32.

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Pov Paul

"Was ist denn hier los?"
Hinter mir fällt die Tür der Wache ins Schloss.
Aus einen der Büros höre ich drei oder vier Personen durcheinanderreden.
Moritz steht hinter dem Tresen. "Du hast es noch nicht mitbekommen?"
"Was denn?", angestrengt versuche ich einige Wortfetzen aus den Stimmgewirr herauszuhören. Keine Chance.
"Sie ist weg."
"Wer?" Mit einen unguten Gefühl ziehe ich die Augenbrauen zusammen.
"Das Mädchen.", seufzend sieht Moritz von den Unterlagen auf. "Ist gestern aus den Krankenhaus ausgerissen. Ein Wunder bei ihrem Zustand."
"Warte...", in meinen übermüdetem Kopf rattert es. "Jane? Jane ist wieder weg?!"
"Ja, aber..."
Ohne weiter auf ihn zu hören, wende ich ihn den Rücken zu, nur um die Tür zum Büro aufzureißen. Ohne zu klopfen.
Zunächst bemerken sie mich nicht einmal.
Klaus, Stephan, Andre und ein Arzt. So wie es scheint führen sie gerade eine hitzige Diskussion.
"Wo ist sie?"
Meine Stimme geht in der Lautstärke unter.
"WO IST JANE?!"
Ruhe.
Klaus sieht mich an. Vorwurfsvoll. Ernst. "Du bist nicht in den Fall involviert."
"Na und?", gebe ich gereizt zurück. "Das ist mir egal. Ich will wissen, wo sie ist."
"Paul...", Moritz erscheint hinter mir, legt mir beruhigend eine Hand auf die Schulter.
"Nein, lass mich.", wie ein trotziges Kleinkind entwinde ich mich seiner Hand. "Das Mädchen muss in Sicherheut sein!"
"Moritz, kannst du ihn bitte rausbringen?", bittet Klaus den Kollegen.
In diesen Augenblick empfinde ich nur Wut. Wut auf Klaus, weil er mich weggeschickt, Wut auf Jane, weil sie wieder abgehauen ist und Wut auf mich. Weil ich es nicht geschafft habe, auf sie aufzupassen.
Geschlagen trete ich ein Stück zurück, lasse die Tür zufallen.
"Komm, wir holen uns einen Kaffee.", meint Moritz versöhnlich. "Ist noch früh."
Wortlos folge ich ihn in die Küche.
So eine Scheiße.
Wo sie wohl ist?
"Mach dir keinen Kopf, wir werden sie finden."
Erst als ich eine dampfende Tasse in die Hand gedrückt bekomme, enden meine wirren Gedankengänge.
"Du hast leicht reden.", missmutig schwenke ich die dunkle Flüssigkeit herum.
"Ist sie dir wirklich so wichtig?"
"Ja."
Allein bei den Gedanken, dass sie den Winter vielleicht alleine in der tödlichen Kälte verbringen muss, macht mir Angst. Ich hab keinen Bock, ihren tiefgekühlten Körper leblos auf einer Straße vorzufinden.
Und dann ist sie noch so jung...
Ein schrilles Klingeln ertönt.
"O Sorry. Ich muss an den Tresen." Mein Kollege verschwindet schnell aus der Küche.
Auch ich mache mich widerwillig auf den Weg zu meinen Büro. Muss ja sein.
Am Tresen steht eine alte Dame, ungepflegt, verdattert und sichtlich aufgebracht.
"Kannst du der Dame vielleicht ein Wasser bringen?", bittet Moritz mich.
"Wird gemacht." Ich stelle kurz die Tasse ab, bevor ich wieder in die Küche gehe und ein Glas mit Wasser befülle.
Währenddessen höre ich neben den undurchsichtlichen Lärm von den anderen die Frau auf Moritz einreden. Genauer höre ich ihr aber nicht zu. Was wird schon sein?
"Einmal das Wässerchen.", freundlich lächelnd übergebe ich ihr das Glas.
Moritz hingegen scheint beunruhigt.
"Alles gut?", frage ich nach.
Ohne mir zu antworten drängt er sich um den Tresen, läuft an meinen verdutzten Gesicht vorbei und klopf an das lärmende Büro.
Jetzt ist auch meine Neugier geweckt.
"Gestern wurde in die Wohnung eingebrochen."

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt