Kapitel 8 - Der Retter

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Ich bin draußen. Draußen in einer kalten Oktobernacht. Um mich herum ist alles schwarz mit grau vermischt, denn es gibt hier keine Straßenlaternen, die ihr Licht auf mein Fleckchen Erde werfen.

Ich habe Rowan einen Brief geschrieben. Mein Herz habe ich ihm ausgeschüttet, zu Boden gelegt. Meine Seele splitterfaser nackt vor ihm dargelegt. Eben hat er ihn mir wortlos zurückgegeben.

Nun sitze ich hier, zerreiße meinen Brief in tausende Kleinteile. Den Brief,  der mein Herz bluten lässt. Der es laut aufschreien lässt vor Schmerz.

Meine Augen werden heiß, meine Sicht verschwimmt. Ich fange an zu weinen. Heiße Tränen laufen meine kalt gefrorenen Wangen entlang. Meine Zunge fängt den salzigen Geschmack auf.

Energischer reiße ich die ohne hin schon kleinen Papierschnispel in noch kleinere Stücke.

Ich bin wütend. Wütend auf mich selbst. Natürlich habe ich dies verdient - Monster verdienen dies, da hat Rowan nun einmal Recht gehabt.

Ich schlucke diese Erkenntnis runter - doch sie bleibt mir im Halse stecken.

Ein Atemzug bleibt aus - Panik steigt in mir auf. Den nächsten atemnzug kann ich wieder machen, bekomme aber kaum noch Luft. Ich fühle mich schrecklicher als nach einem anstrengenden Sportattentat. Ich rächen hilflos nach dem erlösenden, mehr Luft gebenden Atemzug.

Plötzlich spüre ich eine vertraute Hand auf meiner Brust, und eine auf meinem Rücken, die liebevoll und so achtsam zusammen gedrückt werden, als wäre ich eine kleine zärtliche Elefantenfigur aus Glas.

Es beruhigt mich die Hände von Elias auf meinem Brustkorb zu spüren. Sie kontrollieren meine Atmung. Sie helfen mir, wieder zur Besinnung zu kommen.

Er legt mir seine warme Jacke über die Schultern. "Ich bin da. Ich bin ja jetzt da."sagt er während er meinen Kopf an seine Schulter lehnt. Augenblicklich vergrabe ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge und lasse meinen Tränen freien Lauf. Ganz ohne Atemnot.

"Ich bin jetzt da."wiederholt mein Kopf die Worte von Elias. Ganz so, als wären sie mein wichtigstes Mantra.

Genau 300 Worte. Noch längst nicht das beste, aber auf einem guten Weg.
Danke an den Zwerg und den Teddy, der hoffentlich ein letztes mal hier stehen wird. Ebenfalls danke an den realen Elias - die Zeit kann nicht schnell genug vergehen, damit wir uns wiedersehen und nicht langsam genug verstreichen, damit wir uns länger sehen.♡

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