44.

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Pov Paul

Müde gähne ich auf. Zu lange wach.
Jane neben mir starrt der ganzen Zeit ins Leere.
"Und jetzt?", frage ich schließlich.
"Keine Ahnung."
Seufzend wische ich mir einige Schneeflocken von der Hose. "Ich will nicht, dass du auf der Straße lebst. Du bist noch so jung..."
"Ich weiß."
"Also?", bohre ich nach. Sie ist es nicht gewohnt, mit Menschen zu reden, zu lange war sie isoliert von der Gesellschaft aufgewachsen.
"Ich will mich nicht mehr verstecken."
Stumm sehe ich zu ihr.
Sie scheint so viel älter zu sein als sie eigentlich sein sollte. Zu viel ist ihr angetan worden, zu oft wurde sie benutzt.
"Du kannst mit mir auf die Wache gehen. Wir kümmern uns um dich."
Traurig sieht Jane zu mir. "Das geht nicht."
"Warum?" Sie muss weg. Weg von dem allen. Das Mödchen hat es verdient, ein Zuhause zu haben. Ein Zuhause, in dem sie sich sicher fühlen kann.
"Ich habe blöde Dinge getan.", Beiläufig kehrt sie sich die Schneeflocken von der Hose. Sie hinterlassen kleine, feiche Flecken auf den Stoff. "In Psychatrien eingebrochen und... Drogen genommen."
"Hm...", es macht mich traurig. Jane ist kein böser Mensch, der das alles nur aus Spaß macht, nein, sie macht es aus Verzweiflung. "Das ost okay."
Entschlossen schüttelt sie den Kopf. "Nein. Ist es nicht. Ich kann nicht zur Polizei."
"Glaubst du, wir würden dir etwas tun? Dich vors Gericht schleifen?"
Sie schweigt, weswegen ich einfach fortfahre. "Nein. Wir sind auch Menschen. Du musst weg von dem Allen. Weg von der Straße, wenn du eine Zukunft haben willst."
Ihre Unterlippe zittert etwas.
Ich kann nur erahnen, welcher Sturm in ihr tobt.
"Und wenn ich nicht will?", ihre Zimme zittert und das nicht vor Kälte. "Wenn ich nicht mehr kann?"
Ihr Augen treffen meine.
Unwillkürlich muss ich weggehen. Kein Mensch sollte solche Augen haben. So unendlich leere Augen.
"Ich kann nicht mehr, Paul.", ihre Stimme hebt sich an. "Ich kann einfach nicht mehr."
Eine kurze Pause.
Nur ihre leise Schluchzer durchbrechen die Nacht.
Unsicher sitze ich da, weiß nicht, was ich machen soll. Auch ich muss schlucken.
"Mach das es aufhört.", wimmert sie leise. Ihr Gesicht hat sie in ihren Händen vergraben. "Es soll aufhören."
"Ich...", seufzend sehe ich ins Licht und ziehe die Nase hoch. Die Sicht verschwimmt etwas, als mir die ersten Tränen in die Augen steigen. Sie ist ein kaputter Mensch. Zerschrottet von Menschen, die sie lieben sollten. "Ich möchte nicht, dass du weg bist. Du hast ja keine Ahnung wie oft ich im Büro gehockt habe und mir Sorgen gemacht habe. Was macht sie heute? Wo sie wohl ist? Ob es ihr gut geht? Du darfst jetzt nicht gehen."
Jetzt streife ich auch den letzten Rest des Polizisten von mir ab. Ich bin jetzt ich. Ich muss das jetzt mal. Alles rauslassen.
"Jane?"
"Hm?", presst sie zwischen zwei Schluchzern hervor.
"Ich Weine."
Ihr Blick hebt sich. Ihre Augen sind geschwollen und rot, ihre Wangen gkänzen feucht im Licht.
Einen Moment verfolgt sie jede einzelne Träne, sie mir aus den Augen rinnt.
Dann steht sie auf.
"Komm.", das Mädchen hält mir ihre Hand hin. "Wir gehen."

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt