Kapitel 11 - unser Ort

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Ein weiteres Mal sitze ich mit meinem Latte Macchiato an dem Springbrunnen, wo wir uns einst trafen.

Zu oft, zu tief geliebt haben wir uns hier. Ich lehne meine Arme auf das Geländer und Blicke den See vor mir an.

Auf dieser Wiese zwischen dem Springbrunnen und dem See waren wir. Im See waren wir. Im Wald neben dem See waren wir. Hier überall um mich herum tummeln sich Erinnerungen an uns.

Erinnerungen, die ich dachte vergessen zu haben.

"Kleine?"höre ich eine Stimme und erkenne auf Schlag die Tiefe der Stimme, das raue das in der Stimme mit klingt. Ich drehe mich zu ihm um - der Geruch von seinem Tabak steigt mir in die Nase. Ich atme ihn tief ein - wobei ich Rauch nicht ausstehen kann. Oder nicht ausstehen konnte?

Ich sehe ihn an. Er sieht genauso aus wie vor ein paar Jahren. So, wie ich ihn in meiner Erinnerung vergraben und im Herzen eingeschlossen habe.

Er ist immer noch nicht gewachsen, denn er wirkt immer noch kleiner als ich. Seine Haare haben immernoch dasselbe blond gemischt mit einem goldton. So wie früher. Sein bart - genauso gepflegt wie damals. Eine meiner größten Schwächen.

Er ist immernoch der kleine Zwerg. Genauso wie damals. Mein kleiner Zwerg.

Ich will was sagen, doch weiß nicht was. Warum ist er hier? Das war unser Ort. Unsere kleine rosa Wölkchen Welt. Er zieht an seiner Zigarette. Genauso wie früher. Er hat mich hinter sich gelassen, hat nicht mehr auf meine Nachrichten reagiert. Berechtigt, denn ich habe es versaut.

Warum spricht er mich an?

Widerwillig frage ich mich, ob er eine Freundin hat - oder ob er an mir hängt. So, wie ich an ihn. Hat er jemanden in den Jahren an sich ran gelassen? Ich wollte nicht, dass mich jemand anderes als er berührt, küsst, liebt. Wollte er jemanden an sich ran kommen lassen? Hat er die Mädels aus seiner Gang an sich gelassen? An diesen so unfassbaren Körper, übersät von tiefen, wunderschönen Narben. Ich liebe sie - wie könnte ich auch nicht?

Ich will meinen Mund öffnen, will ihm diese Fragen um die Ohren werfen - so wie ich eben bin. Ich will wissen, ob er trotz dem, was war, mein ist.

Denn ich gehöre noch ihm. Mein Körper, meine Seele, mein Herz. Diese Erkenntnis schmerzt mich zutiefst, da ich nicht mehr weiß, woran ich bei ihm bin.

Die Fragen und Gedanken schlagen von innen gegen meinen Kopf. Herzschlag für Herzschlag spüre ich, wie mein Herz das Blut durch meinen Schädel pumpt.

Er sieht mich schweigend an. Sieht er mich an, wie sehr er mich um den Verstand bringt? Wie sehr ich ihn begehre? Wie sehr ich mich nach einer Berührung von ihm verzehre?

Warum bekomme ich nichts aus mir heraus?

"Mein kleiner Zwerg, ich glaube ich bekomme dich nie aus meiner Seele. Dafür sitzt du zu tief. Ich glaube, ich liebe dich. Ich kann diese Worte zu keinem mehr sagen. Denn sie gehören dir. Kein anderer kommt dir nahe."sagt meine innere Stimme.

Ich spüre, wie mir eine Träne die Wange entlang läuft.

Ja, ich gehöre dir. - Für wie lange wirst du noch in mir sein? Wann werde ich dich endlich hinter mir lassen?

Ich widme diesen Text dem Zwerg - du liest diese Zeilen nicht, dass ist mein Vorteil. Oder?
Ich danke im gleichen Atemzug S.🎶, der mein treuester Leser ist ♡. Niemand weiß (leider?), was Realität und was Story ist - so oder so - die Worte stammen aus tiefstem Herzen. S.🐢, es tut mir unfassbar leid!

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