18.Kapitel

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Sicht Teresa:

Elise konnte nach den Nachrichten nicht mehr viel sagen und ließ sich doch noch recht erschöpft wieder in ihre Kissen zurück fallen. Ihr ging es zwar etwas besser aber das musste sie erst mal verdauen das Chris schon morgen unters Messer kommen soll.

Ich sah ihr an wie es in ihr ratterte, sie sich aber nicht traute ihre Gedanken auszusprechen. Zu gern hätte ich es jetzt gehabt das sie mich an ihren Gedanken teilhaben lässt, aber ich muss es so versuchen zu verstehen was in ihr vorgeht. Das es Andreas so schlecht geht hatte keiner von uns erwartet und wir waren doch geschockt. Immerhin war vor ein paar Stunden noch alles ok. Ich wollte noch warten bis Elise vom Tropf ab ist und wollte dann zusammen mit ihr zu Andreas und danach zu Chris. Noch hatte ich Andreas nicht gesehen und Elise auch nicht. Das uns kein schöner Anblick erwarten würde war uns klar denn das kannten wir ja von Chris inzwischen zur genüge, aber ab morgen wird es hoffentlich besser werden.

Es war jetzt mittlerweile schon späterer Abend und wir gingen zu meinem Mann. Er lag flach im Bett und wir hatten ein gewohntes Bild vor Augen. Nur das es diesmal Andreas war der an zich Apparaten hing, es aber trotzdem so aussah als ob er schlief. Er hatte den Kopf leicht seitlich liegen. So sah man die Drainage seitlich am Kopf ganz gut, da die Haare rings rum etwas weg genommen worden sind. Ob er bleibende Schäden davon getragen hat können sie uns erst sagen wenn er wieder wach ist und entsprechende Tests gemacht werden können.

Ich schaute unauffällig nach unten um meine Tränen zu verstecken, aber es schien nicht zu klappen. Elise schien zu erahnen was grade in mir vorging, denn das musste sie bei Chris über Monate ertragen und aushalten. Meine verwirrten Blicke verrieten mich, weil ich nicht wusste in welcher Verfassung er ist wenn er seine Augen hoffentlich bald wieder öffnen wird. Ich fragte Elise:

Teresa:
Wie soll ich das Lisa erklären das es Andreas so schlecht geht? Sie wollte heute Abend mit ihm telefonieren". Elise:
Lass mich das machen. Ich sage es ihr wenn Anne bei ihr ist. Geh Du zu Chris und klär das. Chris wartet sicher schon. Sonst lassen sie Dich nicht mehr zu ihm. Ob er von der OP morgen schon was weiß? Geh los, ich halte das aus. Glaub mir.

Elise überrascht mich immer wieder mit ihrer inneren Stärke. Wie oft ist sie schon informiert worden wenn sich meistens einer der beiden bei den Shows verletzt hat oder wenn sich Chris in der Vergangenheit mit Liebeskummer quälte und alle seine dann derzeitigen Launen auffangen mussten. Sie leben schon seit ihrem Durchbruch als Magier immer am Limit und das wird sich auch nicht ändern. Das bei uns privat mal so die Hölle los sein könnte hätte niemand gedacht und schon gar nicht mit diesen gravierenden Folgen für alle. Ich hätte nie gedacht das eine Person mal so einen Schaden anrichten könnte. Dagegen war alles was in der Vergangenheit passierte nur ein leichter Kratzer.

Meine Gedanken greisten immer weiter, während ich näher zu Chris lief. Ich musste ihm jetzt erklären was wir wegen Andreas erfahren hatten und das bei seiner Mutter der Kreislauf abgeschmiert war und ich deswegen so in Hektik war.

Ich stoppte nach der Schleuse, holte tief Luft und ging zu ihm. Ich wollte ihn auch noch fragen ob er wegen der OP schon Bescheid weiß, aber die Antwort gab ich mir gerade selber, denn die Papiere dafür lagen schon ausgefüllt auf seinem Tisch. Ich sah ihm an das er nachdachte. Seine Werte waren etwas höher als sonst und daran merkte ich das er sehr aufgeregt ist. Er sah mich an und fragte mich:

Chris:
Wo warst Du denn so lange? Ich dachte Du kommst gleich wieder?!
Teresa:
Es ist einiges passiert in den letzten Stunden. Das mit der Gehirnerschütterung von Andreas weißt Du ja schon. Deine Mutter hat sich heute etwas vernachlässigt und hat mit Kreislaufproblemen reagiert, weshalb sie auch von Dr.Schenk behandelt wurde. Es geht ihr aber schon wieder gut. Mach Dir keine Sorgen.
Chris:
Wo ist meine Mutter jetzt?
Teresa:
Bei Deinem Bruder am Bett, sagte ich ziemlich traurig.

Ich drehte mich leicht weg, weil Chris nicht sehen sollte das ich zu weinen anfing und schon die ersten Tropfen meine Wange runter kullerten. Chris bemerkte es aber doch. Ich konnte ihm und Andreas noch nie was vormachen. Er hielt mich am Arm fest als er merkte das ich aufstehen wollte um mich ganz bewusst seinen Blicken zu entziehen. Ich konnte nicht anders als mich wieder zu setzen, denn auch wenn er hier ziemlich schwach lag, einen kräftigen Händedruck hatte noch immer.
Chris:
Teresa, bitte was ist mit Andreas?

Teresa:

Ich erzählte ihm was wir von Dr.Schenk erfahren hatten und das Andreas momentan selber um seine eigene Gesundheit nach den Komplikationen kämpfen muss und er ihm morgen während der OP nicht beistehen kann. Als er hörte das Andreas ohne Bewusstsein ist, war es endgültig mit seiner eigenen Verfassung geschehen.

Er zählte nach den letzten Gesprächen mit Dr.Schenk, Lea und mir eins und eins zusammen, dass Andreas wegen ihm da zu liegen schien. Chris fing grade an Panik zu bekommen was ich auch an seinen Werten sah. Er wusste das Andreas für ihn alles tun würde wenn es ihm möglich wäre und das wurde ihm gerade schmerzlich bewusst das es kein Traum sondern Realität ist. Chris wusste auch das Andreas sich selbst in Gefahr bringen würde um ihm zu helfen. Das wusste ich auch, denn Chris bedeutet ihm neben seiner Mutter und seiner Schwester alles. Ich hatte genau vor dieser Reaktion von Chris Angst. Seine Werte schaukelten sich immer weiter hoch und flackerten auf den Monitoren auf weil sie bedenklich wurden.

Sein flüchtiger Blick fiel auf die Unterlagen auf seinem Nachtisch. Ich erkannte klar seine Unterschrift auf der OP- Zustimmung und ich sah seine Gedanken grade nur zu bildlich vor mir das er danach greifen und die Papiere zerreißen wollte. Ich nahm die Zettel an mich und brachte sie in Sicherheit, denn wenn er sie jetzt zerreißen würde, müsste alles neu ausgefüllt werden und das würde wieder Zeit kosten die er nicht hat. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern.

Das Chris vor der OP Angst hat ist verständlich. Immerhin liegt er über viele Stunden in Narkose und keiner von uns und ihm selbst weiß ob er je wieder aufwachen wird. Seine Angst erfüllte den ganzen Raum und löste auch bei mir Unbehagen aus.

Ich sagte ihm mit meinen aufsteigenden Tränen klar und deutlich

Teresa:
Wenn Du die OP jetzt cancelst war alles was Andreas für Dich getan hat umsonst. Er hat die Risiken ganz bewusst in Kauf genommen. Das er gestürzt ist dafür kannst Du nichts. Du weißt das Andreas in Gedanken bei Dir ist, auch wenn er nicht wie Lea, deine Mutter, oder ich nervös vorm OP hin und her laufen wird.
Chris Bitte. Andreas kämpft grade für Dich um sein Leben. Enttäusch ihn nicht. Enttäusche bitte auch Lisa nicht. Die liebt Dich. Versuch Dich zu beruhigen.
Chris:
Ich hab Angst Teresa. Ihr könnt mir im OP nicht helfen. Ich weiß das ich Papa sehen werde und das ist das einzigste was ich weiß. Ich weiß nicht ob alles gut geht und ob es mir danach besser geht und ob mein Körper das Herz annimmt ist auch nicht sicher. Was ist wenn er es nicht annimmt?. Dann bin ich ganz sicher zum Tode verurteilt. Dann ist es egal ob jetzt oder später.
Teresa:
Denk bitte positiv.
Sagte ich ihm und sah das er bei den letzten Sätzen selber Tränen in den Augen hatte und er sie sich wegwischte.

Wir hingen grade beide unseren Gedanken nach als die Nachtschwester andeutete das ich raus kommen sollte. Ich ließ ihn jetzt ungern mit diesem negativen Gedanken so kurz vor der OP zurück. Ich ahnte das er auch noch weiterhin grübeln wird. Ich legte die Papiere unter Chris fragenden Blicken auf den Nachttisch zurück, denn irgendetwas sagte mir das Chris die Papiere nicht zerreißen wird. Ich vermutete aber das sich Chris jetzt noch so richtig in seine Angst reinsteigern wird und ihm das nicht gut tun wird. Wie recht ich damit haben sollte, würden wir alle nur schon wenige Stunden später nach einem Anruf aus der Klinik erfahren.

Ich sagte nur beim rausgehen. ,,Denk bitte an Dich und deine Familie die Dich brauchen."

Ich verabschiedete mich und nahm das Gespräch im Herzen mit in eine uns bevorstehende schlaflose Nacht denn die beiden werden die nächtliche Ruhe auf den Kopf stellen und ein Familientreffen der anderen Art auf den Plan rufen.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt