45.Kapitel.

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Sicht Andreas:

Ich konnte meine Mutter grade noch festhalten bevor sie sich aus dem Staub machen konnte. Sie hatte das Gespräch zwischen Teresa und mir mitbekommen und ihr war so auch klar das ich von Chris über wirklich alles Bescheid wusste. Ich war lange bei ihm und brauchte auch dementsprechend lange bis ich meine Fassung wieder hatte.Jetzt weiß ich auch warum meine Frau so komisch zu mir war.

Die Geschichte mit Marie hat uns nur noch enger zusammengeschweißt als wir es eh schon waren. Wir erzählten uns wirklich alles und das war meiner Mutter in diesem Moment auch nur zu deutlich anhand meiner Reaktion klar geworden.

Die Artikel waren schon echt heftig geschrieben und auch ich musste beim lesen heftig schlucken.

Ich wurde von der Polizei wegen Cindy auch noch mal vernommen und gründlich befragt. Ich erfuhr so das Cindy in Haft war und genau beobachtet wurde. Das war mir nur recht, denn ich war nicht scharf drauf sie so schnell wieder sehen zu müssen und schon deshalb nicht nachdem was sie angetan hatte. Das hätte richtig schief gehen können und das wurde mir immer mehr klar.

Meine Gedanken waren aber eigentlich ganz wo anders. Wir sind alle Familienmenschen und das Chris so Schwierigkeiten mit Mama hatte beschäftigte mich auch weiterhin ganz stark. Ich überlegte immer und immer wieder wie ich den beiden helfen kann, aber das schien doch schwieriger wie gedacht zu werden. Beide wollten keinen Schritt aufeinander zugehen. Mama hat Chris einfach zu sehr enttäuscht und das zu einem Zeitpunkt wo er sie am dringendsten gebraucht hätte. Ich bin nur froh das Chris so klar war und sich Dr.Handke, wenn auch nur telefonisch anvertraut hat und er nicht alles runter geschluckt hatte. Jetzt hat er ein neues Herz und es wird wieder mit neuem Kummer belastet.

Ich wollte mit meiner Mutter noch mal in Ruhe alleine reden und ihr auch ins Gewissen reden, denn nicht Chris hat die Fehler gemacht sondern sie und da sollte sie auch zu stehen.

Dadurch das sie das Gespräch mitgehört hatte brauchte ich nicht mehr ganz von vorne anfangen, sondern ich brauchte ihr nur noch erklären warum ich was gesagt hatte. Ich wollte das sie einen Schritt auf ihn zugeht und ihm um Verzeihung bittet. Das war nötig, sonst würde unsere Familie bald wegen Marie und Cindy zerbrechen und das wollte ich auf keinen Fall.

Wir lieben Mama auch wenn sie Fehler gemacht hat. Wir müssen jetzt wirklich das beste daraus machen. Was passiert war war passiert.

Ich erzählte ihr alles was wichtig war und was mir auf der Seele brannte. Mir fiel das schon schwer so hart mit ihr reden zu müssen, aber am Ende lagen wir uns doch mit Tränen in den Augen im Arm. Sie schluckte schon an manchen Stellen echt heftig, denn ich war sehr deutlich in meinen Äußerungen genau so wie Teresa, Anne, Lea und Chris. Sie bat bei mir für heute um Zeit zum Nachdenken. Wenn es zu dem Ergebnis führen wird das sie zu Chris geht und sich mit ihm ausspricht, wollte ich ihr die Zeit gerne geben.

Nach unserem Gespräch ging sie einige Zeit später zur Wohnung zurück. Ich muss selber noch ein paar Tage durchhalten und dann kann ich endlich wieder neben meiner Frau schlafen.

Das sich in der einen Woche doch soviel bei Chris getan hatte erstaunte sie dann aber doch und machte sie sichtlich traurig. Es arbeitete in ihr und das sah man ihr auch sofort an wenn das Thema Chris auf den Tisch kam. Jetzt konnten wir alle nur abwarten und am meisten wartete Chris auf ein Lebenszeichen von Mama. Ich hatte es meinem Bruder gesagt das ich mir unsere Mutter zur Brust nehmen wollte und er hoffte das ich Erfolg haben würde.

Ich hatte es zumindest geschafft sie aufhorchen zu lassen, aber im Endeffekt konnten wir nur warten.

Etwas machte Chris aber auch noch Sorgen und es war diesmal nicht das Herz was ihn nachdenken ließ, sondern seine Hand. Er hat noch immer die Schrauben und die Miniplatten da drin und auch die Nerven von seinem langen Schnitt am Arm waren noch nicht ausgeheilt. Es war nun auch an der Zeit das die wieder raus sollten und da hatte Chris auch Angst vor. Ihn holten schmerzhaft die Erinnerungen an die Verhandlung und die Folgen daraus wieder ein. Er ist seitdem sehr wetterfühlig an sämtlichen Narben an seinem Körper und jede Narbe holt seine Vergangenheit wieder in die Gegenwart und jeder Gedanke daran tut wieder neu weh.

Die Platten sollten aber noch bevor er zur Reha fährt raus. Das hieß für ihn eine weitere Narkose und eine weitere Belastungsprobe für sein Herz. Man wollte ihn noch unter Beobachtung haben um eventuell schnell reagieren zu können. Ich wusste das schon dass das noch ansteht und Chris auch. Die Physio sollte dann in der Reha mit zu Ende abgedeckt werden. Er hatte es mir erzählt das die OP für morgen früh festgesetzt worden ist, als ich eben bei ihm war und der Arzt mit ihm das Narkosegespräch gemacht hatte.
Dadurch das er ja Herzpatient ist wird er auch während der OP weiterhin besonders verkabelt und überwacht, damit nichts schief geht. Auch wenn die OP nicht lange dauern wird birgt die Narkose für ihn ein Risiko und bedarf besonderer Nachbehandlung.
Chris hatte davor weniger Angst als wir alle, denn er wusste sich von Papa beschützt und ihm war klar das Papa ihm nichts zustoßen lässt. Er war schon immer für ihn da und das wird er auch weiterhin sein.

Der nächste morgen kam und Chris wurde in meinem beisein auf seinen Wunsch hin in Narkose gelegt. Es war ihm sicherer das ich bei ihm war und er war auch nicht so nervös, dass konnte ich spüren. Es würde nicht lange dauern und ich bleibe auch bei ihm bis er aufwacht. Das hatte ich ihm versprochen und auch mit meiner Station so besprochen.

Ich war einfach nur froh das alles gut gegangen war und sein Herz die Strapazen gut überstanden hatte und für die Nachsorge der Hand hat er jetzt noch etwas Zeit.

Jetzt muss er nur noch mit Mama seinen Frieden schließen und sie sich miteinander aussprechen. Ich hatte Mama von der Hand-Op erzählt und sie wollte es sich überlegen.

Die Hand war das letzte was ihn noch wegen Marie verfolgte und ich hoffe ganz fest, dass seine Hand wieder annähernd funktionsfähig sein wird und er bald wieder so Gefühl haben wird das er seinen Traum weiter leben kann. Klar wird das noch Zeit brauchen bis er wieder richtig arbeiten können wird, aber es ist ein Anfang gemacht und er beginnt seine schlimmen Erlebnisse zu bewältigen. Erst wenn er wieder auf einer Bühne steht und er zaubern kann, wird für ihn alles wieder gut werden können. Ich werde ihm dabei helfen so gut ich kann.

Ein paar Tage später hatte Chris alles gut überstanden. Er hatte die Narkose gut verkraftet und die Schmerzen waren für ihn auch gut auszuhalten.

Das wichtigste war für mich das sich Mama mit Chris sehr lange unterhalten hatte und beide schonungslos ehrlich zueinander waren. Jeder hatte mit den Worten des anderen zu kämpfen, Chris sowie auch Mama. Chris hatte aber von Mama nicht wirklich viel mehr erfahren können, denn sie wusste nicht mehr als er, was ihn wieder verstärkt dazu bewogen hatte Nachforschungen anzustellen.

Doch dieses mal musste er sich dem nicht alleine stellen. Er hatte uns als gesamte Familie hinter sich, egal was dabei auch rauskommen wird. Auch Mama hatte er jetzt hinter sich. Er hat ihr verziehen, wie wir alle aber es hat doch bei ihm was Vertrauen betrifft tiefe Kerben hinterlassen, die nur langsam wieder mit positiven Erlebnissen ausgeglichen werden können.

Was Chris Recherche noch ans Tageslicht bringen wird sollten wir schon bald erfahren und das wird auch noch für sehr emotionale Momente sorgen.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt