Kapitel 57

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Eine halbe Stunde saß ich nun schon in der Cafeteria des Trainingsgeländes mit Stift und Papier vor mir und überlegte, was ich noch alles zuhause benötigte. Das Nötigste hatte ich bereits aufgeschrieben und grübelte nun noch, was ich mir vielleicht mal wieder genehmigen könnte.
Popcorn, fiel es mir schließlich ein und ich notierte meine Idee sofort, ehe ich darauf auch noch roten Lippenstift dazu schrieb. Der war mir nämlich vor einigen Wochen im Zuckerhäusschen ausgegangen, weshalb ich auf andere Farben zurückgreifen musste.
"Na, worüber denkst du so angestrengt nach?", ertönte auf einmal eine Stimme und schon saß mir Matze mit einem breiten Grinsen gegenüber.
Zunächst irritiert sah ich zu ihm auf und keine zwei Sekunden später, hatte er sich schon den kleinen Zettel geschnappt.
"Mhm...", murmelte er zustimmend und studierte die Liste, "Popcorn. Sehr gut. Dann können wir heute Abend einen Filmabend machen."
Er nahm mir daraufhin auch meinen Stift aus der Hand und begann noch etwas auf die Liste zu schreiben. Als er fertig war und die Liste noch einmal überflog, hatte ich die Möglichkeit kopfüber zu lesen, was er noch notiert hatte.
"Kondome und Kaugummis?", fragte ich als ich die zwei Worte entschlüsselt hatte.
"Ja", entgegnete Matze mir daraufhin, "das ist beides sehr wichtig."
Ich wollte ihn gerade weiter ausfragen, als er mich schon wieder unterbrach: "Hast du mit deiner Mutter telefoniert?"
"Nein, noch nicht. Ich kam noch nicht dazu, weil ich die Liste geschrieben hab", antwortete ich und griff nach meinem iPhone, dass ich auf den Tisch gelegt hatte.
"Dann mach das. Vielleicht können wir ja auch für sie noch irgendwas besorgen um ihnen den Stress etwas abzunehmen", schlug Matze vor, während er den Kulli in seiner Hand schüttelte.
"Ja, ich ruf sie an", entgegnete ich, suchte meine Mutter in meiner Kontaktliste heraus und rief sie an.
Während es tutete, notierte Matze noch etwas auf dem kleinen Zettel. 'Gute Besserungs Karte', laß ich und musste lächeln, bis am anderen Ende schließlich abgehoben wurde.
"Erik?", fragte eine verunsicherte Frauenstimme.
"Mama? Hallo, ja, ich bin's. Wie geht's Papa und dir?", fragte ich sofort und legte nun meine volle Konzentration auf meine Mutter.
"Erik, mein Schatz. Dein Vater ist wieder aufgewacht. Er hat den linken Arm gebrochen und eine schwere Gehirnerschütterung, aber soweit ich es verstanden habe, schwebt er nicht mehr in Lebensgefahr."
Erleichtert atmete ich die Luft aus, von der ich gar nicht bemerkt hatte, dass ich sie angehalten hatte. Ich entspannte mich merklich und schloss kurz die Augen. Als ich sie wieder öffnete, spürte ich eine Hand an meiner und stellte fest, dass Matze mir seine Hand auf meine gelegt hatte. Dankend lächelte ich ihn an und kurz darauf waren unsere Finger schon miteinander verschränkt.
"Das freut mich zu hören Mama. Wann dürft ihr denn wieder nach Deutschland fliegen?", erkundigte ich mich weiter und drückte Matzes Hand etwas.
"Die Ärzte sagen in vier Tagen könnte dein Vater entlassen werden. Ich will vor nächste Woche aber auf keinen Fall mit ihm Heim fliegen. Ich glaube das wäre zu viel für ihn", antwortete meine Mutter ruhig und sachlich.
"Okay. Also schau ich nach Flügen für euch für nächsten Freitag?", fragte ich.
"Erik, Schatz. Du musst uns die Flüge wirklich nicht bezahlen..."
"Will ich aber Mama. Ihr habt das Geld nicht für so einen langen Flug."
"Du hast das Geld doch aber auch nicht mein Liebling", entgegnete meine Mutter und ich wollte gerade ansetzen um weiter zu diskutieren, da nahm mir Matze einfach das Handy aus der Hand.
"Hallo Frau Durm? Hier ist Matthias Ginter, ein Teamkollege von Erik. Ich weiß um ihre und Eriks Finanzen und würde Ihnen den Flug gerne bezahlen. Ich hab keine Schulden und es würde mir wirklich nichts ausmachen. Ich würde Ihnen gerne helfen", erklärte sich Matze und ich sah ihn gespannt an.
Er war so ein Gentleman. Aber ich kannte meine Mutter. Sie würde niemals das Geld eines Fremden annehmen.
"Das versichere ich Ihnen Frau Durm. Ich werde auf ihn aufpassen", entgegnete Matze nach einer Weile am Telefon und mit einem Mal war meine Aufmerksamkeit wieder geweckt.
Sprachen sie da gerade über mich?
"Ich werde mein bestes geben. Er ist mir auch wichtig und ich möchte nur das Beste für ihn... Also Freitagabend in einer Woche? ... Sehr gut, vielen Dank Frau Durm... Ja, Sie können Erik die genauen Angaben ja nochmal per Nachricht schicken... Kein Problem Frau Durm, Sie müssen sich nicht bedanken... Möchten Sie nochmal mit Erik sprechen?... Okay, auf wiedersehn Frau Durm und Ihnen und ihrem Mann noch einmal eine gute Besserung."
Matze lächelte und hielt mir daraufhin wieder das Handy entgegen.
"Habt ihr über mich gesprochen?", fragte ich Matze nur leise, doch er schüttelte leicht den Kopf und hielt mir das Handy noch mehr vor's Gesicht.
Ich nahm es schließlich an mich und hielt es erneut an mein Ohr.
"Mama?", fragte ich.
"Hey mein Liebling. Einen netten Teamkollegen hast du da", entgegnete meine Mutter mit sanfter Stimme.
"Danke. Ich weiß."
"Pass gut auf ihn auf, ja? Er ist ein guter Junge. Es freut mich, dass du so tolle Menschen um dich hast."
"Ich freu mich auch, dass ich ihn hab", stimmte ich meiner Mutter zu und drückte mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Blick zu Matze, dessen Hand.
"Ich liebe dich mein Junge. Und dein Vater auch. Ich werde dir nochmal unsere Daten für die Flüge schicken damit dein Teamkollege und du die Tickets holen könnt."
"Danke Mama. Ich hab dich auch lieb und sag Papa liebe Grüße von mir."
"Werd ich machen mein Sohn. Mach's gut."
"Tschüss Mama", erwiderte ich und schon hatten wir beide aufgelegt.
Ich griff Matzes Hand nochmal ein bisschen besser, während ich das Handy wegpackte und lächelte ihn an.
"Ich weiß nicht wie genau du das gemacht hast, aber meine Mutter ist begeistert von dir. Danke...", sagte ich leise und drückte seine Hand.
"Kein Ding. Mein Charme zieht halt einfach immer", antwortete er frech und grinste mich an.
"Pass auf was du sagst, sonst muss ich meine Worte zurücknehmen!"
"Das würdest du nicht tun. Dafür magst du mich viel zu sehr."
Ich verdrehte nur die Augen, während Matze aufstand und mich an unserer verschränkten Hand mit sich zog.
"Na komm. Deine Schicht fängt bald an und ich muss noch ein paar Besorgungen machen", sagte er und wedelte den kleinen Zettel durch die Luft. Ich verdrehte nur erneut die Augen und ließ mich von ihm mitziehen.
"Ach! Kannst du mir deinen Haustürschlüssel geben, damit ich die Einkäufe gleich direkt zu dir fahren kann?", fragte er noch, während wir schon wieder im inzwischen einsamen und ruhigen Flur waren.
"Okay, aber unter einer Bedingung", verlangte ich und zog ihn dann unbemerkt hinter eine Ecke an die Wand.
Matze grinste daraufhin nur breit, denn ihm war schon durchaus klar, was meine Bedingung war und so sah er sich noch schnell um, ehe er mich liebevoll küsste und ich meinen freien Arm um seinen Hals schlang. Ich erwiderte den Kuss kurz und löste mich dann wieder von ihm, um ihm meinen Schlüssel zu geben.
"Jetzt hast du mein okay", entgegnete ich grinsend und auch Matze grinste.
So verließen wir schließlich unbemerkt nebeneinander das Trainingsgelände und stiegen in Matzes Auto, damit er mich zum Zuckerhäusschen fahren konnte.

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