11.Kapitel

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Sicht Chris:

Das letzte Gespräch mit Andreas machte mich total müde. Ich konnte mich auch nicht mehr dagegen wehren und versuchte so auch nicht mehr krampfhaft die Augen offen zu halten und schloss sie so ohne ein weiteres Wort. Ich war nicht mehr in der Lage zu sprechen und fiel so in einen ruhigen und tiefen Schlaf.

Es fühlte sich für mich fast so wie eine Erlösung an und ich fragte mich in meinen Gedanken ,,Fühlt sich so der Tod an? Bin ich endlich frei von Schmerz und meinen ganzen Sorgen und den ganzen Kummer? Hab ich den langen Kampf jetzt endgültig verloren?"

Da ich noch denken konnte schien ich wohl noch nicht Tod zu sein. Ich sah mich plötzlich neben meinem Bett stehen, sah wie zich Ärzte an mir dran waren und Andreas von meinem Bett weggebracht worden ist. Ich ahnte anhand der ganzen Apparate was passiert war und Andreas hatte es voll mitbekommen.

Die Stiche in meinem Herz fühlten sich grade so echt an und da mein Geist frei war konnte ich aus einer anderen Position sehen wie ich an noch mehr Kabel angeschlossen wurde und Dr. Klinge grade den Punkt auf meiner frei gelegten Brust anfixierte um mir das Adrenalin direkt ins Herz zu spritzen, weil es schnell gehen musste. Ich war also direkt vor Andreas ins Koma gefallen. Ich sah wie Andreas fix und fertig war und sich aus mir in meinem Bett unbewusst Tränen aus meinen Augen davon schlichen. Das tat furchtbar weh das selber sehen zu müssen.
Doch in den nächsten Minuten war ich nicht mehr alleine.

Papa stand auch neben mir und hielt mich im Arm. Er sagte nur zu mir ,,Es wird nicht lange so bleiben, Berlin ist bald bereit für Dich, hab Vertrauen und halt durch. Ich liebe Dich.

Ich schaute ihn verdutzt an und dann war er auch schon wieder weg. Ich stand noch eine ganze Weile hier und sah Andreas wie er wieder bei mir am Bett saß und meine Hand vorsichtig hielt, weil er auf ein Zeichen von mir wartete. Wie ich genau hinsah, sah ich wie er mit der anderen Hand vorsichtig über das Pflaster strich was jetzt auf meiner Brust über der Einstichstelle klebte und er kurz verharrte und er versuchte meinen Herzschlag zu fühlen. Er wollte wissen ob er meinen Herzschlag fühlen konnte. Ich konnte irgendwie die Wärme seiner Hand auf meiner Haut spüren was mich beruhigte.

Doch einige Tage später merkte ich das sich was verändert hatte. Ich schien bewegt und wo anders hingebracht worden zu sein. Ich hatte es irgendwie im Gefühl. Wo ich war, davon hatte ich aber nicht wirklich eine Ahnung. Es war so als hätte mich meine Flugangst im Unterbewusstsein voll im Griff gehabt und darauf reagierte mein Körper scheinbar doch recht heftig. Ich hatte plötzlich wieder Papas Worte im Ohr wie er sagte ,,Berlin wartet schon bald auf Dich" und ich fragte mich ,,War es jetzt so weit und ich lag im Flieger nach Berlin?" Das der Flug wohl aber problematisch war sollte ich erst einige Tage später erfahren.

Papa war zuletzt ziemlich ruhig als er bei mir war, als ob er wüsste das alles gut werden wird. Ich war mir da grade nicht so sicher. Ich war neugierig und warf einen Blick in meine aktuelle Situation und war erschrocken wie Andreas, Lea und später auch Mama in vollkommen steriler Kleidung und sogar mit Mundschutz an meinem Bett saßen. Ich ließ meine Blicke schweifen und stellte fest das der Luftröhrenschnitt bei mir neu gesetzt wurde und das ich an der Dialyse hing, aber warum? Mama sollte mir dann die Antwort darauf geben. Ich brauchte nur zuhören was sie mir erzählte.

Sie saß mit Tränen bei mir am Bett. Ich hatte sie schon lange nicht mehr so weinen sehen wie grade eben. Irgendetwas in mir wollte ihr grade sagen ,,Es wird alles wieder gut", aber ich konnte mich nicht rühren und irgendwie glaubte ich da momentan selbst nicht dran.

Dann sagte sie etwas was mich aufhorchen ließ und darauf auch scheinbar mein Körper reagierte. Sie sah erschrocken auf die Monitore, denn die Werte schienen sich zu ändern.
Sie sagte,, Halt durch mein Kind, sie haben das perfekte Herz für Dich gefunden, wir warten nur noch das die Familie es für Dich frei gibt. Dann wirst Du eine Chance kriegen weiter leben zu dürfen. Ich hoffe so sehr das Dein Körper das Herz auch annimmt und wir Dich nicht doch noch verlieren, weil es schon zu spät war. Wäre Marie nur nicht in Dein Leben getreten".
Es tat so weh. Jetzt liefen bei ihr die Tränen richtig bitterlich. Sie ließ grade in der Hoffnung ich würde es nicht mitkriegen ihren ganzen Schmerz und ihre Wut raus und das bewirkte etwas bei mir im Herzen.
Ich wollte zurück und sie trösten, für sie da sein und ihr neue Hoffnung geben. Allein das ich wieder zu Bewusstsein kommen würde, wäre für alle die größte Freude und der erwartete Hoffnungsschimmer.

Ich bin halt schon immer ein Kämpfer gewesen, egal ob ich mich mit Verletzungen durch die Shows gequält habe um nicht absagen zu müssen oder in meinem Privatleben, dass es so lange gedauert hatte bis mir die wahre Liebe begegnet ist. Das Schicksal hat eigene Pläne und das hatte uns hart getroffen.

Mama erzählte mir dann noch das ich wegen der Op-Vorbereitung an der Dialyse hänge, weil einige Medikamente die ich normal nehmen musste vor der OP abgesetzt werden mussten. Ich war schon erschrocken darüber das doch so viele Vorbereitungen getroffen werden mussten damit die OP starten und gut laufen kann.

Am allermeisten traf es mich das man Andreas wieder zum Blutspenden zitiert hatte, wo das doch das letzte mal fast so richtig schief gegangen wäre. Ich merkte ihr an das sie sich deswegen auch Sorgen machte. Sie erzählte das schon so richtig besorgt und als sie sagte das er diesmal dafür stationär bleiben muss und hier richtig dabei überwacht wird war ich erst mal beruhigt. Das war sicher auch der Grund warum mein Bruder schon seit Stunden nicht mehr hier war. Sie sagte das es unumgänglich ist ohne Reserven in die OP zu gehen , um auf etwaige Komplikationen vorbereitet zu sein. Das war mein Glück das Andreas und ich fast identische Blutgruppen haben und ich so kein fremdes Blut sondern das von meinem Bruder bekommen würde. So brauchte ich auch keine Angst haben mir sonst noch was anderes einfangen zu können. Da war ich schon mal save das bei uns alles in Ordnung ist. Es war nur Pech das Andreas so schlimm mit seinem Kreislauf reagierte und ich vermutete das es ihm auch dieses mal nicht sehr gut dabei gehen wird. Die sind hier echt auf alles vorbereitet.

Ich merkte wie meine Mutter immer nervöser auf meine Monitore schaute. Ich hörte ihre Stimme immer deutlicher und spürte ihre Hand auf meiner. Plötzlich stand ich nicht mehr neben meinem Bett. Ich war scheinbar wieder da wo ich hingehörte. Dieses Gespräch hatte mir wieder neuen Mut gegeben wieder zurück zu finden und allen etwas Sorge abzunehmen. Ich bewegte mich leicht, drehte meinen Kopf etwas zu meiner Mutter und schaute sie mit nur leicht geöffneten Augen an. Ich bin zwar schwach aber wieder bei Bewusstsein.

Meine Mutter klingelte mit Freudentränen in den Augen nach Dr.Schenk, doch es kam ein anderer Arzt rein. Der sah nach meinen Werten und befreite mich erst mal vorsichtig von dem Beatmungschlauch den ich im Mund und Hals hatte. Alles andere blieb so wie es war bestehen. Der Schlauch den ich von außen in der Luftröhre hatte wurde noch abgenommen und mit einer Kappe verschlossen, denn der Zugang wird bleiben. Ich bekam noch Sauerstoff über die Nase aufgesetzt und dann wollte der Arzt auch schon wieder gehen. Während er noch etwas an den Infusionen einstellte fragte meine Mutter nach Dr.Schenk den ich ja noch nicht kannte.
Er sagte das er ihm Bescheid gibt das er hier vorbei kommen soll sowie er von dem Notfall zurück ist, bei dem er grade ist. Dabei schaute er meine Mutter erst an und dann mich. Meine Mutter verstand sofort und hatte wieder Tränen in den Augen. Diesmal waren es Tränen der Sorge vermutlich wegen Andreas.

Mir war klar das sie gleich wenn sie sich wieder gesammelt hat gehen und nach Andreas sehen und Lea Bescheid geben wird.

Der Arzt ging und ließ uns mit unseren Gedanken was wohl bei Andreas grade los war alleine.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt