40.Kapitel

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Sicht Chris:

Ich hatte nach dem Traum echt mit mir und den neuen Erfahrungen zu kämpfen. Nicht nur das ich deswegen mitten in der Nacht wieder im OP gelandet war weil mein Köper mir ein Timeout gegeben hatte, sondern weil ich immer mehr Details bekam die uns unsere Mutter über Jahre hinweg verschwiegen hat. Wäre das mit meinem Herzen nicht passiert wüssten wir wahrscheinlich immer noch nichts davon. Sie hat nicht nur mir sondern auch Anne und Andreas die Wahrheit das sie eine Schwester hat verheimlicht. Aber warum tat sie das? Das wollte ich gerne von ihr wissen. Sie kam nach dieser furchtbaren Nacht zu mir und wollte mich besuchen. Ich sah ihr aber schon an das sie mit einem Gespräch rechnete und so sollte es auch kommen. Sie erzählte mir erst in Ruhe das Andreas seine Drainage raus bekommt und das Anne mit den Kindern kommt um uns zu besuchen.

Ich lag noch relativ flach mit ausgestreckten Beinen im Bett. Ich durfte mich ja nicht viel bewegen und daran hielt ich mich auch. Ich weiß das es zwar nur ein kleiner Schnitt ist, der aber fatale Folgen haben kann, wenn diese Narbe wieder platzt und das wollte ich nicht riskieren. Weglaufen konnte ich ihr also nicht. Der Schnitt von der Untersuchung heute Nacht war noch immer sehr schmerzhaft und war gut abgeklebt. Ich schaute zu ihr und legte in meiner angestauten Wut los.

Chris:
,,Wirst Du ihr dann auch sagen das Du uns über viele Jahre vermutlich Deine Schwester verschwiegen hast? Weder Anne, noch Andreas noch ich wussten bisher davon. Vor allem warum wissen wir nichts von ihr?. Sie ist doch ein Teil der Familie! Unserer Familie. Wenn das mit mir nicht passiert wäre, wüssten wir heute noch nichts davon. Ich musste es erst von Papa zu einem Zeitpunkt erfahren als ich dem Tod näher wie dem Leben war. Warum Mama? Sag es mir bitte! Ich verstehe das nicht. Ich habe ein Bild von Dir bei einer jungen Frau gesehen die ich nicht kenne. Ich habe gesehen und miterlebt wie meine Spenderin zu Tode gekommen ist. Sie ist für mich gestorben Mama. Sie war hübsch Mama und noch recht jung. Wie kommt das Bild bei ihr in das Wohnzimmer?
Elise:
Ja, ich habe eine Schwester. Das ist wahr. Sie heißt Karthrin. Das wir keinen Kontakt haben hat mit Deinem Vater zu tun. Wir waren damals beide in deinen Vater verliebt und Werner hat sich für mich entschieden. Sie hat das nicht verkraftet und hat von heute auf morgen alles an Kontakten abgebrochen. Jeder hat ohne was vom anderen zu wissen sein Leben angefangen zu leben.
Chris:
Warum hast Du nicht nachgegeben und hast wieder Kontakt gesucht?
Elise:
Es hat mir zu sehr weh getan das sie so eiskalt weggegangen war und das habe ich ihr nie verziehen. Ich hab ihr am Anfang noch ein paar mal geschrieben, aber es kam keine Antwort. Die Briefe kamen immer ungeöffnet zurück. Ich hab es etwas später nochmal probiert und hab nur noch erfahren das sie weg gezogen ist. Ich weiß nicht wohin und eine Telefonnummer hatte ich auch keine mehr. Hätte sie Kontakt haben wollen, hätte sie sich bei mir melden können. Dann hab ich es irgendwann aufgegeben. Ich hab es verdrängt das es sie gibt auch wenn es mir schwer gefallen ist. Ich hatte mit euch zu tun als ihr klein wart und später als ihr euch der Magie verschrieben habt, hab ich immer mitgelitten wenn ihr euch verletzt habt und hab mir immer Sorgen gemacht wenn ihr auf Tour wart. Ich liebe euch, aber ich kann es nicht ändern. Sie hatte sich entschieden und so ist es geblieben.
Chris:
Hast Du auch mal an die Kinder gedacht? An Andreas und Annes Kinder und an Angelina? Sie hätte Conner sicher auch gerne kennengelernt. Du hattest auch Spaß mit Conner. Sie würden ihre Oma vielleicht auch gerne kennen lernen wollen. Lass die Vergangenheit ruhen und such nach ihr. Schlimm genug das mich das Schicksal so zerfressen hat und ich nur noch maximal 10 Jahre habe, es sei denn man findet ein weiteres Herz was perfekt passt, aber ich bin dankbar dafür, für die Zeit die mir mit Lea und Angelina noch bleibt. Ich bin mir bewusst das es so ist und ihr wisst das auch. Ihr habt doch jetzt alle gesehen wie schnell es gehen kann das man schnell dem Tod näher sein kann als einem lieb ist. Ich hab mir das auch nicht ausgesucht von Marie vergewaltigt worden zu sein und die Herztransplantation wollte ich auch nicht freiwillig. Das musste sein um Leben zu können, sonst wäre ich schon längst dabei Papa und Conner. Ich muss mit der Vergangenheit auch abschließen, denn nicht immer gibt es einen Weg zurück. Wenn ich die Zeit bis vor die Kreuzfahrt zurück drehen könnte, ich würde es tun, dann wäre mir vieles erspart geblieben und mein Sohn würde vielleicht noch leben, aber es geht nicht. Vorbei ist vorbei und es ist so wie es ist. Es ist nicht mehr zu ändern. Für Dich und Kathrin gibt es eine zweite Chance. Irgendwann muss man auch verzeihen und neu anfangen können. Bitte Mama. Vielleicht gibt es von ihrer Seite auch noch Kinder. Sieh nach vorn. Papa hat mir die Hinweise sicher nicht ohne Grund gezeigt. Er denkt auch das lange genug Zeit vergangen ist.
Ich sehe immer wieder Bilder dieser jungen Frau und ich weiß das es etwas zu bedeuten hat. Ich weiß nur noch nicht was. Ich werde das auf jeden Fall mit einem Psychologen besprechen. Vielleicht hat er noch andere Sichtweisen und kann meinen Traum besser mit mir deuten. Andreas und Anne sollten es auch erfahren. Es betrifft sie genauso.
Elise:
Aber nicht jetzt wenn Andreas noch im Krankenhaus liegt. Es ändert an der Tatsache jetzt nichts und Anne wird es sicher von euren Frauen schon erfahren wenn sie kommt.
Chris:
Was denkst Du wie sie reagieren wird? Und Andreas erst? Hast Du darüber mal nachgedacht?
Elise:
Ich weiß das ich Fehler gemacht habe, aber sie sind gemacht und man kann die Zeit leider nicht zurückdrehen und ändern.
Chris:
Aber man kann neu bei Null anfangen. Sieh mich an, Mama. Hab ich nicht schon oft genug wegen Marie an der Schwelle zum Tod gekratzt. Papa lässt mich nicht gehen, dass weißt Du ganz genau. Ich hab ein Spenderherz und kann neu anfangen, dann kannst Du es auch, Mama. Man muss es nur wollen und sich dem stellen.

Meine Tränen bahnten sich mit jeden weiteren harten Worten was ich meiner Mutter sagte mehr nach draußen. Ich bereute es und doch wieder nicht. Mir tat es weh das sagen zu müssen aber so ist es doch und das wollte ich ihr klar machen.
Ich beobachtete meine Mutter wie sie nach unserem Gespräch schwer schluckte. Es dauerte nicht mehr lange und sie ging. Ich hatte ihr harte und ehrliche Worte gesagt und ich glaube damit hatte sie gerechnet. Ich hoffe nur das sie über meine Worte nachdenkt.

Das sich meine Mutter aber heute noch vollkommen abschotten wird konnte ich nicht ahnen. Ich wollte ihr nur klar machen das es mich belastet und ich gerne die Familie wieder im Einklang haben möchte. Alle zusammen.

Später kam Dr.Schenk noch mal vorbei und schaute sich die Wunden an. Es sah alles soweit gut aus, aber ich war echt fertig und das Gespräch mit meiner Mutter hatte mich grade echt Kraft gekostet. So hatte ich noch nie mit ihr sprechen müssen und das hatte ich auch von mir selbst nicht erwartet. Meine Gefühle leiteten mich und es kam raus was gesagt werden musste. Ich weiß das ich sehr deutlich zu ihr war, aber jetzt mussten wir alle mit der Situation umgehen und ich wollte abwarten was von ihrer Seite kommen wird. Ich hoffte natürlich das sie Kathrin finden und Kontakt aufnehmen würde. Doch meine Hoffnung würde sich schon bald als geplatzt rausstellen, denn sie wird auch zu mir den Kontakt reduzieren was ich erst später von Lea erfahren werde.

Ich merkte langsam das sie sich von unserer Familie immer weiter entfernte. Zumindest war es bei meiner Mutter und mir so. Wie es Andreas später aufnehmen wird wenn ich es ihm sagen werde was zwischen Mama und mir vorgefallen ist werde ich noch sehen. Ihm wird es sicher auch auffallen das unser Verhältnis zueinander sehr angespannt ist. Ich hab schon irgendwie Angst davor, aber er muss es auch erfahren. Dafür werde ich sorgen.

Sowie ich hier in ein paar Tagen von der intensiv runter bin werde ich Nachforschungen anstellen und die Familie zusammenführen. Es tut mir weh meine Mutter so unglücklich zu sehen, denn ich glaube in ihrem inneren vermisst sie ihre Schwester und zwar sehr, auch wenn sie es nicht zugibt und sich dagegen wehrt.

Aber die nächsten Tage werde ich meine Mutter vermutlich hier nicht zu Gesicht bekommen. Ich habe sie verletzt und das wird sie mich spüren lassen, auch wenn ich es eigentlich nicht böse gemeint habe sondern ihr nur die Augen öffnen wollte, dass die Familie das wichtigste für mich ist. Ich hab die letzte Zeit genug Menschen verloren die mir wichtig waren und ich möchte dem ein Ende setzen. Erst war es Papa und dann noch Conner. Ich kann es kaum erwarten wenn ich zu Hause bin zum Grab zu gehen, aber Papa passt auf meinen kleinen Sonnenenschein auf, dass weiß ich genau.

Es wird sich zeigen ob ich wirklich an die Öffentlichkeit gehen werde um nach Hintergründen zu forschen.

Ich war schon traurig das ich so starke Reaktionen bei meiner Mutter ausgelöst hatte.

Ich versuchte mich zu beruhigen und etwas zu schlafen, denn ich wusste das heute weiter keiner kommen würde und fiel in einen unruhigen Schlaf.
Ich sah wieder Bilder von der jungen Frau, aber diesmal keine so grauenhafte wie beim ersten Traum. Ich sah das sie eine glückliche Kindheit hatte und das sie bei unseren Shows war. Das zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Aber ich fragte mich ob sie von ihrer Seite aus über uns Bescheid wusste und ob ihre Eltern ihr von meiner Mutter erzählt hatten. Das waren alles Fragen die ich im Hinterkopf behalten werde. Und vor allem wenn sie von uns wusste warum hat sie keinen Kontakt zu uns aufgenommen?

Mein Entschluss an die Öffentlichkeit zu gehen und alles offen zu legen war gefasst und beschlossen. Ich werde die Medien dieses mal für mich nutzen. Die Medien werden dann alles erfahren und dann den wahren Chris Ehrlich kennen lernen. Ich hab nichts mehr zu verlieren.

Mit diesen Gedanken schlief ich ein, bis zum nächsten Morgen, aber diesmal wird Lea nicht allein kommen. Anne wird mich nach Monaten das erste mal wieder sehen und seit der OP das erste mal besuchen. Ich freue mich schon sie zu sehen und auch Lisa die mitkommen wird. Die beiden großen kommen später mit Teresa nach. Das sagte mir Mama noch als sie hier war.

Aber auf einen Besuch meiner Mutter werde ich vergeblichnoch eine Weile warten müssen.

Wem gehört mein Herz? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt