69.Kapitel

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Sicht Chris:

Die letzte Show war super gelaufen und wir haben jetzt 2 Wochen Pause. Auch unsere Fans müssen jetzt warten bis wir wieder irgendwo auftreten oder wir uns in den Netzwerken melden, aber es ist Freizeit für uns und dann posten wir relativ wenig um uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren.

Lea hat sich gut mit Luisa im Alltag eingelebt. Angelina geht sehr liebevoll mit ihr um und passt immer gut auf sie auf wenn ich nicht in direkter Nähe bin. Sie zieht sie mit an, hilft beim Wickeln und baden und schaut ihr oft einfach nur beim schlafen zu. Es ist schön zu sehen wie harmonisch Angelina mit Luisa umgeht. Sie weiß einfach das wir sie genauso lieb haben wie Luisa. Lea pendelt nun Vormittags zwischen der Kita und zu Hause hin und her und wir sind größtenteils im Büro und in der Werkstatt.

Etwas habe ich aber doch Angst vor dem Termin beim Tatovierer morgen und meine Angst vor Nadeln ist dabei nicht wirklich förderlich. So richtig wissen werde ich erst was auf mich zu kommt wenn wir da sind. Deshalb bin ich froh das Andreas mit gehen wird und versucht mich abzulenken.
Aufgeregt bin ich aber trotzdem. Auch in der Nacht war ich schon ziemlich durch den Wind und konnte nicht durchschlafen und das lag nicht an Luisa.

Wir wollten uns bei mir treffen und zusammen losfahren. Andreas hatte zu tun mich wieder von meiner Nervosität runter zu kriegen. Mein Bruder stieg instinktiv in seinen Wagen ein was mir sagte das ich bei ihm als Beifahrer einstieg und er mich so nicht fahren lassen wollte. Das war auch gut so. Ich wusste nicht wovor ich mehr Angst hatte. Vor den Nadeln oder den Schmerzen die das über Stunden mit sich bringen wird. Wir machten uns erst mal auf den Weg, denn Sebastian ein langjähriger Freund von mir hatte sich mit einem eigenen Studio selbstständig gemacht und wartete schon auf mich. Er weiß wer ich auch in der Öffentlichkeit bin und wer ich privat bin. Was ich die letzten 3 Jahre mitmachen musste, hatte er natürlich durch die Medien am Rande mitbekommen und auf meine Bitte hin mir diese schreckliche Narbe überzutatovieren, nahm er sich mir an und wir arbeiteten zusammen das Motiv aus.

Er fand es eine gute Idee und ich fühlte mich in vertrauten Händen, ohne Angst haben zu müssen das es sofort an die Presse geraten könnte. Ein Tattoo von der Größe würde eh irgendwann früher oder später auf Bildern zu sehen sein und die Gründe dafür von den Fans ausdiskutiert werden, dann könnte ich immer noch etwas dazu sagen weshalb ich mich tatovieren lassen habe obwohl ich das nie machen wollte, aber Einstellungen ändern sich genauso wie gewisse Dinge im Leben. Das tue ich für mich und niemand anderes und ich werde da auch vor niemandem Rechenschaft ablegen, selbst nicht vor Mama die das bestimmt nicht gutheißen wird, aber ich bin erwachsen und bin für meine Entscheidungen selbst verantwortlich und stehe dahinter. Sie wird es eh nur hinnehmen können wenn sie es fertig sehen wird. Andreas hatte ich gebeten Mama nichts zu sagen und er hat mir versprochen dicht zu halten. Vielleicht gefällt es ihr ja doch.

Sebastian begrüßte uns erst mal und fragte mich ob ich die Zeichnungen mit hatte. Ich gab sie ihm und er verschwand damit nach hinten in einen anderen Raum. Er sagte mir ich sollte es mir auf dem Stuhl bequem machen und den Oberkörper frei machen. Andreas setzte sich im Studio in den Wartebereich wo er mich aber trotzdem sehr gut beobachten konnte. Er wirkte ruhiger als ich. Als ich meine Sachen zu meinem Bruder geworfen habe kam Sebastian auch schon wieder zu mir. Jetzt sollte es gleich los gehen. Er desinfzierte alles gründlich, brachte das Motiv auf und startete die Maschine um die Konturen zu ziehen. Schon als ich den Ton hörte dachte ich, ich bin beim Zahnarzt und das wäre das letzte wo ich jetzt gern sein würde. Ich holte einmal tief Luft und schaute wie er sich mit der Maschine meiner Brust näherte. Es tat gar nicht so dolle weh. Es war echt auszuhalten. Nur dieses Geräusch wollte ich mir nicht stundenlang anhören. Ich fragte ihn ob ich mir Musik auf die Ohren hängen kann, wo er nichts gegen hatte. Er meinte das machen einige seiner Kunden um das Geräusch der Maschine zu verdrängen und sich zu beruhigen.
Das half auch bei mir. Gut, hin und wieder zwickte es schon etwas, aber es war wirklich auszuhalten. Ich hatte es mir viel schlimmer vorgestellt.

Auch wenn ich den Schmerz spürte fühlte ich mich Luana grade näher denn je. Mit jedem Stich und jedem Pigment Farbe was die Konturen mehr ausfüllte nahm es mehr Form an und brachte mich meinem Ziel näher.

Andreas sah zwischenzeitlich sehr nachdenklich zu mir. Er dachte ich kriege es nicht mit aber mir ist es aufgefallen. Er machte sich auch über etwas Gedanken und versuchte es zu verbergen. Er langweilt sich sicher zu Tode, aber ich weiß das er es für mich macht und mich begleitet. Das er aber in der Zeit bereits Pläne für etwas schmiedete und in seinem Handy danach zu suchen schien ahnte ich da noch nicht. Ich war abgelenkt und das wusste Andreas auch. Gut vier Stunden nach dem ersten Stich war es geschafft. Die Narbe war wirklich nicht mehr sichtbar. Sebastian verteilte mir noch eine Wund-und Heilcreme da drauf und deckte es ordentlich ab, damit ich mir die Klamotten nicht versaute. Den Rest der Creme bekam ich mit nach Hause zum weiterschmieren. Es wird ein paar Tage dauern bis der Schorf der sich bilden wird abfällt und alles gut verheilt ist.

Andreas sah sich begeistert das Tattoo an. Es sieht so echt aus als würde es mir jeden Augenblick aus der Brust springen. Es gefiel ihm. Er reichte mir die Klamotten und ich zog sie mir vorsichtig über. Noch brannte es mir auf der Brust und ich denke das wird auch noch eine Weile dauern bis es aufhört zu brennen. Ich soll mich bei ihm melden wenn kein Schorf mehr drauf ist. Das brennen ist aber nichts gegen das was ich schon alles ertragen musste.

So machten wir uns wieder auf den Heimweg. Beim rausgehen hatte sich Andreas noch eine Visitenkarte von ihm mitgenommen wo ich mich fragte was er damit wollte. Ich sagte aber nichts. Zu sehr hing ich im Auto noch in meinen Gedanken bis wir zu Hause ankamen.

Ich bin so gespannt wie Lea reagieren wird wenn sie es heute Abend sieht wenn ich die Abdeckung abnehmen werde. Andreas hatte Bilder mit dem Handy gemacht die er Teresa zeigen wollte und wahrscheinlich auch um sich abzulenken.

Andreas ließ mich vor unserer Tür raus und fuhr nach Hause. Lea begrüßte mich vorsichtig. Sie wusste das ich vielleicht noch Schmerzen haben könnte was auch so war. Bis zum Abend sollte ich es auf jeden Fall noch drauf lassen. Deswegen sollte mir Andreas die Bilder schicken das ich es Lea schon mal zeigen konnte. Am Abend brachten wir Angelina in Ruhe ins Bett. Luisa schlief auch um die Zeit. So konnten wir uns Zeit für uns nehmen.

Wir gingen ins Bad. Ich wollte eigentlich Duschen gehen durfte es heute aber noch nicht. Nur Luft und klares Wasser sollte heute noch dran kommen. Also nahm ich die Abdeckung ab und tupfte es vorsichtig mit einem Waschlappen und mit klarem Wasser ab und trocknete es vorsichtig mit einem weichen Handtuch ab.

Lea schien es gefallen zu haben. Sie schaute genau zu was ich tat und küsste mich zart etwas oberhalb des Tattoos auf die Brust. Sie durfte mich jetzt einschmieren und genossen beide die gegenseitigen zärtlichen Berührungen. Ich wahrscheinlich mehr wie sie grade. Ihre samtweichen Hände, einfach herrlich, da lässt man sich doch gern einschmieren.

Wir genossen auch die nächsten Stunden die wir für uns hatten. Wir sind so glücklich und das bleibt hoffentlich auch so.

Das Andreas aber die Visitenkarte nicht umsonst mitgenommen hatte konnte ich jetzt noch nicht ahnen, sollte es aber schon bald erfahren.

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