46.Kapitel

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Sicht Chris:

So langsam kehrt wieder etwas Normalität zwischen den ganzen Untersuchungen ein und der Tag an dem ich endlich wieder zu Hause bei meiner Familie sein kann rückt näher.

Meine Mutter hatte mich doch ziemlich enttäuscht. Ich habe ihr zwar verziehen das sie mir das mit ihrer Schwester verschwiegen hat und das sie über eine Woche nicht bei mir war, aber weh getan hat es trotzdem und das kann ich nicht so schnell abschütteln wie ich es gerne haben würde.
Das Vertrauen ist ein Stück weit weg und ich weiß nicht was ich noch erfahren werde wenn ich mich bei Vermisst mit Sandra Eckardt melden werde. Ich habe allen klar gesagt das ich wissen will von wem das Herz ist und der Gedanke das unsere eigene Familie was damit zutun haben könnte lässt mir einfach keine Ruhe. Auch Mama hatte ich von meinen Plänen erzählt. Das was sie wusste sagte sie mir schon, aber das war nicht wirklich viel und für mich auch nicht zufriedenstellend.

Ich sehe noch immer jede Nacht Bilder von der jungen Frau. Mal sind es schöne glückliche Bilder und mal holt mich dieser schreckliche Unfall wieder ein.

Mit Dr.Handke konnte ich immer sprechen wenn ich Bedarf hatte und ihn auch jeder Zeit anrufen.

Da ich ja genug Zeit zum nachdenken hatte setzte ich mich heute in Ruhe in mein Bett und verfasste einen Brief in der ich meine komplette Geschichte aufschrieb. Alles von Anbeginn der Kreutzfahrt. Es sollte alles deutlich werden warum ich die Familie meiner Spenderin suche.

Natürlich sind mir beim schreiben wieder die Tränen gekommen, denn es wurde alles wieder aufgewühlt, aber dem musste ich mir bewusst sein, dass ich da nochmal drüber reden müsste wenn sich Sandra Eckardt meinem Fall wirklich annehmen würde.

Ohne auf die Länge des Briefes zu achten schrieb ich alles auf was an Informationen für die Redaktion wichtig sein könnte und ohne das ich mich versehen hatte, hatte ich 5 Seiten geschrieben. Ich war geschafft, aber ein Anfang war für mich gemacht. Jetzt musste ich mich nur noch dazu durchringen den Brief abzuschicken und auf Antwort zu warten. Ich hab natürlich auch reingeschrieben mit wem sie es wirklich zu tun haben werden und das ich selber ja auch in der Öffentlichkeit stehe, aber das wird durch den Brief schon deutlich.

Ich wollte den Brief nicht einfach so abschicken, sondern wollte mit Andreas und Lea nochmal darüber reden. Sie sollten darüber Bescheid wissen und ich wollte ihre Meinung und auch das ok haben das ich an die Öffentlichkeit gehen werde, denn auch ihre Namen sind gefallen und ich gehe davon aus das sie hinter mir stehen werden. Sie sind neben Mama die beiden wichtigsten Personen in meinem Leben gewesen und sind es noch. Ich habe meinem Bruder mehr wie einmal mein Leben zu verdanken und das wissen wir alle.

Ich hoffe das ich über vermisst die Informationen kriegen kann die ich für meinen inneren Frieden brauche. Ich weiß das sie so ziemlich jeden finden können und mit meinem Brief könnten die Chancen gut stehen unsere beiden Familien zusammen zu führen.

Mir war es auch wichtig das Mama wieder Kontakt zu ihrer Schwester bekommt und sie sich wieder versöhnen. Deswegen sollte Mama davon auch nichts wissen, denn das sollte meine Überraschung werden wenn sie wirklich gefunden werden kann.

Es war heute schon Nachmittag und Andreas und Lea kamen mich besuchen. Sie sahen mir an das ich total durch den Wind war. Es ging mir gut, aber meine Gefühle fuhren nach dem Brief grade Achterbahn. Andreas sah den Brief den ich handschriftlich geschrieben hatte auf meinem Nachttisch liegen und las ihn mit meiner Erlaubnis als erstes.

Er wurde von Seite zu Seite immer stiller und ging mit dem Brief zum Fenster wo er hoffte ich würde seine Tränen die ihm auch liefen nicht sehen. Doch er hatte die Scheiben vergessen und so sah ich wie er in Etappen immer mal seine Augen wieder trocken rieb um weiter lesen zu können.

Lea sah mich an und fragte mich was ich da geschrieben hatte und ich sagte es ihr auch. Andreas hatte ich per Nachricht schon geschrieben das ich das vor hatte. Inzwischen war Andreas auch fertig mit lesen und übergab Lea den Brief zum lesen. Ihn hatte er genauso mitgenommen beim lesen wie mich beim schreiben. Andreas nickte mir zu und verließ das Zimmer und Lea fing auch an zu lesen. Sie saß auf einem Stuhl und Angelina hatte ich bei mir auf dem Bett mit sitzen.

Ich beobachtete sie genau wie Andreas zuvor. Auch sie stand auf und ging zum weiterlesen ans Fenster. Ihr ging es genauso wie meinem Bruder. Sie sind sich da genau gleich. Auch meine Frau hörte ich schluchzen, denn auch ihr gingen meine Worte sehr nahe. Ihr wahrscheinlich noch mehr, weil sie alles von Anfang an miterlebt hat und meine Gedanken am besten nachvollziehen kann.

Sie setzte sich wortlos wieder auf den Stuhl und sah zu Angelina und dann zu mir. Ich wusste genau was sie dachte. Ich sagte ihr das unsere Tochter nicht zu sehen sein wird. Sie nickte mir genauso wie mein Bruder zu und küsste mich mit Angelina im Arm. In dem Moment kam Andreas wieder rein. Er brauchte einen Moment das sacken zu lassen, denn ich hatte sehr deutliche und tiefgründige Worte gefunden und jetzt wusste Andreas wie es wirklich in mir aussieht.

Ich bin zwar mit den Medikamenten gut eingestellt, so das ich jetzt bald wegen meinem Herz zur Reha kann, aber einige Themen hängen mir immer noch nach. Meine Hand wird zur Zeit versucht wieder fit zu bekommen so gut es eben geht. Der Bruch ist gut verheilt und die Nerven werden weiter aktiviert um wieder einigermaßen Gefühl in den 2 Fingern zu haben. Es wird sich dann später zeigen ob ich sie wieder so benutzen kann das ich wieder zaubern kann. Ich möchte wieder auf die Bühne und das ist das nächste kleine Ziel. Erst mal anfangen wieder zeitweise zu arbeiten und dann vereinzelt kleinere Auftritte.

So wie es früher war, von einem zum nächsten Termin zu hetzen wird nicht mehr möglich sein. Da sorge ich für. Da muss ich jetzt besser auf mich aufpassen das es nicht zu viel wird. Sonst liege ich schneller wieder im Krankenhaus als mir lieb ist.

Auch die regelmäßigen Kontrollen die hin und wieder mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt verbunden sind werde ich mit einplanen müssen, aber das werde ich auf mich zukommen lassen.

Nachdem sich beide wieder gesammelt haben und der Physiotherapeut wegen meiner Hand da war verpackte ich den Brief in einen Umschlag, klebte ihn zu und schrieb die Adresse drauf. Andreas sollte ihn dann zur Post bringen. Dann kann ich nur warten. Ich hatte meine Adresse und auch meine Telefonnummer mit reingeschrieben so das man mich auf jeden Fall erreichen kann.

So ließen wir den Abend mit diesem für die beiden so emotionalen Moment ausklingen und jeder nahm mit dem Brief so seine Gedanken dazu mit.

Was wird wohl jetzt auf uns alle zukommen? Auch ich ging heute erschöpft und mit vielen Gedanken ins Bett.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt