27.Kapitel

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Sicht Dr.Schenk:

Ich war erschüttert über die Informationen die ich von Frau Reinelt bekommen hatte.
Ich kann sie verstehen nachdem was das Paar schon alles mitmachen musste und das sie mit einer unserer Schwestern Gefahr im Verzug sah schockierte mich dann doch. Das hatten wir so auch noch nicht und das war mir neu. Ich beschloss die Schwester erst mal weiter zu beobachten und wollte die Oberschwester anweisen das man sie nicht in die Nähe meiner speziellen Patienten lassen sollte. Sie deutete einige Details über sie an und erwartete Hilfe von mir. Ich sollte nach ihrem Schwager Andreas sehen und ihr hoffentlich beruhigende Nachrichten von ihm bringen. Doch ich sollte feststellen das ich zu spät dran sein würde.

Ich machte mich also auf den Weg zu seinem Bruder ohne zu wissen was mich erwarten würde.

Ich machte mir natürlich so meine Gedanken während ich zum älteren der beiden lief. Ich wusste ja nicht was hinter der verschlossenen Tür von Herrn Reinelt an seine Frau weitergehgeben worden ist nachdem sie zu ihm rein ist.
Ich nahm ihre Ängste und Sorgen schon ernst. Das beide Brüder in der selben Nacht Probleme hatten war schon sehr merkwürdig, aber da fiel mir der Satz ,,Wir sind eine magische Familie" wie Schuppen von den Augen und ich wusste was damit gemeint war. Nun verstand ich auch wie seine Tochter ihn gefunden hatte ohne das sie von den Pflegern etwas erfahren hatten.
Mit den Worten von Frau Reinelt im Ohr und in Gedanken versunken merkte ich gar nicht das ich wie ferngesteuert lief und stellte dann so erschrocken fest das die Zeit rasend schnell vergangen war und ich an meinem Ziel angekommen war.

Ich ging zuerst ins Schwesternzimmer und fragte nach Cindy Stahl und erkundigte mich im selben Zug ob sie bei Andreas war?oder nicht! wenn ja? wann!.

Ich ließ die Oberschwester ausreden, auch wenn ich die Antwort vielleicht gar nicht hören wollte. Nach dem was sie mir dann sagte das sie für heute hier arbeitet und vor etwa einer Stunde schon bei ihm war um seine Werte zu kontrollieren, war ich in Alarm versetzt. Ich sagte ihr noch das man sie nicht mehr zu Herrn Reinelt lassen soll. Genaueres wollte ich ihnen später sagen wenn ich wieder zurück sein würde.

Ich drehte mich schnellen Schrittes um und verließ ohne etwas zu sagen das Schwesternzimmer, denn ich hatte plötzlich ein ganz eigenartiges Gefühl was ich noch nie so deutlich hatte. Selbst den Schwestern fiel mein plötzlicher Aufbruch auf und hinterließ bei ihnen ratlose Gesichter. Meine Schritte Richtung dem Zimmer meines Patienten veranlassten mich dazu mir Sorgen zu machen.

Bisher war Herr Reinelt ja nicht bei Bewusstsein. Davon ging ich jedenfalls aus. Ich wollte mich selber über seinen Zustand informieren und ihm auch wegen dem Fieber noch mal Blut für ein großes Blutbild abnehmen. Dass das aber gleich zum Problem werden wird, wird sich noch zeigen.

Ich betrat sein Zimmer und steuerte die Geräte an die seine Vitalwerte aufzeichneten. Ich merkte sofort das sich etwas verändert hatte. Die Werte waren erhöht und er war am wach werden, konnte sich aber nicht wirklich äußern. Ich zog den Beatmungschlauch und ließ ihn sich etwas aufrechter wieder hinlegen.

Er wirkte aufgelöst, fast verstört würde ich sagen, doch noch konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Er sollte sich erst mal beruhigen und damit klarkommen das er selber aus dem Koma wach geworden war. Das dieses verstörte Verhalten aber mit etwas anderem zusammenhängen sollte, würde ich meinem Gefühl nach und den Vorinformationen seiner Schwägerin sicher gleich erfahren.

Ich zog ihm als erstes direkt das Blut für das Blutbild aus dem Zugang und ließ es sofort ins Labor bringen. Ich wunderte mich auch sofort das es so schnell in die Röhrchen lief und ich ein paar mal versuchen musste den Verschluss des Zugangs zu schließen. Erst als ich die Ader etwas unterhalb des Zugangs abdrückte konnte ich den Verschluss sauber schließen.

Während er das kritisch beobachtete sammelte er sich in den danach folgenden Minuten schon deutlich und fing an sich zu entspannen nachdem ich ihm ein leichtes Beruhigungsmedikament verabreicht hatte. Ich hatte ihm das auch direkt in die Vene gespritzt und sah auch recht schnell die Wirkung. Mir fiel dann aber noch etwas anderes auf. Es blutete etwas zu lange und zu stark nach, obwohl er schon kräftig drückte hörte es nicht auf zu bluten. Ich versuchte ruhig zu bleiben um Herrn Reinelt nicht noch mehr zu verunsichern, denn auch ihm war es aufgefallen das mit seinem Blut etwas nicht stimmte. Ich hatte eine Vermutung was dafür verantwortlich war und schaute nach seinen Infusionen.

Mich traf der Schlag als ich sah was dort am Ständer hing und in seine Adern lief. Ich stellte das sofort ab und nahm sie ihn ab. Es war ein Blutverdünnungsmedikament was eigentlich Herzinfarktpatienten bekommen. Für ihn war das nicht verordnet worden. Das erklärte natürlich alles.

Ich verließ kurz den Raum und rief die Oberschwester zu mir um nachzufragen wer heute Dienst hatte und wer ihm diese Infusion angehängt hatte. Ich wies die Schwester an erst mal zu niemandem etwas zu sagen und schickte sie wieder ins Stationszimmer. Ich merkte aber das die Blicke von Herrn Reinelt auf mir ruhten, als ob er mir etwas sagen wollte aber es noch nicht konnte.
Ich ließ sofort Gegenmaßnahmen veranlassen und ging wieder in den Raum.
Jetzt hieß es für mich als Arzt Farbe bekennen und zu handeln, denn ich sollte gleich erfahren wer dafür wirklich verantwortlich war.

Ich erklärte meinem Patienten die aktuelle Situation und hoffte das mit den neuen Medikamenten die Wirkung des Blutverdünners aufgehoben werden kann. Noch muss er vorsichtig sein denn es war schon 2/3 der Infusion durchgelaufen und dementsprechend würde es auch dauern bis die Wirkung aufgehoben ist.

Er war schockiert aber nicht überrascht. Ich fragte ihn ob er mir die Schwester sagen kann die das angeghangen hat. Die Antwort ließ mir das Blut in den Adern gefrieren, weil sich die Vermutung von Lea Reinelt grade bestätigt hatte das sie ihm schaden wollte um seinem Bruder weh zu tun.
Er sagte mir mit brüchiger Stimme das es Cindy Stahl war. Er hatte es noch im Halbschlaf mitbekommen, hatte sich aber noch nichts dabei gedacht, aber jetzt ergab es auch für ihn einen Sinn das man ihn vor ihr gewarnt hatte.

Ich rief wieder nach der Oberschwester und ließ sie mir ein Telefon mitbringen. Hier lag ein Betäubungmittelmissbrauch mit versuchter Körperverletzung vor und in Betracht dessen musste ich handeln.

Ich rief die Polizei.

Ich erläuterte kurz den Vorfall am Telefon und es wurde mir gesagt das 2 Beamte vorbei geschickt werden um sie zu verhaften. Wir sollten die Dame aber nicht ansprechen und sie im Ungewissen lassen bis die Polizisten vor Ort sind. Ich sollte auch die Infusion als Beweis sicherstellen, da eventuell Fingerabdrücke drauf sein können was für eine Verurteilung wichtig ist. Herr Reinelt bekam alles im Hintergrund mit und hatte Tränen in den Augen. Nicht nur vor Wut und Entsetzen, sondern auch davor weil er ihr vertraut hatte. Jetzt fiel nämlich auch bei ihm der Groschen woher er Cindy kennt. Und das machte den Verrat noch viel schlimmer für ihm.

Das Beruhigungsmittel entfaltete jetzt nach diesem Schock seine ganze Wirkung. Er wurde müde und schlief wieder ein.

Keine 20 Minuten später kamen 2 Beamte auf die Station. Schwester Cindy bemerkte die Polizisten zwar, dachte aber nicht daran das sie wegen ihr da sein könnte. Um so größer war der Überraschungsmoment als bei ihr die Handschellen blickten. Nicht nur sie, auch die Kolleginnen waren erstaunt und entsetzt darüber was sich hier grade abgespielt hatte.

Von all dem bekam Herr Reinelt nichts mit. Gut das es bemerkt worden ist und es keine schwerwiegenderen Folgen hatte, jedenfalls für den ersten Moment. Wie es mit der Drainage bei Herrn Reinelt weiter geht wird sich zeigen. Unter den Verdünnungsmitteln ist aktuell eine Entfernung nicht möglich. Wer weiß was passiert wäre wenn es nicht entdeckt worden wäre.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt