24.

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Pov Paul

"Ich verstehe das nicht.", angepisst greife ich den Lenker des Streifenwagens etwas fester. "Warum darf ich nicht dabei sein?!"
Meine Laune spiegelt sich auch in meinen Fahrstil wieder. Aggressiv.
"Komm mal runter. Du bringst uns noch um.", versucht Micha mich zu beruhigen.
Mürrisch nehme ich den Fuß von den Gaspedal. "Ja ja. Aber ernsthaft: Was soll das?"
Mein Kollege seufzt. "Ich versteh es ja auch nicht. Aber der Chef hat gesagt..."
"Ich weiß.", unterbreche ich ihn. "Aber trotzdem. Ich wäre lieber mit zum Großeinsatz gefahren."
"Ich doch auch.", erwiedert Michael. "Aber es müssen eben auch welche auf streife fahren."
Immer noch etwas säuerlich murren ich vor mich hin.
In Gedanken bin ich bei meinen Kollegen, die gerade das Haus von Nico Hesse durchsuchen. Und dort hoffentlich auch sie finden. Dieses verfluchte Mädchen, dass mich auch über den Dienst hinaus und meinen Gedanken herumspukt.
"Arnold für den 15-36.", knarrt es aus den Funkgerät.
Kurz Wechsel ich ein Blick mit meinen Beifahrer, dann nimmt er ab.
"15-36 hört."
"Fahrt Bitte zur Königsgasse. Es wurde eine bewusstlose Person gemeldet, minderjährig. Melderin vor Ort, RTW rollt."
Das Navi nimmt von alleine die Route auf, obwohl ich, als alteingesessener Kölner, den Weg natürlich in und auswendig kenne.
Zielstrebig manövriere ich den sperrigen Wagen durch den Verkehr und die volgestopften Straßen.
Nach wenigen Minuten Fahrt kommen wir an. Schon von weitem blinken und die Lichter des schon wartenden RTWs entgegen.
"So, da wären wir.", gekonnt parke Uhr den Wagen, schnalle mich ab und steige aus.
Micha ist mir einige Meter voraus.
Zwei Männer in neonfarbener Kleidung knien über einer kleinen Gestalt, die vollkommen aufgelöste Melderin steht einige Meter abseits.
Sobald sie uns erblickt, hastete sie uns entgegen. "Ach herrje. Gut, dass sie da sind. Das Mädchen... Sie lag einfach auf den Boden, und... Und..."
"Beruhigen Sie sich erstmal.", versucht es mein Kollege. "Die Herren vom Rettungsdienst kümmern sich ja um sie."
An mich gewandt fährt er fort: "Paul, siehst du mal nach?"
"Klar.", kurz lächel ich der Melderin aufmunternd zu, dann wenden ich mich wieder der Verletzten zu.
"Und wie sieht es..."
Ich stocke mitten im Satz.
Ist das ein schlechter Scherz?
Sie kann unmöglich...
Ich meine...
Wie?
Warum?
"M-Micha?", rufe ich. "Das solltest du sehen."
Ich höre die Schritte meines Kollegen hinter mir.
"Sie ist... gesucht.", bringe ich hervor.
Einer der Sanierung blickt auf. "Ja? Wie dem auch sei... Sie ist immernoch bewusstlos. Wir bringen Sie so schnell wie möglich in die Klinik."
"In welche?"
Zum Glück übernimmt Micha. Ich bin gerade etwas von der Spur.
"Klinik am Südring."
Der andere Sanitäter rollt eine Tragen herbei.
"Wir müssen uns etwas beeilen. Sie wird einfach nicht mehr wach."
"Aber warum?", völlig überrumpelt starre ich auf das Mädchen mit den goldbraunen Haaren. Sie ist so blass. Und so dünn.
So hilflos.
"Ach ja.", der Sani übergibt mir ein dickes Bündel Bargeld und eine leere Flasche Wodka. "Das hatte sie bei sich."
Meine Hände zittern, als ich die Gegenstände in der Hand nehme.
Das ist alles so unwirklich.
Ich muss schlucken.
Was passiert hier gerade?
Mit Einen Blick auf den leblosen Körper geht ein Ruck durch meinen Körper.
Wie auch immer diese Fetzen, die ich von ihr gesehen habe, zusammenhängen, eins ist vollkommen klar:
Sie ist keine Täterin. Sie ist das Opfer.

Wer Bist du Nur? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt