Pov Jane
Es ist ekelhaft, seine eigene Angst riechen zu können. Die Angst, von denen entdeckt zu werden, die mir helfen könnten. Sie sind hier. Im Haus. Ich kann ihre Schritte hören.
Über mir drückt ein Bettgestell und eine Matratze mein Gesicht unbarmherzig auf den staubigen Boden. Nur ein schmaler Streifen Licht erhellt die Dunkelheit.
Der Staub kitzelt mir in der Nase und ich muss ein niesen unterdrücken. Nicht jetzt.
"Ich sage Ihnen doch, ich hab nur zu laut fernsehen gedchaut. Mehr nicht. Ich bin hier alleine.", als Nicolas Stimme gefährlich nahe an meinen Versteck erklingt, reißen ich meine Augen auf.
"Wohnen Sie alleine?", streng. Ernst. Laut. Die Stimme einen Polizisten.
Ein paar Schuhsohlen drängen sich in mein Blickfeld.
"Ich wohne mit meiner Freundin Chiara zusammen. Sie hatte eine harte Zeit. Ihr Exmann hat sie nicht gut behandelt."
Lüge. Lüge. Lüge.
Papa hat uns geliebt. Hat unsere Familie geliebt. Hat mich geliebt. Auch wenn es mich nicht geben sollte.
"Inwiefern nicht gut behandelt?", zweiter Polizist. Von der Stimme her jünger.
"Wissen Sie...", Nicos Stimme trifft nur so voll falschen Mitgefühl.
Was wäre, wenn ich jetzt einfach schreien würde? Einfach mit der Polizei mitgehen würde?
Nein. Das geht nicht. Mama braucht mich.
"Er War nicht wirklich ihr Ehemann. Sie haben inoffiziell geheiratet. Denn er War...", er lässt eine rhetorisch sehr wirksame Pause entstehen. "Er War ein katholischer Pfarrer. Und Sie wissen ja, wie streng sie es mit der Keuschheit nehmen."
"Hm...", der Polizist hört sich betroffen an. Mitfühlend.
Papa hat uns geliebt. Aber er liebte es auch, anderen Menschen Hoffnung zu geben. Andere Menschen mit seinen Beruf glücklich zu machen.
Und da waren dann eben kein platz für mich. Aber er hat sich immer um mich gekümmert. Wenn er nicht so früh gestorben wäre...
"Das tut mir leid. Aber es ist nichts in Sachen von häuslicher Gewalt vorgefallen?"
"Nein." Würde ich es nicht besser wissen, würde ihn denken, dass Nico gebrochen ist. Seine Stimme... Seine Worte. Voller Gefühle und Trauer. "Nicht das ich wüsste."
"Gut. Es scheint ja hier soweit alles in Ordnung zu sein.", die Sohlen entfernen sich ein Stück. "Hier. Ihr Ausweis. Und sehen Sie bitte nicht mehr sicher laut ihre Krimis."
"Das werde ich nicht. Versprochen."
Sie gehen. Die Tür wird geöffnet.
"Dann wünsche ich Ihnen alles Gute, Herr Hesse."
"Danke. Schönen Tag noch."
Tür zu.
Stille.
Ich atme langsam aus. Habe hat nicht bemerkt, daß sich die Luft angehalten hatte.
Einige Sekunden hält die Stille an, bis ihr ein verhaltener brummen ein es wegfahrenden Autos vernehme. Jetzt sind sie wirklich ganz weg.
Umso bedrohlicher wirken die schweren Schritte auf mich, die jetzt langsam wiederkommen.
Nico. Der Lügner. Der elende Lügner.
Die Matratze wird angehoben und durch das hölzerne Bettgestell grinst seine Fratze mir hämisch entgegen.
"Du warst leise. Braven Mädchen."
Mit ausdruckslos Gesichtsausdruck wende ich mich zu ihn hoch. Warum ist er in meinen Leben? Warum liebt meine Mama diesen ekelhaften Mensch, der diese liebe niemals erwidern kann?
"Warum hast du gelogen?"
Sein Grinsen wird noch breiter. "Es ist doch die Wahrheit oder?"
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Wer Bist du Nur?
FanfictionPaul Richter, 28 Jahre alt, Polizist mit Leib und Seele. Sie, Missbraucht, geschlagen, Tochter einer Heroinabhänhigen. Zwei Geschichten. Doch immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Während sie Alles daran setzt, ihrer Mutter das nötige Geld zu bescha...