Von Beziehungen, Eifersucht und neuen Freunden

238 16 0
                                    

"Hi, was machst du gerade?", erkundigte ich mich und Mark schaute von seinem Handy auf. "Youtube-Videos gucken." "Okay, hast du einen kurzen Moment Zeit, um mir zuzuhören?" "Klar, für dich hab ich immer Zeit." Lächelnd schaltete mein Bruder sein Handy aus und legte es beiseite, während ich sein Zimmer vollständig betrat und die Tür hinter mir schloss. "Dir ist mit Sicherheit aufgefallen, dass Elias und ich sehr gute Freunde sind uns sehr gut verstehen", begann ich langsam und Mark nickte grinsend. Bevor ich weiterreden konnte, unterbrach er mich bereits: "Versuchst du mir gerade zu sagen, dass ihr zusammen seid? Das wusste ich längst." Mit großen Augen starrte ich ihn an, Papa hatte offensichtlich Recht gehabt. "Ja, also wenn das so ist, dann- äh, danke fürs Zuhören." Mark grinste mich weiterhin an. "Ich freu mich für dich. Elias ist ein cooler Typ, jeder von uns mag ihn. Und bevor du weiter die Zimmer der anderen abklapperst, solltest du wissen, dass Timo und Jonny sich längst sicher sind, dass Elias und du zusammen seid. Nur Tabea weiß es nicht." Jetzt lächelte auch ich. "Danke." "Nicht dafür. Ich darf dir aber von Timo, Jonny und mir zusammen versichern, dass wir Elias umbringen, wenn er dir weh tun sollte oder irgendeine Scheiße abzieht." "Alles klar, ich werd's ihm ausrichten." Mit diesen Worten verließ ich Marks Zimmer und lief zu dem meiner kleinen Schwester. Tabea saß an ihrem Schreibtisch und malte ein Bild aus, doch als ich den Raum betrat, schaute sie sofort zu mir. "Hey Becca." "Hallo Prinzessin. Magst du dein schönes Bild mal kurz zur Seite legen? Ich würde gerne mir dir reden." "Okay. Was willst du mir erzählen?" Vorsichtig setzte ich mich auf ihr Bett und knetete nervös meine Hände. "Wie du weißt, ist Elias ein sehr guter Freund von mir und ich mag ihn wirklich gerne." Sofort änderte sich Tabeas Gesichtsausdruck und sie guckte grimmig. "Das hab ich gemerkt. Du machst nur noch was mit ihm und nichts mehr mit mir!" Erschrocken schaute ich sie an. Hatte ich meine kleine Schwester wirklich so sehr vernachlässigt in letzter Zeit? "Das tut mir sehr Leid, Tabea. Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, du seist mir nicht mehr wichtig. Aber es ist so, dass ich Elias mehr mag, als einen guten Freund. Er ist nämlich mein fester Freund." "Na toll", entgegnete Tabea genervt und wandte sich wieder ihrem Ausmalbild zu. "Hey, so werden wir diese Konversation nicht beenden", stellte ich sofort klar, erhob mich vom Bett und hockte mich neben den Stuhl, auf dem meine kleine Schwester saß. "Bitte schau mich an, Tabea." Widerwillig sah die Kleine mich an und ich entdeckte Tränen in ihren Augen. Es versetzte mir einen schmerzhaften Stich, sie so zu sehen. "Hey Prinzessin, was ist denn los?" "Wenn du Elias so lieb hast, dann hast du mich bestimmt bald weniger lieb." Liebevoll strich ich ihr eine Träne aus dem Gesicht. "Ich werde dich immer lieb haben, Tabea. Genauso wie ich Papa und die Jungs immer lieb haben werde. Und auch Mama werde ich immer lieb haben. Aber Elias habe ich auf eine andere Weise lieb und die ist auf keinen Fall mehr wert, als meine Liebe für dich und Papa und Timo und Mark und Jonny. Du wirst immer meine kleine Prinzessin bleiben, daran kann kein Junge der Welt etwas ändern. Okay?" Tabea schniefte und nickte, dann lächelte sie schwach. "Okay." "Gut, dann lasse ich dich jetzt mal in Ruhe dein Bild fertigmalen. Ich möchte nämlich auch noch mit den Jungs reden." "Ich hab dich lieb, Becca." Lächelnd küsste ich Tabea auf den Scheitel. "Ich dich auch." Dann verließ ich ihr Zimmer und ging zu Timo. "Hey Becca, was gibt's? Ich hab's etwas eilig." "Das sehe ich. Wo soll es denn hingehen?" Tatsächlich färbten sich Timos Wangen leicht rot und ich machte große Augen. "Besuchst du etwa ein Mädchen, das dir mehr wert ist, als nur eine Nacht?" "Das klingt, als wäre ich der größte Playboy aller Zeiten. Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, ich treffe ein Mädchen." "Wie heißt denn die Glückliche?" "Anne." "Schöner Name. Du kannst sie ja mal zu uns zum Essen einladen." "Ich denke, damit lasse ich mir noch etwas Zeit. Ich muss sie wahrscheinlich erstmal gut darauf vorbereiten, was für einen Haufen sie hier treffen wird." Er grinste leicht und ich erwiderte es, dann runzelte Timo die Stirn. "Was wolltest du eigentlich von mir?" Ich kratzte mich verlegen an der Schläfe. "Mark meinte zwar, dass du es schon weißt, aber ich wollte dir trotzdem nochmal selbst sagen, dass ich mit Elias zusammen bin." Mein großer Bruder grinste noch ein wenig breiter und nickte. "Ich freu mich für dich, aber wenn er es irgendwie verkackt, hau ich ihm eine rein." "Ich weiß nicht, ob ich ihm das genau so ausrichten sollte, aber danke." Ich musste leicht lachen und Timo fiel mit ein, dann verließen wir gemeinsam sein Zimmer und während er die Treppe nach unten lief, ging ich zu Jonnys Zimmer. Ich klopfte an und wurde kurze Zeit später hereingebeten. Zu meiner Überraschung war mein kleiner Bruder nicht alleine in seinem Zimmer. Neben ihm auf dem Bett saß ein Junge, den ich noch nie bei uns zu Hause gesehen hatte. Er hatte dunkle, fast schwarze Haare und dunkelbraune Augen, seine Lippen zierte ein schüchternes Lächeln. "Hallo ihr beiden. Ich wusste gar nicht, dass du Besuch hast." Jonny wirkte irgendwie verlegen und rieb sich hinterm Ohr, wie er es immer tat, wenn er nicht wirklich wusste, was er sagen oder wie er etwas erklären sollte. "Ähm, das ist Kai. Wir kennen uns aus der Schule." "Du musst Jonnys Schwester Becca sein. Er hat schon viel von dir erzählt", brachte sich jetzt auch Jonnys Freund ins Gespräch ein und ich nickte lächelnd. "Ich hoffe, er hat nur gutes erzählt. Ich wollte euch auch gar nicht stören, aber jetzt wo du hier bist, Kai, möchtest du vielleicht mit uns zu Mittag essen?" Der Dunkelhaarige nickte lächelnd. "Sehr gerne, vielen Dank." "Alles klar, ich rufe euch dann zum Essen, aber das dauert bestimmt noch eine Stunde." Zufrieden, obwohl ich den eigentlichen Grund meines Besuches gar nicht hatte ansprechen können, verließ ich Jonnys Zimmer. Kai schien völlig anders zu sein, als Jonnys bisherige Freunde und das machte mich glücklich. Ich hatte mir eine Weile Sorgen gemacht, ob er überhaupt eine Chance hatte, Freunde zu finden, die keine wandelnden unverantwortlichen Partys waren, aber offensichtlich hatte Gott mir helfend unter die Arme gegriffen und Jonny jemanden geschickt, der ihm hoffentlich gut tun würde. Lächelnd lief ich in mein Zimmer, wo Elias auf dem Bett lag und mich bereits erwartete. "Hey, wieso lächelst du? Haben sie alle gut reagiert?" Ich ließ mich neben ihn fallen und verschränkte unsere Hände miteinander. "Mark meinte, dass er, Jonny und Timo es bereits wussten und dem war auch so. Tabea war zuerst nicht glücklich darüber, weil sie Angst hatte, ich würde sie jetzt weniger lieb haben, aber das haben wir dann auch geklärt und als ich es Jonny sagen wollte, bin ich gar nicht dazu gekommen, weil er Besuch hat. Er heißt Kai und ich denke, dass Jonny da an einen wirklich netten Jungen geraten ist. Ich hab ihn zum Mittagessen eingeladen." Elias schwieg und musterte mich einfach nur mit seinen sanften braunen Teddyaugen, bis es mir unangenehm wurde. "Wieso guckst du mich so an?" "Ich freue mich einfach nur, dich so glücklich zu sehen. Wenn es um deine Geschwister oder deinen Vater geht, kommt dein echtes Lächeln zu Tage. Dein wunderschönes und aus dem tiefsten Herzen kommendes Lächeln, in das ich mich sofort verliebt habe, als ich es das erste Mal sah." Seine Worte waren wie warmer Honig, der mein Herz ummantelte. "Manchmal bist du ein hoffnungsloser Romantiker, Elias Oberle." "Solange dich das nicht abschreckt, bin ich es so oft du willst, Rebecca Lorenzen." Er küsste mich sanft und während ich die Augen schloss und meine Hand zu seiner Wange wandern ließ, fragte ich mich erneut, womit ich diesen wahnsinnig tollen Jungen verdient hatte.

Hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt