Pov Paul
Ich muss hier raus. Dringend.
Kurzerhand schnappe ich mir meine Jacke. Meine Wohnung quetscht mich ein.
Ich nehme nur meine Schlüssel mit.
Mein Handy ist sowieso Schrott.
Überstürzt verlasse ich die Wohnung.
Draußen schlägt mir eine eisige Kälte entgegen.
Aber es ist mir ziemlich egal.
Einfach laufen.
Alle paar Meter muss ich mir die Tränen aus den Augen wischen, damit ich überhaupt etwas sehen kann.
Ich wollte abschließen. Mit der ganzen Scheiße, die passiert ist.
Und dann kommt ein einziger Anruf und macht mir alles kaputt.
Nach einer Weile aggressiven Herunlaufens öasse ich mich einfach auf den oden gleiten, lehne mich an die Häuserwand.
Keine Ahnung wo ich bin. Ist mir im Moment auch ziemlich egal.
Ich lege den Kopf in den Nacken, atme tief durch. Die kalte Nachtluft füllt meine Lungen. Meine Atmung wird tiefer, regelmäßiger.
So ist es gut. Runterkommen.
Die Laternen scheinen gelblich auf die unbefahrene Straße.
Für einige Sekunden schließe ich meine Augen. Meine Gedanken kreisen um den Anruf, darüber, wie verzweifelt sie geklungen hat.
Sofort fließen mir Tränen über die Wange. Ich lasse es zu. Lasse zu, dass sie mir über die Wangen laufen, mir vom Kinn Tropfen.
Wie ich es in der Therapie gelernt habe. Schmerz zulassen.
Als ich etwas kaltes auf meiner Nasenspitze spüre, öffne ich meine Augen.
Schnee.
Der erste Schnee dieses Jahres.
Er wird nicht liegen bleiben, sondern sofort schmelzen. Und vielleicht sogar gefrieren. Das wird gefährlich. Wir können wieder mit mehr Verkehrsunfällen rechnen...
Leise lache ich. Den Polizisten in mir werde ich wohl nie loswerden. Da stecke ich gerade bis zum Hals in einer psychischen Ausnahmesituation und kann nur daran denken, dass ich in nächster Zeit viel Arbeit haben werde.
Kopfschüttelnd verschränke ich meine Arme vor der Brust.
Auf der Arbeit hat sich alles wieder beruhigt.
Ich habe jeden einzelnen klar und deutlich gesagt, dass es mir gut geht, auch wenn ich eine Therapie mache.
Und auch, dass ich noch nicht bereit bin, mit meinen Kollegen darüber zu reden. Sie haben es akzeptiert.
Eine dicke Schneeflocke wirbelt durch die Gegend, trifft auf den Boden, wo sie sofort schmilzt.
Ich mag Schnee. Als Kind habe ich immer einen Schneemann gebaut. Ich war immer so traurig, wenn er geschmolzen ist. Kindisch, ich weiß. Aber es war so schön, ihn zusammen mit Papa aufzubauen, ihn eine Karotte als Nase ins Gesicht zu drücken.
Papa...
Er ist schon lange tot. Schon fast fünf Jahre.
Viel zu gut erinnere ich mich an den einen Tag, an den Anruf.
Dad war Polizist, genauso wie ich. Ein verdammt guter Polizist.
Wäre da nicht dieser eine Fehler gewesen...
Es war Winter. So wie jetzt hatte es geschneit und dann gefroren. Glatteis.
Es gab einen Überfall, die Täter sind ins Auto gestiegen und weggefahren.
Mein Papa und sein Kollege hinterher.
Sie hätten sie nicht verfolgen dürfen. Es war zu gefährlich.
In einer Kurve sind sie ins Schleudern geraten und mit einen Auto zusammengekracht.
Mein Papa war sofort tot, sein Kollege verlor den Kampf nach drei Tagen.
Und Mama...
Ist es nicht normal dass sie sich Sorgen macht?
Kopfschüttelnd sehe ich den weißen Flocken zu, wie sie im Wind herumwirbeln.
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Wer Bist du Nur?
FanfictionPaul Richter, 28 Jahre alt, Polizist mit Leib und Seele. Sie, Missbraucht, geschlagen, Tochter einer Heroinabhänhigen. Zwei Geschichten. Doch immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Während sie Alles daran setzt, ihrer Mutter das nötige Geld zu bescha...