Kapitel y - Wahrheiten

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"Sag was." fordert er mich auf. "Was soll ich sagen?" frage ich ihn zurück und blicke wieder in den Himmel. "Es sind heute viele Sterne zu sehen." sage ich und muss grinsen, da mir scheinbar nichts offensichtlicheres einfällt. "Warum grinst du?" fragt er mich und ich drehe mich auf die Seite, um ihn ansehen zu können. Er liegt jetzt ebenfalls auf der Seite und so sehen wir uns jetzt an. Der Mond scheint auf seine Haut und lässt sie etwas funkeln. Seine blauen Augen strahlen beinahe, wobei anstatt die Sonne jetzt nur der Mond hell am Himmel leuchtet. "Warum grinst du?" frage ich ihn zurück. "Wann grinse ich nicht?" fragt er mich und ich denke darüber nach. "Wann grinst du denn nicht? Immer wenn ich dich sehe, grinst du." "Korrekt." sagt er und dreht sich wieder auf den Rücken und sieht in den Himmel - immer noch grinsend. "Das ist keine Antwort." sage ich und verstehe nicht ganz, was er mir mit seinem Korrekt sagen will. "Denk darüber nach. Hast die ganze Nacht Zeit dafür." Die ganze Nacht?, wiederhole ich in meinem Kopf. "Heißt das, dass wir solange hier liegen bleiben werden?" frage ich ihn und hoffe, dass er es bestätigt. "Je nachdem, wann du dahinter kommst." sagt er und es platzt beinahe aus mir raus, als ich sage: "Dann denke ich nicht mehr darüber nach." beschließe ich und drehe mich nun auch auf Den Rücken und nehme damit meinen Blick von ihm. "Ich nehme das als ein Versprechen." "Wofür?" frage ich verwirrt. "Dafür, dass wir nun die ganze Nacht lang hier liegen bleiben." sagt er und ich höre, dass er bei dem Satz breit grinst. 

"Ich habe nachgedacht." sage ich in die Stille hinein. "Worüber?" fragt er und ich denke, er spürt bereits, dass es kein Thema zum lachen sein wird. "Mich. Dich. Uns." sage ich und zum Ende knickt tatsächlich meine Stimme weg. "Uns?" fragt er mich. "Was gibt es da groß zu überlegen? Wir mögen uns." sagt er und ich stelle innerlich seine Worte in Frage. Wir mögen uns nur? "Für mich zählt das nicht zum mögen." sage ich. Er dreht sich in meine Richtung und ich spüre seinen Blick auf mir. Es löst Wärme in mir aus, die durch meinen gesamten Körper geht. "Du machst mich nervös." sage ich leise, beinahe schon flüsternd. "Warum?" fragt er mich und ich könnte wetten, dass er die Antwort bereits weiß und nur noch darauf wartet, sie von mir zu hören. "Warum quälst du mich so?" frage ich ihn. "Was quält dich denn?" fragt er mich wieder. Ich könnte ihn würgen. Einmal mit Gefühl gegen eine Wand klatschen und danach davon abkratzen. Um ihn zu streicheln, mich dabei bei ihm zu entschuldigen. Er macht mich verrückt. Sein Geruch raubt mir gerade den Verstand und ich habe das starke Bedürfnis am liebsten wegzulaufen. Ganz weit weg. Gleichzeitig will ich jedoch so nah es geht, bei ihm sein. Diesen süßlichen Geruch, der gemischt mit Rauch ist, einatmen können. Ihn inhalieren und fest in mir verschließen können. 

"Du." platzt es mit einem Mal aus mir heraus.

"Du machst mich verrückt. Du sagst nicht was du denkst. Gleichzeitig machst du es sehr wohl. Nur handelst du eben im Gegenspruch dazu. Du widersprichst dir selbst. Das macht mich verrückt. Und das du mir so nah bist. Das du mir Sachen sagen kannst, die meine Ohren zum Glühen bringen. Bist du dir überhaupt im Klaren, dass nur du das machen kannst? Weißt du, wie peinich mir das jedes Mal ist und wie dankbar ich in jedem solcher Augenblicke für meine roten Haare bin? Du raubst mir jeden erdenklichen Nerv in meinem Kopf mit deinen Aussagen, weil ich sie nicht verstehen kann. Du lässt mich nicht in dich hinein sehen. Du schirmst dich vor meinen Augen vor mir ab, setzt alles daran, dass ich dich nicht verstehen soll. Gleichzeitig weckst du in mir das Gefühl, das alles in dir danach schreit, verstanden zu werden. Das du versuchst, etwas zu fühlen. Gleichzeitig aber auch nichts fühlen willst. Verstehst du, was ich meine? Wohl kaum, den ich verstehe selbst nicht, was ich gerade sage. Du bist für mich ein Rätsel durch und durch." erschöpft von meinen eigenen Worten, die endlich aus mir heraus ihren Weg gefunden haben, atme ich tief durch. Ich bin am Rande eines Zusammenbruchs. Und das vor seinen Augen.

"Warum gibst du das Rätsel nicht auf? Ich weiß doch, wie ungeduldig du bist." sagt er mir einer weichen Stimme, dass mir beinahe die Tränen kommen. "Obwohl du das bist, versuchst du alles in deiner Macht stehende, um mich zu verstehen. Um das Rätsel zu knacken. Wozu? Warum bürgst du dir dieses Problem auf?" "Weil ich fühle." "Was fühlst du?" fragt er wieder und ich spüre, wie mein Puls sich beschleunigt. "Dieses Gefühl, dass ich vertrauen kann. Etwas, dass ich seit Anbeginn gespürt habe." "Du lässt dich aufgrund eines Gefühls so sehr fallen?" fragt er weiter und ich spüre, wie der Boden unter mir beginnt nach zu geben. "Ja natürlich mache ich das. Das siehst du doch." sage ich und weiß nicht mehr weiter. "Ich lasse mich in deine Arme fallen, weil ich weiß, dass du mich fängst. Weil ich weiß, dass du da sein wirst. Weil ich weiß, dass du hier bist." "Weil?" fragt er wieder und ich spüre, wie nun mein gesamter Körper zu brennen scheint. "Weil ich in dich verknallt bin, verdammt!" schreie ich es plötzlich aus mir heraus und kann meine eigenen Worten nicht glauben. Was habe ich da gerade gesagt? Adrenalin pumpt durch meinen Körper und mein Herz rast. Was zum Teufel ist nur los mit mir? "Du hast dich in mich verknallt?" fragt er und ich höre ganz genau dieses breite Grinsen heraus. Nur dieses Mal kann ich nicht deuten, ob es positiv oder negativ für meine Gefühlswelt ist. Für die Gefühlswelt, die ich eben gerade erst zu begreifen scheine.

~♥~ Für den "ihn". Für die Gefühle. Für das Monster. ~♥~ 

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