Pov Paul
Urlaub. Keine gute Idee.
Bisher läuft es Wie befürchtet, nur im Haus vor der Glotze. Fingerfood. Allein.
Gelangweilt Schaue ich mir die 20 Uhr Nachrichten an. Nichts großes passiert. Nur etwas Gelaber über den Brexit. Geht weiter voran, sagen sie. Glaube ich Ihnen nicht.
Mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung schiebe ich mir das letzte Stück Pizza rein. Erleichtert, dass das verführerische Gut endlich weg ist, enttäuscht, weil ich es trotzdem essen würde.
Wie lange ist es her? Ein Jahr, glaube ich, fast zwei. 'Herr Richter.', hat er immer zu mir gesagt. Mit diesen mitfühlenden und so verdammt korrekten Worten. 'Das Essen kann ihre innere Leere nicht auffüllen. Ihr Problem liegt ganz wo anders.'
Ich hasse diese Menschen. Psychologen, die mir immer das Gefühl geben, das mein leben aus den Ruder läuft. Noch mehr regt mich auf, dass sie verdammt richtig liegen. Einsamkeit.
Verwirrt schüttel ich den Kopf. Ich brauche niemanden. Ich bin doch ganz glücklich so. Und außerdem habe ich doch noch meine Fische.
Der Pizzakarton verbiegt sich etwas, als ich ihn Viel zu heftig packe.
"Mir geht es gut.", murmel ich mir selbst zu und vergrabe meine Finger im der fettigen Pappe.
Entschlossen stehe ich auf. "Ich brauche niemanden. Ich bin nicht einsam."
Der Karton landet im überfüllten Mülleimer.
"Und ihr?"
Ich beuge mich runter zu meinen kleinen Freunden. Der Fakt, dass es nur noch zwei sind, trifft mich härter als gedacht. Aber meinen Freund kann ich nicht einfach ersetzen. Das geht nicht. Bringe ich nicht über mein Herz.
Das schillern ihrer goldenen Schuppen beruhigt mich, ohne dass ich bemerkt hatte, dass mein Herz rast. Ja. Es geht ihnen gut. Sie sind da.
Automatisch greife ich nach den kleinen Kontainer mit den bunten Fischfutter.
Halt. An der Oberfläche schwimmen noch einige Brocken Fressen.
Überfütter sie nicht, Paul. Sie sterben sonst.
Resigniert stelle ich die Futterbox zurück auf den Tisch. Stattdessen sehe ich auf mein Handy. Keine verpassten Anrufe. Keine Nachrichten.
Meine Finger hinterlassen eine fettige Spur auf den Bildschirm.
"Ach verdammte..." genervt Knaller ich das Handy auf den Tisch und stapfe ins Bad.
Ich stelle das Wasser auf warm und drehe den Hahn voll auf.
Sorgfältig wache ich mir meine Hände. Mit seife. Trockne sie ab.
Als ich kurz in den blitzblank sauberen Spiegel sehe, starrt mir eine jämmerliche Gestalt von Mensch entgegen.
"Na, Paul. Siehst aber nicht mehr so gut aus."
Stoppeln am Kinn. Augenringe. Seit den Urlaub habe ich mich ganz schön gehen lassen. War ich überhaupt einmal draußen? Keine Ahnung. Glaube nicht.
"Bist du einsam, Paul."
Muss ich ja. Ich spreche ja schon mit meinen Spiegelbild. Weil sonst ja niemand da ist.
"Nein. Ich bin nicht einsam."
Traurig, dass selbst dein Spiegelbild dir deine lügen nicht abkauft. Schwer atmend stütze ich mich auf den Rand des Waschbeckens und starre mir im Spiegel selbst entgegen.
"Machs dir nichts vor. Du bist scheiße einsam."
"Nein.", meine Hände klammern sich an das Kalte Porzellan. "Mir geht es gut."
"Paul. Du bist einsam."
"Nein.", ich kneife meine Augen fest zusammen und lasse meinen Kopf herunterfallen. "Scheiße!"
Die ersten Tropfen rinnen über meine Wangen und landen im Waschbecken.
"Ich bin... Ich... bin... nicht Einsam!"
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Wer Bist du Nur?
FanfictionPaul Richter, 28 Jahre alt, Polizist mit Leib und Seele. Sie, Missbraucht, geschlagen, Tochter einer Heroinabhänhigen. Zwei Geschichten. Doch immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Während sie Alles daran setzt, ihrer Mutter das nötige Geld zu bescha...