Pov Jane
Ohne zu zögern reiße ich das Siegel von der Tür, zerknülle es und werfe es achtlos auf den Boden.
Die werden mich sowieso nicht finden.
Ich schlucke. Wie die Wohnung wohl aussieht? Verwüstet? Durchwühlt?
Das Schloss ist kaputt.
Rohe Gewalt muss darauf eingewirkt haben, so zersplittert wie das Holz der Tür darum ist.
Leise öffne ich die Tür.
Geschockt erstarre ich, meine Augen weit aufgerissen.
Es ist alles... Normal.
Als wäre nie etwas gewesen, als wären Mama und Nico noch hier.
Wo ist Mama eigentlich?
Nico ist mir egal, soll er doch von der Polizei festgenommen worden sein, aber Mama verdient das nicht.
War sie Zuhause, als die Polizei kam? Mit Nico im Wohnzimmer?
Wahrscheinlich. Sie geht nicht allzu oft unter Leute, Nico in letzter Zeit auch nicht mehr.
Lieber verkriechen die beiden sich in ihrer eigenen Welt, in ihren Rausch.
Vorsichtig schließe ich die Tür hinter mir.
Im Dunkeln wage ich es nicht, das Licht einzuschalten. Man würde sofort wissen, dass ich hier bin.
Das Haus kommt mir seltsam tot vor. Nicht dass hier jemals ein lebendiger Ort war, aber trotzdem... Es fehlt etwas.
Langsam wage ich, mich genauer umzusehen.
Es hat sich doch etwas verändert.
Es fehlen die Spritzen im Badezimmer oder im Wohnzimmer.
Was mache ich hier eigentlich?
Ohne zu wissen, wohin mit mir, ohne ein Zuhause.
Ich werde hier nie wieder herkommen können. Das ist das letzte mal, dass ich dieses verhasste Haus betrete.
Und jetzt?
Was soll ich tun?
Ich atme tief durch. Nicht durchdrehen, sondern einen Plan machen.
Was ist jetzt an wichtigsten?
Es wird kälter, es ist Herbst, ich brauche Klamotten und Geld um zurechtzukommen. Geld hatten wir nie, es sei denn, ich hab es verdient. Aber Klamotten sollte ich hier noch finden.
Und dann...
Muss ich Mama finden.
Nur wie?
Wohin bringt man jemanden wie sie?
Bestimmt ist sie auf der Wache, zumindest für die nächsten paar Stunden.
Vielleicht in eine Klinik? Sie ist doch abhängig.
Hier in Köln gibt es zu viele Kliniken, zu viele Psychatrien. Wo soll ich nur anfangen?
Mit einem Mal komme ich mir so einsam vor.
Wer ist denn noch da?
Wer kümmert sich um mich?
Fuck, Papa, ich vermisse dich jeden Tag. Seit den Unfall ist alles so anders.
Du hättest leben sollen, es war nie deine Schuld.
Wie gerne hätte ich wieder jemanden wie ihn, jemand der mir zuhört, der sich um mich sorgt.
Mama tut das nicht mehr.
Egal wie sehr ich es mir einreden will, die Drogen und Nico haben sie mir weggenommen.
Papa weint bestimmt um uns.
Er hat Mama so sehr geliebt...
Ich muss sie retten.
Ich muss.
Für Papa.
Egal wo sie ist, ich werde sie finden.
Zur Not klappere ich alle Kliniken ab, solange ich ihr nur helfen kann.
Und dann wird alles wieder besser.
Sie wird wieder glücklich sein, sie wird mich wieder lieben.
Wir werden ein glückliches Leben haben, zusammen als Familie.
Und wer weiß...? Vielleicht trifft sie ja wieder einen netten Mann.
Ja...
Ich werde es schaffen.
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Wer Bist du Nur?
FanfictionPaul Richter, 28 Jahre alt, Polizist mit Leib und Seele. Sie, Missbraucht, geschlagen, Tochter einer Heroinabhänhigen. Zwei Geschichten. Doch immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Während sie Alles daran setzt, ihrer Mutter das nötige Geld zu bescha...