22.

2.3K 102 3
                                    

Pov Paul

"Das is ja mal ein Ding." Der Chef sieht in die Runde. "Also das hab ich in meiner gesamten Polizeilaufbahn noch nie erlebt. Paul?"
"Ja?"
"Was haben wir jetzt an neuen Informationen über das Mädchen?"
Ich stehe auf, spüre alle Blicke an mir kleben. Wir alle interessieren uns für den Fall.
"Also...", beginne ich. "Behr konnte uns weder Ihren Namen, noch ihre Adresse nennen. Allerdings wissen wir jetzt, dass ihr Vater ein gewisser Nico Hesse ist."
"Nico Hesse?", meldet sich eine ganz aufgeregte Stimme.
Ruckarteig drehen sich alle Gesichter den glatzköpfigen Mann zu.
"Micha?", der Chef ist schlichtweg verwirrt.
"Ja. Ich War vor ein paar Tagen bei ihm, wenn Verdacht auf BTM. Der wohnt im unschönen Viertel Kölns.", schon allein der Gedanke daran lässt meinen sonst so aufgeweckten Kollegen zusammenzucken. Nicht vorzustellen, was das Mädchen da erlebt haben muss.
Es klopft an der Milchglasscheibe des Konferenzraumes.
"Ja?"
Stephan steckt seinen Kopf hinein.
Sofort füllt sich der Raum mit der schockieren Aufgeregtheit des Polizisten. Diese tritt nun ganz in den Raum und hält eine kleine Kamera hoch.
"Das solltet ihr euch anschauen. Jetzt."
Vorsichtig nehme ich ihn das Gerät aus den Händen.
Ich begutachte die kleine Kamera. Eine typische Ausstattung für einen Laden. Versteckt. Für den Dieb praktisch unsichtbar.
Jetzt auch ungeduldig setze ich mich hinter Einen Computer. Hinter mir höre ich Stühle Rücken und schließlich alle meine Kollegen, die ebenso wie ich gespannt auf den Monitor starren.
"Geh auf Minute 240."
Langsam spule ich vor.
Ein kleines Schuhgeschäft, mitten in Köln.
Eine Kundin tritt ein, die Verkäuferin eilt herbei.
An sich nichts ungewöhnliches.
Als sich die Ladentür allerdings erneut öffnet...
Sofort drücke ich auf Pause.
"Das... Das ist jetzt nicht wahr.", gebannt sehe ich auf das verschwommene Gesicht des jungen Mädchens. "Woher ist das?"
"Die Ladenbesitzerin. Sie will Anzeige gegen unser Mädchen erstatten. Diebstahl.", klärt Stephan auf.
"Unfassbar.", fassungslos zoome ich näher am ihr Gesicht heran. "Sie ist es wirklich."
"Ich nehme an das ist die gesuchte?", mischt sich der Chef dazwischen.
"Ja.", immer noch total überrumpelt von dem Ereignissen fahre ich mir durch mein Gesicht. "Das ist sie."
"Okay. Wir sollten Sie so schnell wie möglich aufsammeln. Die Arme scheint es ja nicht gerade leicht im leben zu haben.", bemerkt Klaus mit Einen ernsten Blick auf den Monitor. "Ich Sorge dafür, dass wir noch mal mit mehreren Einsatzmitteln zu den Haus ihres Vaters fahren."
Er nickte in die Runde, verschwindet dann in sein Büro.
"Das ist so... unfassbar.", seufzend vergrabe ich mein Gesicht in meinen Händen. "So langsam scheint das alles doch tiefer zu gehen als ich dachte... Drogen, Diebstahl... Ich kann es nicht glauben."
Wieder kommt mir der panische, ängstliche Ausdruck dieses verletzlichen Wesens in den Sinn. Wie sie blutend auf der anderen Seite des Zauns saß, wie ich ihr die Wunde verbunden hatte.
'Mich gibt es nicht!', hat sie gesagt.
Wie kann das alles sein? Dieses Mädchen, das beinahe noch ein Kind der ist... Ob sie wohl jemals Liebe erfahren hat?
Was sie wohl alles miterlebt haben muss...
Beschämt vergrabe ich mich noch tiefer in meinen Händen.
Und dann heule ich herum, weil ich angeblich unglücklich bin.

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt