Kapitel 36.4 - Das Mädchen

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Mein Blick liegt ebenfalls auf dem offenen Meer. "Weil ich hoffe, dass du anders sein wirst mit deinen Taten und das deine Entscheidungen anders ausfallen werden. Wir haben nicht vor, dich zu melden." "Melden?" frage ich ihn verwirrt. Er nickt. "Ja, wir müssen stets alle Boten, sowie du es einer bist, melden. Bei unserem Chef sozusagen." "Aber?" frage ich weiter. "Da bis jetzt scheinbar noch nicht die richtige Person dabei war, scheint sie sie kaputt zu machen. Denn jedes Mal, wenn sie von ihr wieder kommen, sind sie verändert." "Und dann kommen sie hieher." füge ich wieder hinzu und wieder nickt der Kater.

"Klingt beinahe so, als wäre sie eine Hexe." denke ich laut über sein Gesagtes nach. "Aber nein, das ist sie bei Weitem nicht. Sie hat ein großes Herz. Sie ist nur sehr einsam und lässt kaum jemanden an sich ran. Sie hat ihre Vergangenheit beinahe vergessen, erinnert sich nur noch, wenn sie ihr Geschriebenes hört. Sie schreibt Tagebücher, weißt du? Bzw. sagt sie es. Das musst du gesehen haben. Das musst du gesehen haben. Leider kann sie nur noch sehr schlecht sehen. Und auf einem Auge ist sie blind." Auf einem Auge ist sie blind, dass erinnert mich an jemanden. An jemanden wundervolles. Leider schon seit langer Zeit nicht mehr bei uns, denn sie ist verstorben. Moment! Ich bin ja quasi auch noch am Leben. Und quasi schon tot. Was wäre, wenn sie irgendwo hier ist? 

"Das Problem ist, dass sie der andere Bote ist. Wobei sie allerdings zu schwach ist, um zwischen den Welten wandern zu können. Sie kann dir also nicht viel lehren." "Vielleicht sind deshalb die anderen. Du weißt schon." sage ich und denke daran, dass sie gesprungen sind. Ich bin auch gesprungen. In meiner Welt habe ich das auch getan. Ob ich das hier wieder tun werde? Ob der andere Bote mich auch kaputt machen wird, sodass ich springen will? Erneut? 

"Moon." sagt Cailan und es fällt mir beinahe wie Schuppen von den Augen. "Weil sie einen Halbmond in ihrem erblindeten Auge hat." sagen wir gleichzeitig und sehen uns an. Er mit einem verwirrt überraschtem Blick. Und ich ihn mit einem tränen erfüllten. "Wie kannst du das wissen?" fragt er mich und ich breche in Tränen aus.

~ Für G mit dem Mond in ihrem Auge. Wir vermissen Sie. Danke Ihm für seine Hilfe. ~ 

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