Die Sammlung meiner Werke

Kapitel 23 - Ritual

Ich wache auf und sehe auf mein Handy. Das Displaylicht blendet mich und meine Augen müssen sich erst noch an das helle Licht gewöhnen. 5:30 steht ganz oben auf dem Display. Ich schalte das WLAN an und es trudeln einige Nachrichten ein. Die meisten sind von Leuten, die ich nur kurz kennengelernt habe und die meinen Geburtstag sicherlich nur dank einer Benachrichtigung nicht vergessen haben. Aus purer Höflichkeit antworte ich jedem einzelnen mit einem "Danke :)."

Bis mich seine Nachricht erreicht. "Ich wünsche dir einen wundervollen guten Start in den Tag denn heute bist Du das Geburtstagskind. Viele liebe Geburtstagsgrüße rufe ich Dir herüber und nehme Dich ganz fest in den Arm. Melde Dich, wenn Du wach bist. Liebste Grüße". Gelesen - getan.

Kaum habe ich ihm geantwortet, dass ich wach bin, bekomme ich eine Sprachnachricht und höre wie er dasselbe was er schrieb noch einmal sagt. Sein breites Grinsen ist dabei nicht zu überhören. "Danke Geinsekater" schreibe ich darauf und höre, wie meine Eltern aufwachen.

Sie tuscheln und flüstern miteinander, scheinen zu denken, dass ich noch nicht wach geworden bin. Süß, denn das läuft hier jedes Jahr so ab. Ich höre, wie Streichhölzer angezündet und ausgepustet werden.

Das Geräusch, von aneinander reibenden Luftballons dringt auch zu mir durch. Ich habe Angst vor ihnen. Ich habe Angst vor diesem lauten Geräusch, wenn sie platzen. Diese und andere laute Geräusche bringen mich zum weinen. Dennoch verzichte ich kein einziges Jahr auf sie - denn sie gehören zum Ritual.

Meine Eltern öffnen die Tür und kommen langsam rein, während meine Mutter das russische Geburtstagalied singt. Sie trägt den Kuchen auf dem viele Kerzen brennen. Es werden sicherlich genau 22 sein. Jedes Jahr eine Kerze mehr als im Vorjahr. Auch ein Teil des Rituals. Mein Vater trägt die Luftballons in den Händen und ein Geschenk.

Bei mir angekommen puste ich die Kerzen in einem Atemzug aus und wünsche mir innerlich meinen Geburtstagswunsch, der tief aus meinem Herzen kommt. Meine Eltern drücken mich und verlassen mein Zimmer.

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Unfassbar, wie sehr ich dieses Ritual liebe.
Unfassbar, wie sehr es mir an den Geburtstagen fehlt.
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