3.Kapitel

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Sicht Lea:

Ich konnte es nicht glauben dass das Zimmer leer war. Wo war Chris nur hin? Er konnte doch nicht vom Erdboden verschluckt sein und schon gar nicht in seinem schlechten Zustand. Das Zimmer war wie unberührt, als wäre Chris nie da gewesen. Mir schossen sämtliche Gedanken durch den Kopf als ich mit Andreas, Teresa und Elise zu Dr.Klinge unterwegs war. Ich rechnete innerlich schon damit das ich in der Gerichtsmedizin nach ihm fragen müsste und das würde ich nicht verkraften.

Wir brauchten alle dringend Aufklärung, denn wir waren alle durch den Wind und mit den Nerven runter. Elise machte sich Vorwürfe das sie gestern nicht bei Chris drin war und Andreas kämpfte mit seinem zu kippen drohenden Kreislauf und dem Schlafentzug der letzten Nacht. Teresa nahm mir Angelina ab und beruhigte sie, denn auch sie merkte das mit uns was nicht stimmte und wurde zunehmend mehr unruhig und Teresa war momentan die einzigste die ihre Nerven kontrollierte und scheinbar für uns alle ruhig blieb.

Wir liefen alle den Weg zu Dr.Klinges Büro wie in Trance und merkten gar nicht das uns Dr.Klinge schon bemerkt hatte und hinter uns her lief. Er wusste anscheinend das wir ihn suchten. Rufe nahm ich überhaupt nicht wahr, denn ich war wie in einem Tunnel in dem alles dumpf und weit weg klang. Ich war in den schönen Zeiten die ich mit Chris bisher hatte gedanklich gefangen und die Erinnerungen liefen wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Unser kennenlernen, unsere romantische Hochzeit und wie Chris seine Kinder das erste mal auf dem Arm hatte. Hätte Andreas mich nicht festgehalten wäre ich glatt an der Bürotür vorbei gelaufen. Erst jetzt merkten wir das uns Dr.Klinge gefolgt war und wir gleichzeitig an seiner Bürotür ankamen. Er war ziemlich aus der Puste und atmete erst mal genauso wie wir tief durch. Klopfen brauchten wir nicht da er mitten zwischen uns stand und in unsere fragenden, geschockten und entsetzten Gesichter sah.

Vor allem merkte er das Andreas besonders nach Luft rang und das es ihm nicht gut ging. Er suchte hastig nach seinem Notfallspray, doch schien es nicht da zu sein wo es sonst immer war. Dr.Klinge schickte uns schon mal in sein Büro und Andreas schnappte er sich und ging schnell mit ihm in das nächste freie Behandlungszimmer. Die Nacht hatte ihm wohl doch mehr zusetzt als er dachte.

Sicht Andreas:

Das Chris weg war machte mir jetzt richtig Bachschmerzen. Wie wir am Büro bei Dr.Klinge ankamen war ich richtig fertig. Ich merkte wie mir leicht schwindelig war und mir meine Luft knapp wurde und sich meine Brust zuschnürte weil der Druck schon weh tat.

Ich hatte mein Notfallspray sonst immer in meiner Jackentasche, aber da war es nicht. Es kann mir nur im Auto aus der Tasche gefallen sein, aber davon hatte ich es jetzt nicht hier und es würde zu lange dauern um es zu holen. Dr.Klinge merkte das ich leicht panisch war und schickte Lea, Teresa und meine Mutter schon mal vor. Mich schnappte er sich und brachte mich in den nächsten freien Behandlungsraum. Er wollte mich kurz durchchecken, weil ihm nicht entgangen war das ich blass wie eine Wand war und schwer Luft bekam. Er kennt Chris und mich ja mittlerweile sehr gut, immerhin hatte er mich nach meinem Unfall auch behandelt und wusste wie ich in Stresssituationen reagierte und das war für mich grade Stress pur. Mein Blutdruck war viel zu niedrig und meine Brust schnürte sich noch immer vor Schmerzen und Luftnot zusammen. Eh ich mich versah lag ich schon flach auf der Liege. Er sagte mir dass das mit meiner Luft gleich wieder besser werden wird und er Schwindel auch gleich besser werden würde. Wie ich ihm zuhörte merkte ich schon die Nadel in meinem Arm. Ich bekam das für meine Lunge entkrampfende Medikament jetzt direkt gespritzt und schon kurze Zeit später merkte ich auch schon die Wirkung und entspannte mich auf der Liege etwas. Ich bekam noch etwas für den Kreislauf dazu, was mich dann schon bald darauf wieder wacher werden ließ. Wir waren gut 20 Minuten in dem Raum bis es mir Dr.Klinge erlaubte das ich wieder aufstehen konnte. Mir ging es jetzt tatsächlich besser. Der Schwindel war weg und ich konnte wieder besser atmen.

Zusammen gingen wir dann in sein Büro wo meine Mutter und meine Frau mich schon erwarteten und mich sofort in die Arme schlossen. Sie merkten auch das es mir besser ging und beruhigten sich schnell wieder. Lea war eh sehr ruhig und ihre Blicke verrieten mir das sie nur noch wissen wollte was mit Chris ist und die Aufklärung sollte jetzt gleich kommen und einiges klar werden lassen.

Jetzt saßen wir zu viert da. Meine Mutter hatte Lea im Arm und Teresa hatte mich neben sich wie ein Häufchen Elend sitzen. Mir ging es zwar besser, aber die Ungewissheit quälte mich weiterhin unerträglich. Angelina war im Kinderwagen wieder eingeschlafen. Das war auch gut so, dass sie von dem folgenden Gespräch nichts mitbekam.

Dr.Klinge sah uns und vor allem Lea ernst an und nahm unsere vielen Fragezeichen über unseren Köpfen wahr. Lea liefen die Tränen, denn sie hatte genauso Angst davor Chris vielleicht für immer verloren zu haben und der Satz ,,Bis das der Tod uns scheidet" schneller als gedacht wahr werden würde, aber wenn es so wäre würde Dr.Klinge dann so ruhig bleiben? Ich versuchte mir bei dem Gedanken dann doch einzureden das er noch lebt und etwas anderes unvorhersehbares passiert sein könnte.

Ich hielt es nicht mehr aus den Gedanken das Chris tod ist mit mir rumzuschleppen und brach das Schweigen.

Andreas:
Dr.! Wo ist mein Bruder? Gestern war er doch noch hier und es stand nicht gut um ihn. Hat sich was geändert? Und warum hat uns keiner Bescheid gegeben?
Dr.Klinge:
Jetzt beruhigen sie sich alle erst mal. Ihr Bruder lebt und es geht ihm nicht gut das ist richtig, aber es hat sich etwas geändert und das ist auch der Grund warum er nicht mehr hier ist.
Andreas:
,,Wie er ist nicht mehr hier?"

Ich sah auch die fragenden Blicke von Mama und Lea und ich sah wie sie Lea jetzt noch fester in die Arme schloss, denn sie wusste das Lea jetzt jeden Beistand brauchte.

Dr.Klinge:
Er wurde vor einer halben Stunde nach Berlin ausgeflogen.
Andreas:
Sagen sie nicht das er in dem Heli war den wir haben starten sehen. !!??!?!
Dr.Klinge:
Sie haben ihn knapp verpasst. Wir haben versucht anzurufen, aber es hat keiner reagiert und die Zeit war knapp. Die warten in Berlin schon auf ihn.
Andreas:
Heißt das?... sie haben ein Herz für ihn gefunden?

Ich schluckte schwer und erleichtert und doch änderte es nichts an der Tatsache das sich keiner von uns von ihm verabschieden konnte und wir nicht wussten wie wir ihn wiedersehen würden und wann?

Doch die Fragen sollten sich die nächsten Stunden klären.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt