Kapitel 18 - Narben für ein Leben lang

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"Kannst Du meinen Rücken massieren?" "Bist Du Dir sicher?"frage ich gegen.

Sein Rücken ist schon immer ein empfindliches Thema für ihn gewesen. Er hat schreckliche Narben,  die über seinen gesamten Rücken gehen. Gesehen habe ich sie nicht. Erzählt hat er mir dazu, dass sein Leben bisher nicht leicht gewesen ist.

"Ist das ein nein?"frage ich wieder gegen. "Würde ich Dich das sonst fragen?"fragt er mich wieder. Soweit ich weiß, hat er sich von keiner Frau dort berühren lassen. "Wenn Du Dir wirklich sicher bist, dann ja."sage ich schließlich. Er nickt und zieht seinen Pullover aus. Er fässt sein T-Shirt an und stockt. "Du musst es nicht ausziehen. Ich kann Dich auch mit dem T-Shirt massieren." sage ich, denn ich sehe wie schwer es ihm fällt. "Ich will es aber." sagt er dazu nur und zieht sich das T-Shirt über den Kopf und legt sich schnell mit dem Bauch auf das Bett, bevor er einen Rücktritt machen kann.

Ich trete langsam auf das Bett zu und kann meinen Blick nicht von seinem Rücken abwenden. Mitlied füllt mich aus und ich möchte ihm etwas sagen. Doch ich weiß nicht, was ich sagen soll. Dem Verlangen, sie zu berühren, komme ich nach. Sobald ich meine Hand nach ihm ausstrecke, dreht er seinen Kopf von mir weg.

Kurz vor seiner Haut stoppe ich. Sollte ich es lieber sein lassen? Schließlich hat er bereits seinen Blick von mir abgewendet. Aus Schmerz? Aus Scham? Weil er mein Mitleid nicht erträgt? Weil er diese Situation nicht mehr weiter aushält?

Mit Vorsicht, bedacht darauf, ihn nicht noch mehr leiden zu lassen, berührt mein Zeigefinger die erste Narbe. Unter dieser Berührung zuckt er zusammen, was mich meinen Finger nicht von seinem Rücken nehmen lässt. Sein Körper spannt sich an. Er verkrampft sich. Angefangen von der ersten Narbe, fahre ich jede einzelne entlang. Mir fallen die Dinge ein, die er mir einst anvertraut hat.

Von Zigaretten, heißen Gegenständen, Schlägen, Prügeleien.

"Sie sind hässlich." "Alles, nur nicht hässlich." sage ich womöglich zu schnell, wobei ich tief in meinen Gedanken versunken bin. Sein Körper entspannt sich nach und nach.

Im Nachhinein sagte er oft, dass ich ihn am besten massieren konnte. Er mochte es, wenn ich Stunden damit verbrachte, "einfach nur" seinen Rücken lieb zu kosen. 

~♡~♡~♡~
Das Kapitel gehört Teddy, der zu seiner Zeit, der Rolle eines großen Bruders erschreckend gerecht wurde. Danke, dass Du mich gelehrt hast Narben zu achten und zu lieben. Du zeigtest mir, wie schön Narben sind.
Dank Dir sind sie zu einem Teil meiner Schwächen geworden.
Ich hoffe sehr, dass ein anderer diese Rolle übernehmen wird...

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