48.Kapitel

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Sicht Chris:

Die Reha sollte mich soweit wie es geht wieder auf den Alltag vorbereiten und wieder belastbar werden lassen. Ich durfte endlich wieder mit Sport anfangen. Langsam, kontrolliert überwacht, aber es war seit langem wieder möglich.

Der Sport fehlte mir schon sehr. Ich merkte das ich körperlich darunter gelitten habe und ich meine Muskulatur wieder ganz von vorne neu und vorsichtig aufbauen muss. Ich wurde dabei natürlich immer mit EKG überwacht, denn es sollte ja nichts schief gehen. Meine Hand wurde auch weiterhin mit versorgt und mit behandelt. Schließlich sollte ich die Klinik nach der Reha als gesund verlassen. Jedenfalls annähernd, denn meine Herzmedikamente werde ich auch weiterhin als festen Bestandteil nehmen müssen, aber das war jetzt erst mal nebensächlich. Ich arbeite an meiner Kondition um wieder ein möglichst normales Leben führen zu können.

Die erste Woche war rum und ich hatte mich inzwischen mit Sandra Eckardt in Verbindung gesetzt und hatte einen Termin mit ihr vereinbart.
Der Termin sollte Ende der zweiten Woche sein. Ich hatte das vorher in Ruhe mit Andreas besprochen denn wir wollten das Gespräch teilweise zusammen machen. Ich wollte Andreas und Lea auf jeden Fall in meiner Nähe haben und es wird sich noch rausstellen dass das die richtige Entscheidung war und sie mich beide noch mächtig auffangen und unterstützen müssen, denn das Gespräch und die Videoaufnahmen sollten sehr an meiner Verfassung zehren, aber ich wollte es so realistisch und offen wie es nur ging und da sollten meine Gefühlsausbrüche natürlich nicht verborgen bleiben. Ich wollte absolut ehrlich sein und wirklich alles offen legen. Die beiden sind darauf vorbereitet. Nur Mama verschwieg ich es auch weiterhin.

Der Termin fand nun über ein paar Tage immer zwischen meinen Therapien statt. Das war auch gut so denn mein Herz forderte durch die Aufregung Pausen ein und ich war froh das Lea und mein Bruder bei mir waren. Ohne die beiden hätte ich das auf keinem Fall durchgehalten. Ich hatte das geahnt das es so kommen könnte. Ich hatte durch Dr. Handke gelernt darüber reden zu können und mich nicht dafür zu schämen. Ich wollte einfach so gut es geht wieder in mein altes Leben. Das letzte Hindernis sind meine Albträume die ich nachts noch immer habe und die hoffentlich aufhören wenn alles wieder in normalen Bahnen läuft. Wenn Mama sich mit ihrer Schwester versöhnt hat und ich vielleicht die Familie meiner Spenderin kennenlernen kann. Ich hoffe so sehr das sie durch meine Informationen beide ausfindig machen kann.

Nach sehr harten 4 Tagen mit dem Vermisst-Team verabschiedeteten sie sich und mein Alltag hier in der Klinik ging erst mal normal weiter. Sowie es Neuigkeiten geben wird, werden sie sich wieder bei mir melden. Ich hatte mit dem Gespräch doch schon sehr zu knabbern. Es kam vieles wieder hoch und blieb präsent an der Oberfläche in meinem Kopf. Am meisten aber blieb der Tod von Conner weiterhin haften. Ich hatte noch nicht wirklich viel Zeit um ihn zu trauern und jetzt holte es mich mit Macht wieder ein. Ich wollte so schnell wie möglich zu seinem Grab.
Ich hatte zwar schon Bilder gesehen aber das war nicht das selbe. Angelina erinnert mich jeden Tag wieder neu daran das uns Conner fehlt, aber es muss weiter gehen auch wenn es weh tat. Ich konnte jetzt nur abwarten bis sich das Vermisst-Team wieder bei mir mit hoffentlich neuen Ergebnissen melden wird.
Ich weiß das ich dem auch etwas Zeit geben und geduldig sein muss.

Lea und Andreas wurden von mir über alles bei ihren Besuchen auf den aktuellen Stand gebracht. Sie waren mittlerweile genauso neugierig und aufgeregt darüber was da rausgekommen sein kann. Es war selten ein Besuch wo wir nicht darüber gesprochen haben. Die beiden wissen das ich in Kontakt mit Sandra Eckardt bin und bei mir steigt inzwischen genauso die Nervosität. Es könnte jeden Tag der erlösende Anruf kommen der ein weiteres Treffen mit Ergebnissen zur Folge haben könnte. Ich hoffe innerlich so sehr das meine Albträume dann endlich aufhören und unser Familienleben wieder in gewohnte Bahnen gehen kann. Doch dass das noch eine positive Wendung nehmen wird war jetzt noch nicht zu erahnen.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt