Kapitel 67

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Mit einem breiten und siegessicherem Grinsen sah ich zur Haustür, die gerade eben zugeschlagen wurde. Ich hatte es wirklich geschafft Big Bob loszuwerden und ich würde auch dafür sorgen, dass er nie wieder einen Fuß in meine Nähe setzte!
"Erik...?", nahm ich nach einigen Sekunden eine gequälte Stimme wahr und augenblicklich fiel mir Matze wieder ein.
Er lag am Boden, das Handtuch an seiner Hüfte leicht verrutscht und hielt sich die Nase.
"Matze! Ist alles okay?", fragte ich sofort besorgt und kniete mich zu ihm.
Er hatte sich inzwischen aufgesetzt und sein einst weißes Handtuch zierten nun rote Blutflecken.
"Ja, aber meine Nase blutet. Holst du mir ein Kühlpack und ein Taschentuch?", antwortete er mit leicht gebrochener Stimme und ich stand sofort auf um ihm besagte Utensilien zu holen.
Als ich wieder zurückkehrte, hatte er sich an die Wand gelehnt und hielt sich nun mit beiden Händen die blutverschmierte Nase.
"Hier", machte ich mich bemerkbar und reichte ihm Kühlpack und Taschentuch.
"Danke", krächzte er nur hervor, hielt das Taschentuch an seine Nase, drückte es vorsichtig in sein blutendes Nasenloch und legte sich das Kühlpack in den Nacken.
"Es tut mir so leid Matze", überkam mich auf einmal das schlechte Gewissen wie ein Wasserfall.
Nur wegen mir saß er nun hier und blutete. Nur wegen mir hatte Big Bob uns gefunden. Ich war daran schuld, dass Matze jetzt verletzt war.
"Es tut mir so so leid", japste ich erneut und spürte wie meine Tränen mir langsam die Luft zum atmen nahmen.
Der Mann, der mich liebte, war verletzt wegen mir. Weil ich nicht aufgepasst hatte als Big Bob bei mir war. Weil ich mit solchen kriminellen Leuten arbeitete, die sich nicht im Griff hatten. Es lag alles daran, dass ich diesen verdammten Zweitjob im Zuckerhäuschen hatte. Das hatte alles kaputt gemacht!
Ich schluchzte laut während die ersten Tränen über meine Wangen ranten und klammerte mich an Matze. Ich hatte ihn verletzt. Ich hatte meinen Mannschaftskollegen, meinen Freund, verletzt. Es war alles meine Schuld.
"Es tut mir so leid Matze", japste ich immer und immer wieder mit tränenerstickter Stimme und krallte mich an meinen Freund als würde ich sonst untergehen.
Ich war so an seiner Seite verkrampft, dass ich erst nach guten zehn Minuten wieder seine Stimme wahrnahm und mich etwas beruhigen konnte.
"Es ist okay Baby", wiederholte er immer und immer wieder und strich mir beruhigend über den Rücken.
Ich schniefte nach einer Weile nur und sah zu ihm auf.
"Du kannst doch nichts dafür", sagte er mit sanfter Stimme und lächelte leicht.
Mein Herz schlug einen Salto bei diesem Anblick. Er hatte unrecht.
"Doch. Hätte ich in meiner Schicht besser aufgepasst, wäre es nie dazu gekommen", japste ich.
"Du kannst auch nicht alles sehen Schatz. Es ist okay. Er hat mich gar nicht richtig erwischt. Das ist nur etwas Nasenbluten und dann geht es wieder", redete Matze weiter auf mich ein.
Ich atmete schließlich einmal tief durch und hoffte einfach, dass er Recht hatte.
"Trotzdem. Ich will nicht, dass das nochmal passiert", schniefte ich.
"Das wird es nicht. Und selbst wenn, ich würde es auch dann nicht anders machen. Ich würde alles für dich tun Erik."
Ich spürte wie mein Herz bei diesen Worten kurz aussetzte und mit dem nächsten Schlag auch gleichzeitig eine Entscheidung mit sich brachte:
"Nein. Nein, das wird nie wieder passieren. Es wird nie wieder passieren, weil ich kündige!"
Ich sah zu Matze auf um seine Reaktion abzuwarten. Er sah mich bewundernd an, bis er schließlich leicht lächelte und mir sanft durch's Haar fuhr.
"Ich liebe dich Erik", war alles was er daraufhin erwiderte.
Einen kurzen Augenblick ließ ich seine Worte auf mich wirken, ehe ich schließlich auch lächelte.
"Ich liebe dich auch Matze."
Und mit diesen Worten lehnte ich mich ihm vorsichtig entgegen, immer darauf bedacht seine Nase nicht zu berühren und küsste ihn.
Auf eine magische Weise fühlte sich dieser Kuss noch so viel besser an als jene die wir zuvor geteilt hatten. Womöglich lag es daran, dass diese drei Worte doch mehr Wirkung mit sich brachten als ich vermutet hatte. Ich bereute es jedoch kein Stück sie ausgesprochen zu haben, denn es war die Wahrheit. Ich liebte Matze wirklich aus vollstem Herzen und diese Auseinandersetzung mit Big Bob hatte es mir mehr als bewusst gemacht. Ich liebte Matze und wollte ihn niemals mehr so am Boden sehen. Und deshalb schwor ich mir von diesem Moment an, dass ich nie wieder einen Fuß ins Zuckerhäuschen setzen würde.
Der Einzige, mit dem ich diese Intimität nämlich jetzt noch teilen wollte, war Matze und Matze alleine. Mir wurde einfach bewusst, dass es niemand anderen mehr für mich gab als meinen blonden Teamkollegen mit den blauen Augen, der mein Herz gestohlen hatte.

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