41.Kapitel

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Sicht Anne:

Ich hatte mich so auf alle gefreut als ich ankam, doch schon beim betreten der Wohnung kam mir eine seltsame Stimmung entgegen und das lag nicht daran das meine beiden Brüder im Krankenhaus liegen. Teresa und Lea waren ganz in Gedanken versunken und von Elise war erst mal keine Spur. Die Kinder begrüßten ihre Mutter so herzlich das mir das Herz aufging und meine Gedanken erst mal kurz bei Seite schob. Immerhin hatten sie sich eine ganze Weile nicht gesehen. Die beiden Jungs drückten sie kurz und ließen sich die Zimmer zeigen. Es war schon spät Abend und wir waren alle von der langen Zugfahrt hier her geschafft. Auch meine beiden waren fix und alle und recht schnell in ihren Betten verschwunden. Lisa brauchte noch ihre extra Portion Lea. Da hatte sich nichts geändert. Wenn Lea da war kuschelte sie nach wie vor sehr gerne mit ihr. Es ist eine sehr innige Beziehung zwischen den beiden. Da Angelina schon schlief nahm sie sich noch richtig Zeit bevor Teresa sie ins Bett brachte.

Teresa hatte bemerkt das Elise nicht zur Begrüßung runter kam. Sie klopfte bei ihr am Zimmer und teilte ihr durch die geschlossene Tür mit das wir da waren und sie zumindest kurz Hallo sagen soll. Sie sagte ihr das es unhöflich mir und den Kindern gegenüber ist und kam dann nach unten. Sie holte Getränke und stellte sie auf den Tisch. Es tat sich dann aber doch etwas und Elise ging erst in die Kinderzimmer und sagte den Kindern guten Tag und gute Nacht und kam kurz nach unten. Sie nahm mich kurz in dem Arm und sagte,, Sei mir nicht böse aber mir geht es nicht gut, wir sehen uns morgen" und ging wieder nach oben.

Nachdem hier etwas Ruhe bei den Kindern einkehrte wollte ich dem Schweigen hier ein Ende bereiten. Wir saßen alle beisammen im Wohnzimmer und keiner traute sich etwas zu sagen obwohl es sehr viel zu erzählen gab. Ich war zwar was den Gesundheitszustand meiner beiden Brüder durch Lea und Teresa gut über alles informiert, aber hier stimmte etwas so ganz und gar nicht und meine Antennen sagten mir hier liegt Ärger in der Luft und davon eine ganze Menge.

Das Elise sofort wieder auf ihr Zimmer ging und uns nur halbherzig begrüßte machte mir Sorgen, denn so kenne ich unsere Mutter nicht.

Lea und Teresa besorgte etwas und ich sah das es ihnen schwer fiel darüber zu reden. Ich vermutete das die beiden wussten was mit Elise ihrem merkwürdigen Benehmen zu tun hatte.

Ich nahm mir einen Kaffee den Teresa auf den Tisch gestellt hatte und fragte:

Anne:
Was ist mit meiner Mutter los? So war sie noch nie drauf.
Lea:
Sie ist so extem seit sie heute bei Chris war. Ich weiß nicht was er ihr an den Kopf geschmissen hat. Sie kam ganz geschockt und weinend nach Hause und ist seitdem auf ihrem Zimmer. Selbst beim Abendessen war sie ganz still und war sofort wieder verschwunden. Aber Andreas und uns ist das schon aufgefallen das sie anders war seit wir hierher gefahren sind und seit der OP ist sie völlig verändert. Ist Dir was aufgefallen das sie so anders war?
Anne:
Ne, bisher nicht. Ihr habt sie ja öfters gesehen als ich.
Lea:
Es gibt etwas was sie euch dreien verheimlicht und Chris hat es raus bekommen was es ist und hat mit ihr darüber gesprochen. Wir wissen auch nichts genaues. Nur das Chris letzte Nacht so einen wahnsinnig schlimmen Albtraum hatte das die Op-Narbe aufgerissen ist, weil er sich so verkrampft hatte und unter Schock stand als er wieder wach war. Es ist die Nacht auch noch eine andere Untersuchung bei ihm gemacht worden, so das er noch ganz ruhig liegen muss und sich nicht aufregen darf. Deswegen war nur Deine Mutter heute bei ihm, aber so wie es aussieht war es ein hartes Gespräch zwischen den beiden. Seitdem ist sie total verstört. Andreas soll es erst mal noch nicht wissen, so lange er noch in der Klinik ist. Das wird bei ihm auch noch etwas dauern. Er ist zwar die Drainage los aber es braucht noch Zeit bis alles verheilt ist und er wieder nach Hause darf. Chris wird es ihm selber sagen, wenn es Deine Mutter nicht selber machen wird.
Teresa:
So lange bleibe ich auf jeden Fall noch hier in Berlin bis Andreas wieder fit ist. Ich kann ihn nicht alleine hier lassen. Und vor allem jetzt nicht wo Elise auch noch so komisch ist. Die Medien spielen auch verrückt, so das wir handeln mussten. Das dürfen sie auch nicht erfahren jedenfalls nicht jetzt. Sonst drehen die beiden ganz durch. Diese Cindy ist Gott sei Dank verhaftet worden und die Presse hat sich nach unserem Livestream auch zurück gezogen.
Anne:
Mach Dir keine Sorgen, es läuft mit den Kids alles super. Ich mache das gerne. Das war echt heftig. Ihr wart auch sehr deutlich. Mir ist auch die Spucke weg geblieben als ich die Artikel gelesen hatte.
Teresa:
Ich stand auf und nahm sie mal richtig fest in den Arm. Das würde sicher nicht jeder tun und dafür wollte ich Danke sagen.
Anne:
Hat Chris erzählt was er geträumt hat? Das muss ja echt heftig gewesen sein, wenn er mitten in der Nacht einen Notalarm hatte.
Lea:
Er hat eine Vision von Papa geschickt bekommen. Chris hat den schweren Unfall seiner Spenderin im Traum miterleben müssen. Er hat jedes Detail miterlebt und gefühlt als wäre er selber dabei gewesen. Ich war auch geschockt als er mir das erzählt hat. Papa hat ihm aber noch mehr gezeigt. Er hat Bilder gesehen. Bilder einer jungen Frau mit ihren Eltern und ein weiteres Bild was Chris sehr beschäftigt und ihn jetzt anstachelt weiter nach zu forschen, wenn er zu Hause ist. Das ist auch der Grund warum Elise so eigenartig drauf ist. Das Foto hat mit ihr und unserer Familie zu tun und so wie sie reagiert hat scheint es auch wahr zu sein. Chris weiß genaueres, da bin ich mir sicher. Er wollte erst mit ihr sprechen bevor er es uns sagt. Das war ihm wichtig mit seiner Mutter zu erst zu reden. Elise sagt nichts seit sie von ihm zurück ist. Ich weiß wie hartnäckig er sein kann wenn er an was dran ist. Ich hoffe Chris stellt nichts unüberlegtes an. Frag ihn am besten selber was er weiß.
Teresa:
Ihr müsst euch alle zusammensetzen und das klären. Andreas, Chris, Elise und Du. Es betrifft euch alle. Ich hab eine Vermutung aber ich will niemandem vorgreifen. Frag Chris am besten morgen selber. Er wird schon was dazu sagen. Lass uns schlafen gehen. Ich bin erledigt. Das mit Andreas macht mich auch fertig.
Anne:
Wir gingen alle schlafen und ich nahm das Gespräch mit in mein Zimmer und dachte auch weiter darüber nach was meine Mutter mir verheimlicht haben könnte.

Was ich morgen von Chris erfahren werde, wird mich auch schocken und verstehen lassen warum Elise sich so zurück gezogen hat. Wir wollen in Etappen zu Chris und Andreas. Erst ich und dann Teresa mit den Kindern.
Ob Mama zu Chris fährt nachdem er sie scheinbar so gekränkt hat weiß ich nicht. Zu Andreas wird sie sicher kurz fahren und nach ihm sehen.

Aber das werden wir sehen.

Der nächste morgen lief wie sonst auch. Die Kinder waren früh wach und wir trafen uns alle beim Frühstück im Esszimmer. Elise war auch bei uns und setzte sich mit dazu. Sie war wie gestern sehr still und sagte nicht viel. Sie schaute mich fragend an. Sie wollte scheinbar wissen was ich nach gestern wohl schon wusste. Sie hatte das bestimmt mitbekommen das ich mich mit Lea und Teresa unterhalten hatte.
Sie sah mich traurig an. Es fehlte nicht mehr viel und sie würde mit weinen anfangen. Meine Blicke waren ihr gegenüber fragend und hatten Mitleid mit ihr. Sie stand wortlos und mit kullernden Tränen auf und ging auf ihr Zimmer nachdem sie sich noch mal umdrehte und in die Kindergesichter sah die alle von allem Drama um unsere Familie nichts ahnten und genüsslich frühstückten.

Ich ging ihr nach und klopfte an ihrem Zimmer und ging zu ihr. Sie lag auf ihrem Bett und weinte. Ich setzte mich zu ihr und nahm sie in den Arm.

Ich fragte sie was los ist und warum sie so anders ist als ich sie kenne. Sie sagte nur zu mir:
Elise:
Ich hab vor Jahren einen Fehler gemacht der mich jetzt wieder einholt. Es gibt etwas was ihr nicht wisst und ich euch nicht gesagt habe. Ich hann noch nicht drüber reden. Chris hat mir gestern so einiges an den Kopf geworfen und das hat weh getan. Auch wenn er recht gehabt hat. Ich kann noch nicht darüber reden. Ich bin mir sicher er wird es Dir gleich sagen wenn ihr bei ihm seit. Ich kann nicht zu ihm. Er hat mir zu weh getan.
Anne:
Es kann nicht so schlimm sein das Du Chris jetzt fallen lässt, wo er uns alle am dringendsten braucht. Lea hat gesagt er wird Nachforschungen anstellen wenn er zu Hause ist, wenn Du nicht die Wahrheit sagst. Lass es bitte nicht so weit kommen, Mama. Denk auch an die Medien. Du weißt das alles einen Grund hat was Papa ihm übermittelt. Er braucht Dich als Mutter jetzt am meisten. Lass ihn bitte jetzt nicht hängen.
Elise:
Ich kann grade nicht zu ihm. Ich muss das erst verdauen. Sagt ihm ich hab ihn lieb. Ich weiß noch nicht wann ich wieder zu ihm kann. Auch wenn ihr es mir nicht glaubt. Ich weiß nicht alles was Chris mir vorwirft. Er war richtig wütend auf mich.
Anne:
Ich weiß nicht was ihr besprochen habt, aber Chris ist nicht ohne Grund sauer. Auch wenn Du mir jetzt nicht sagen willst was los ist. Dann wird es Chris aus seiner Sicht tun. Bitte redet miteinander Mama. Sonst wird das immer zwischen euch stehen und wer weiß wie Andreas reagieren wird wenn er erfährt was in unserer Familie schief läuft. Ich dachte immer es wäre alles in Ordnung aber jetzt muss ich erfahren das Du so Geheimnisse vor uns hast das selbst Chris, der Dich über alles liebt mit Dir so hart redet das Du den Kontakt mit ihm abbrichst, dass verstehe ich nicht.
Das Du ihn nicht besuchen kommst wird ihm genauso weh tun wie Dir. Es bringt Dir nichts das Du hier sitzt und grübelst. Sag was Sache ist und dann können wir auch damit umgehen, aber mit der Geheimnistuerei wird es auch nicht besser. Für Dich nicht und für uns auch nicht. Ich kann nur das hinnehmen was ich gestern erfahren habe und das macht mich traurig. Ich sag Dir nachher wie Chris drauf war wenn wir bei ihm waren. Er wird sicher nach Dir fragen. Mach es bitte nicht noch schlimmer Mama.

Bei meiner Mutter liefen jetzt richtig die Tränen. Denn jetzt hatte ich auch noch harte Worte finden müssen. Ich kenne Chris nur zu gut. Chris ist nie grundlos sauer und schon gar nicht wenn es um die Familie geht. Die ist ihm heilig. Ich weiß auch das er dann kein Blatt vor den Mund nimmt auch wenn es hart wird. Das haben uns unsere Eltern und am meisten Papa immer wieder gesagt. ,,Bleibt euch treu und ehrlich im Leben".

Ich bin mir sicher wenn Andreas erfährt was hier los ist wird er nicht anders reagieren wie Chris oder ich. Da sind wir alle drei gleich und meine Mutter weiß das und davor hat sie Angst uns alle drei zu verlieren, aber man kann alles wieder hinkriegen auch wenn es Zeit braucht.

Wieviel Zeit es brauchen wird, wird sich zeigen und auch ob unsere Familie wegen Marie daran zerbricht oder nicht.

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