43.

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Pov Jane

Traurig stolpere ich durch die dunklen Gassen.
Warum? Warum gibt es nicht eine einzige Person auf dieser verschissenen Welt, der ich wichtig bin.
Nach einiger Zeit lasse ich den Schlüsselbund einfach auf den Boden fallen. Ich verfluchen schon beinahe, dass ich aus den Haupteingang geflohen bin. Wäre ich doch bloß wieder auf den Dach gewesen...
Ein Sturz würde mich umbringen.
Ja. Ich hätte auf den Dach sein sollen.
Als ich um die nächste Ecke biege, sehe ich es.
Die ersten Schneeflocken.
Fasziniert strecke ich meine Hand aus, warte, bis ein kleines weißes Ding sich auf mir niederlässt.
Es schmilzt beinahe sofort.
Seufzend Wische ich mir meine Hand an meiner Jacke ab.
Wie soll es jetzt weitergehen?
Es ist alles vorbei.
Alles.
Betrübt schlurfe ich weiter.
Ich könnte zu einer Brücke gehen und springen, ich könnte eine Überdosis nehmen.
Schlechte Aussichten. Dabei dachte ich immer, mein Leben sei mir wichtig.
Mit einen Mal seltsam erschöpft und müde schlurfe ich weiter. Es ist alles so... taub.
Ich atme tief durch und richte mich auf. Nein. Ich will nicht sterben, aber so richtig leben auch nicht.
Als sich mein Blick nach vorne richtet, sehe ich eine dunkle Gestalt an der Straße hocken.
Noch jemand. Noch jemand, der gerade keine Ahnung von allen hat.
Ich schenke ihn keine weitere Beachtung.
Stur sehe ich nach vorne, als ich an ihn vorbeigehe.
Eine Schneeflocke verirrt sich ihn meine Nase.
Sie kitzelt. Meine Nase kribbelt.
Ich muss niesen.
"Gesundheit."
Starr bleibe ich stehen.
"Gesundheit?", verwundert drehe ich mich wieder um, sehe zu der dunklen Gestalt. Die Stimme...
"Ja. Gesundheit. Das sagt man so, wenn jemand niest."
Sein Gesicht dreht sich mir zu.
Durch die Kälte sind seine Wangen gerötet. Das spärliche Licht lässt seine Haut beinahe unheimlich schimmern.
Langsam wandert sein Blick zu meinen Gesicht. Für einen kurzen Augenblick huscht ein Ausdruck der Erkenntnis über seine Augen.
"Du bist es."
Er klingt kein bisschen überrascht.
"Ja.", unsicher mache ich einen Schritt auf ihn zu. "Was machst du hier?"
Ein leises Lachen. Er lacht nicht wirklich, es ist eher ein Ausdruck von Bedauern. Von Trauer.
"Das sollte ich dich fragen."
Immer noch zögerlich setze ich mich neben ihn. Uns beiden geht es nicht gut. Und wir wissen es auch.
"Ich denke gerade darüber nach, ob ich noch leben soll.", beichte ich ihn. Warum? Absolut keine Ahnung. Er ist Polizist, von denen ich die letzten Wochen abgehauen bin. Einer der guten und ich bin eine der bösen.
Paul brummt nur, als Zeichen, dass er mir zuhört.
Genau. Paul. Paul Richter.
"Und ich weiß auch, dass es dir nicht gut geht."
"Woher?", sein Bluck ist starr in den Himmel gerichtet.
"Wer sitzt denn in der Kälte alleine auf der Straße?", ein kleines Lächeln stielt sich auf meine Lippen, das aber sofort wieder verblasst, als ich hinzufüge: "Und ich habe deine Akte gelesen."
Jetzt habe ich seine volle Aufmerksamkeit. "Also warst du das.", die Gleichgültigkeit in seiner Stimme erschreckt mich.
Es ist noch mehr. Mehr als das, was ich gelesen habe. Da sitzt etwas ganz tief in ihm drinnen. Etwas dunkles, unangenehmes.
So wie bei mir.

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt