13.Kapitel

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Sicht Elise:

Ich stand jetzt also mit Angelina vor Andreas Tür und traute mich wieder nicht rein. Warum hatte ich seit ich in Berlin bin nur solche Angst? Sowas kenne ich von mir gar nicht. Was hielt mich nur auf? Nur gut das die kleine das nicht mitbekommen hatte und noch friedlich schlief. Ich holte tief Luft und öffnete die Tür zu Andreas Zimmer und ging rein.

Ich hörte schon beim öffnen der Tür  die Apparate monoton und gleichmäßig Piepen. Ich hielt kurz in Gedanken versunken inne und kam mir gerade vor als würde ich bei Chris im Zimmer stehen, aber nein! es war Andreas Zimmer. Mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich ihn da liegen sah, denn ich hatte mit dem schlimmsten gerechnet, was mich erwarten würde. Er hatte mich schon bemerkt als ich auf ihn zuging und Angelina neben mir vorsichtig abstellte damit sie nicht wach wurde.

Er saß leicht aufrecht im Bett und traute sich scheinbar aber nicht mich direkt anzusehen. Es wirkte auf mich als wäre es ihm peinlich das ich ihn so zu sehen bekam, obwohl er ja nicht's dafür konnte. Ich ging weiter auf ihn zu und nahm ihn zur Begrüßung fest aber zärtlich in den Arm. Ich sah ihn jetzt nachdem der erste Schock und die Sorgen verflogen waren genauer an und war doch froh das es ihm einigermaßen gut zu gehen scheint und auch meine Anspannung legte sich langsam und ging in Erleichterung über. 

Er liegt zwar nicht auf der regulären Intensivstation, aber einige Kabel hatte er trotzdem an sich dran. Das EKG überwacht sein Herz, ein Dauerblutdruckgerät am linken Oberarm kontrolliert regelmäßig seinen Blutdruck und der Sauerstoff in seiner Nase versorgte ihn mit genug Luft.

Er wirkte noch ziemlich schwach und war noch sehr blass um die Nase, aber das sollte die Infusionen wieder hinkriegen die über seine rechte Hand in die Venen läuft. Einerseits damit der Kreislauf wieder in Schwung kommen soll und andererseits um den Blutverlust mit auszugleichen, aber das brauchte Zeit.

Ich hab mich echt erschrocken als ich das doch recht große Pflaster an seinem Kopf sah.

Ich holte Angelina etwas näher zu mir und zog mir einen Stuhl neben sein Bett. Noch im Stehen strich ich ihm vorsichtig die Haare über dem Pflaster bei Seite und merkte die doch recht große Narbe darunter und konnte jetzt erahnen das er heftig gestürzt sein musste. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und setzte mich dann auf den Stuhl.

Er schien doch starke Schmerzen zu haben, weil er seinen Kopf recht ruhig hielt und er sich nicht viel bewegte. Das wird wenn es abgeheilt ist sicher richtig bunt.

Ich beobachtete ihn wie er sich verhielt. Die Schmerzmittel die er bekommen hat schienen langsam zu wirken und er wurde immer mal wieder müde und war kurz davor einzuschlafen, aber er versuchte sich wach zu halten und nahm meine Hand. Er hielt mich fest und wollte nicht das ich gehe.
Ich fragte ihn:

Elise:
Wie gehts Dir und was ist eigentlich passiert?
Andreas:
Ich wollte nur zur Toilette und im Bad drehte sich plötzlich alles. Mir wurde schwindelig und schwarz vor Augen. Ich hab nur noch einen starken Schmerz am Kopf gemerkt und dann war alles dunkel und ich bin hier in diesem Zimmer aufgewacht.
Dr.Schenk war auch grade hier und hat mir gesagt das ich bewusstlos und stark blutend im Bad gefunden wurde. Das die Wunde unter Kurznarkose im OP versorgt wurde hab ich eben auch erst erfahren und mir ist noch schlecht von der Narkose. Mama, warum entgleist mir mein Kreislauf jedes mal so?
Elise:
Ich weiß es nicht Andreas, aber Du kannst jetzt erst mal nichts anderes machen außer Dich auszuruhen und wieder schnell fit zu werden. Erst wenn die Medikamente aus Deinem Blut raus sind darfst Du wieder spenden. Dr.Schenk sagt das Du bei dem nächsten Versuch nach heute auf jeden Fall stationär bleiben musst und sie Dich dann nicht aus den Augen lassen. Vorher werden sie Christian auch nicht operieren. Er weiß es das Du es für ihn tust.
Andreas:
Wie er weiß es?
Elise:
Hat Dr.Schenk Dir nichts gesagt?
Andreas:
Was hat er mir gesagt?
Elise:
Chris geht's etwas besser. Er ist wach geworden wie ich bei ihm war. Lea ist grade bei ihm. Deswegen hab ich auch Angelina hier weil sie nicht mit zu ihm rein darf.
Andreas:
Weiß er was passiert ist?
Elise:
Nicht genau, nur das Du Kreislaufprobleme hattest. Ich weiß nicht ob er Chris schon was gesagt hat. Er wollte grade zu ihm.

Andreas:
Ich ließ das erst mal sacken was Mama mir grade sagte. Das war die schönste Nachricht die ich jetzt bekommen hatte. Ich hoffe nur das ich jetzt schnell genug wieder auf die Beine komme und die zweite Runde starten kann damit Chris sofort operiert werden könnte wenn es soweit sein sollte.
Das es aber nicht zu einer zweiten Runde kommen wird, konnte ich jetzt noch nicht ahnen. Das Rennen um Leben und Tod wird in eine nächste Runde gehen und nur einer wusste darüber wirklich Bescheid.

Mein Bruder war grade wach geworden und ich kann nicht zu ihm, dass tat mir echt weh, aber meine Tränen die ich versuchte zurück zu halten liefen jetzt doch unkontrolliert vor Freude das es ihm besser geht.
Es war grade für uns alle verdrehte Welt. Wieder einmal lagen wir zur selben Zeit in der Klinik und konnten nicht füreinander da sein. Chris liegt richtig fest im Bett und ich haue mich unbewusst selbst KO. Wir sind eine Familie und das Chris jetzt mitunter von mir abhängig war machte mir doch Sorgen.

Meine Müdigkeit durch die Narkose und die Medikamente machte es mir schwer klar zu denken und wach zu bleiben. Das meine Müdigkeit und das mir schwer fallende denken nichts mit der Narkose zu haben würde, war mir zu der Zeit nicht bewusst, denn es wurde auf die Medikamente geschoben, aber das sollte später eine andere Diagnose zu Tage fördern und mich in Lebensgefahr bringen.

Doch eins wollte ich noch wissen, ob Dr.Schenk noch mal mit der Familie der Spenderin gesprochen hat und ob die Familie sich für die Freigabe entschieden hat?, denn dann würde es nur noch an mir liegen wann Chris operiert werden kann. Dann ist gutes Timing alles.

Meine Mutter merkte mir an das mir trotz meiner Kopfschmerzen einiges durch den Kopf ging und strich mir zart über die Hand, als ob sie wüsste was ich denke.

Ich sah sie an und nickte. Mein Blick fiel dabei auf den Babysave der neben Mama stand. Den hatte sie inzwischen auf einen Stuhl neben sich gestellt und so konnte ich sie auch gut sehen.  Angelina war wach geworden und lächelte mich an. Ich hatte wenigstens etwas von Chris hier und das ließ meine trübseligen Gedanken von eben abschwächen. Sie schien auch zu spüren das sich was verändert hatte.

Ich fragte Mama noch
Andreas:
Weiß Teresa wegen mir eigentlich schon Bescheid?
Elise:
Ich rufe sie gleich an, wenn ich mit der kleinen im Hotel bin. Lea wird so schnell nicht bei Chris wegzukriegen sein. Sie war schon kaum zu halten her zu kommen und zu Chris zu können und vor allem ihn wach zu sehen. Sie wird später bestimmt noch mal bei Dir vorbei schauen. Da bin ich mir sicher.
Ruh Du dich aus. Ich komme morgen wieder bei Dir vorbei.

Ich verabschiedete mich von Andreas und fuhr mit Angelina zurück ins Hotel wie wir es abgesprochen hatten.

Das die folgende Nacht für Andreas aber noch eine sehr dramatische Wendung nehmen würde und er dem EKG später noch sein Leben verdanken wird, würden wir alle erst am nächsten Tag erfahren.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt