paul. Störe ich dich?"
Verwirrt kneife ich meine Augen zusammen.
"Entschuldigung, aber wer sind Sie?"
Diese Stimme ist mir so verdammt vertraut. Und ich habe Angst, dass es diese eine Person ist, von der ich nichts wissen will. Die ich schon so lange hinter mir gelassen hatte.
Es herrscht ein kurzes Schweigen. Ich kann ihren Atem hören. Zittrig, als wäre sie genauso aufgeregt wie ich.
"Du... Du erkennst mich nicht?"
Es tut weh. Sie ist es.
"Was willst du?" Sei kalt, Paul. Du darfst sie nicht an dich heranlassen. Ich kann ihr nicht einfach vergeben.
"Ich wollte mit dir reden."
"Es gibt nichts zu sagen.", antworte ich trocken, will schon auflegen. Aber es geht nicht. Ich kann mich nicht dazu bewegen, sie wegzudrücken. Nach all den Jahren, nach der ganzen Scheibe, die zwischen uns passiert ist, ist sie doch immernoch meine Mutter.
"Doch. Wir müssen Reden."
Sie hört sich alt an.
"Ich habe dir alles gesagt."
"Paul, denkst du dass dein Papa-"
"Papa ist tot.", ein Kloß bildet sich in meinem Hals. "Oder hast du das vergessen?"
"Nein, natürlich nicht. Aber es ist wichtig, dass wir reden. Kann ich vorbeikommen?"
Ich bin baff. Meine Hände schwitzen, mein Herz rast. "Nein. Ganz sicher nicht."
"Bitte."
"Denkst du nach all diesen Jahre.", meine Stimme ist lauter, als ich wollte, wütender als ich wollte. "Nach den ganzen Streitereien, weil ich für dich meinen Dienst hinschmeißen sollte nur weil du Angst hattest, dass ich wie mein Vater Ende. Weil du nie gemerkt hast, dass mein Job genau das ist, was ich immer wollte?"
"Es tut mir leid..."
"Nein!", jetzt schreie ich. Laut. Zornig. Und es tut auf eine Art gut meine Wut endlich freizulassen, aber es tut auch weh. "Ein 'Tut mir leid' macht das alles nicht ungeschehen, verstehst du? Du wolltest mir das wegnehmen, was ich am meisten liebe."
"Paul...", sie weint. Ich habe meine Mutter zum weinen gebracht.
Ich muss schlucken. Das wollte ich nicht. Es tut weh.
"Ich will nur, dass wir uns vertragen. Bitte."
"Ich weiß nicht.", meine Stimme ist flach. Beinahe leblos. Genauso wie ich mich fühle. Tot.
"Bitte.", fleht sie. "Bitte."
Nach einigen Momenten Ruhe fügt sie hinzu: "Ich liebe dich."
Mein Herz setzt einen Schlag aus. Mit einer Hamd Wische ich mir eine Träne aus den Augenwinkel.
"Ich will nicht mit dir reden.", Presse ich hervor. Ich weiß, dass ich mich selbst belüge. Sie ist meine Mutter. Bis zu dem Streit hatten wir ein gutes Band zueinander.
"Bitte. Nur ein letztes Mal-"
"Tut mir leid."
Mit einer einzigen Bewegung beende ich den Anruf.
"Fuck!" Wütend schleudere ich mein Handy durch den Raum. Mit einen hässlichen Krachen prallt es von der Wand ab. "Fuck!"
Ich krümme mich zusammen. Ich hasse es. Ich hasse mich.
Meine Hände krallen sich in den weichen Stoff der Matratze. Sie gibt mir wenigstens etwas Halt.
Ich lasse meine Tränen einfach laufen.

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt