19.Kapitel

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Sicht Teresa:

Ich ließ Chris jetzt nur ungern in diesem Zustand alleine, aber die Nachtschwester bestand darauf das ich jetzt gehen sollte. Das Gespräch hatte ihm gerade ziemlich zugesetzt.
Es machte ihm zu schaffen das es Elise zeitweise nicht gut ging und das Andreas wegen dem Sturz ohne Bewusstsein ist. Das merkte ich ihm schon an. Er war nervös wegen der OP und das konnte ihm keiner verübeln, vor allem konnte ihm auch keiner die Angst nehmen.

Ich hatte das Blatt mit den Risiken nur kurz überflogen als ich die Papiere in der Hand hatte. Es war eine riesen Latte, was alles während und nach der OP passieren kann. Da war ich schon geschockt beim Lesen und Chris musste diese schwere OP nur wegen Marie über sich ergehen lassen.

Es war immerhin ein Ende in Sicht aber das er wusste, dass sich das unvermeidliche vielleicht nur um
5-10 Jahre, eventuell auch länger nur rauszögern könnte tat ihm weh. Ihm war klar das sein Ablaufdatum nur verschoben wurde, aber er hatte so dann noch die Zeit seine Tochter aufwachsen zu sehen und das war es ihm allemal wert. Auch gegen den Tod und gegen Marie anzukämpfen war ihm wichtig. Wie lange er dann letztendlich mit dem Herz sorgenfrei weiterleben kann wird sich alles noch zeigen und die Zeit bringen.

Ich machte mich auf den Weg. Erst holte ich Elise bei Andreas ab und danach pendelten wir zum Hotel zurück, während wir beide im Taxi saßen und uns so einige Gedanken machten. Ich überlegte was sich ändern wird und was so bleiben würde wie gehabt, denn ich hatte mir die Unterlagen ohne das es Chris merkte genauer angesehen um mich informieren zu können, weil Chris dazu grade definitiv nicht in der Lage war.

Elise schaute nur aus dem Fenster in die Dunkelheit. Sie spiegelte im Moment den Zustand in ihrer Seele wieder. Absolute Dunkelheit ohne ein Licht in der Ferne. Für sie sind Ihre Söhne ihr Licht und das war grade für beide ziemlich aus. Das machte mir Sorgen, aber ich merkte das sie nicht reden wollte und ließ sie in ihren Gedanken verharren.

Auch der Zustand von Andreas machte mir extrem Bauchschmerzen. Ich würde die Uhr zu gerne ein paar Tage weiter drehen. Dann wüssten wir ob Chris alles gut überstanden hat und auch ob Andreas wieder aufwachen und wieder fit werden wird.

Noch nie stand so die Zukunft der Ehrlich Brothers auf dem Spiel wie jetzt.

Noch nie war die Gesundheit von den beiden so angegriffen und bedroht wie zur Zeit.

Und nur eine ist daran Schuld.

Wir brauchten nicht lange bis wir im Hotel ankamen und ich hatte auch kein gutes Gefühl dabei Elise zu Lea zu lassen und sie weiter grübeln zu lassen, aber da waren sie alle gleich mit Herz, Hand und Verstand dabei und wenn es noch so aussichtslos zu sein scheint. Es gibt immer einen Lichtblick am Horizont. Man muss ihn nur finden und danach greifen.

Mit den Lichtblicken hatten wir nur leider etwas Pech in letzter Zeit und ich hoffe das morgen alles gut gehen wird und wir Chris morgen nicht im OP verlieren werden. Ich glaube Elise gingen da ähnliche Gedanken durch den Kopf. Sie wusste von dem Ausgang des Gespräches mit Chris nichts und sie fragte auch nicht direkt nach. Sie sah mich an und schien alles zu wissen und ich fragte mich immer wieder wie sie das machte. Wir kennen uns eben alle schon viele Jahre ganz genau, da weiß man wie der andere tickt.

Ich begleite Elise noch zu Lea ins Zimmer. Sie lag auf dem Bett und kuschelte mit Angelina. Sie hatten einen Pullover von Chris zwischen sich liegen, den er zuletzt anhatte. Es schien beide zu beruhigen und zu wissen das der Papa für sie zumindest in Gedanken da war.

Lea sah uns an und ihr war klar das heute so einiges nicht so gut gelaufen ist. Sie fragte dann aber doch leise bei uns nach was los war. Elise machte sich frisch und ich erzählte ihr was sie noch nicht wusste. Auch von dem Gespräch mit Chris und das er die Op canceln wollte erzählte ich ihr. Sie fragte nur ob er es gemacht hatte, worauf ich nur den Kopf schüttelte. Auch Elise hörte genau zu, denn das wusste sie auch noch nicht weil sie in der Zeit bei Andreas war. Sie schaute genauso geschockt wie Lea und beide schauten jetzt gespannt zu mir um die Antwort von mir zu erfahren. Darüber das er sich dann wieder beruhigt hatte und die OP wie geplant durchzieht waren die beiden echt froh und ich auch. 
Wie aus einem Munde kam nur ein
,,Gott sei Dank".

Ich hörte wie beide tief ausatmeten und froh darüber waren das ich Chris davon abbringen konnte eine falsche Entscheidung zu treffen. Nachdem ich alles erzählt hatte verabschiedete ich mich und ging auf mein Zimmer was eigentlich Andreas Zimmer ist. Es war noch genauso wie er es zuletzt verlassen hatte. Der Laptop stand auf dem Tisch und der Koffer neben seinem Bett. Seine Schlafsachen und sein Handyladekabel lagen auf dem Kopfkissen so wie er es zu Hause auch immer vorbereitet wenn er abends wenig Zeit hat. Er ahnte anscheinend nicht das er wohl heute Nacht nicht hier schlafen würde.

Ich machte mich auch für die Nacht fertig, denn wir wollten morgen schon früh in die Klinik. Wir verabredeten uns um 7.30 Uhr zum Frühstück und wollten danach los. Die OP ist für 11 Uhr angesetzt und Lea wollte vorher noch mal zu ihm.

Das uns schon in der Nacht der für Lea schlimmste Anruf erreichen wird konnte ich, als ich in Gedanken an Andreas einschlief noch nicht wissen, dass aber auch Andreas noch in der Nacht Probleme haben würde konnte ich auch nicht ahnen. Das würde ich dann aber erst vor Ort erfahren.

So schlief ich dann doch unruhig ein und ein heftiges, ausdauerndes und hektisches Klopfen riss mich ein paar Stunden später aus dem Tiefschlaf. Ich schaute vollkommen verwirrt auf die Uhr und sah das es erst 2 Uhr nachts war. Ich überlegte wer mich da mitten in der Nacht weckte und hörte genauer hin. Ich erkannte Elise Stimme und ging zur Tür.

Mir war klar das was passiert sein musste, denn Elise hatte Tränen in den Augen und war völlig aufgelöst. Ich nahm sie erst mal in den Arm.  Nachdem sie sich von mir löste sagte sie zu mir
Elise:
Die Klinik hat angerufen. Chris kommt in 30 min in den OP und er will Lea vorher noch mal sehen.
Teresa:
Ich musste mich erst mal sammeln und wach werden.
Warum wird Chris mitten in der Nacht operiert?
Elise:
Sein Zustand hat sich verschlechtert und deswegen wird die OP sofort vorgezogen. Die Spenderin ist bereits im OP. Wir müssen uns beeilen. Lea zieht sich und die kleine schon an.
Teresa:
Gib mir 5 Minuten.

10 Minuten später saßen wir im Taxi und kurz darauf kamen wir in der Klinik an und waren auf dem Weg zur Station. Elise und Lea schauten zur Info und warfen sich skeptische Blicke zu, was mir natürlich nicht entging. Sie hatten da scheinbar jemanden gesehen der ihnen wohl sauer aufgestoßen hatte. Ich fragte jetzt nur nicht nach weil uns die Zeit davon lief. Ich sollte aber noch erfahren was es mit diesen kritischen Blicken auf sich haben wird.

Jetzt war es nur wichtig noch schnell zu Chris zu kommen. Wir hatten Glück und der Fahrstuhl war schon unten und nur wenige Minuten später standen wir vor der Stationstür und klingelten.

Es wurde uns geöffnet und wir  gingen schnell zu seinem Zimmer. Die Tür stand offen und Chris wurde grade mit seinem Bett Richtung OP gebracht.

Lea hatte es noch in letzter Sekunde geschafft ihm ,,Alles Gute mein Schatz" ins Ohr zu flüstern, bevor er durch das Beruhigungsmittel das er schon bekommen hatte die Augen schloss und er im OP verschwand und sich die Tür hinter ihm schloss. Jetzt heißt es warten und beten das alles gut geht.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt