30.Kapitel

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Sicht Chris:

Ich bin grade der glücklichste Mensch der man nur sein kann. Meine Frau ist bei mir und ich kann endlich meine Tochter wieder sehen, auch wenn sie nur auf dem Arm meiner Mutter war. Es war so ein wunderschöner Anblick das mir die Tränen vor Freuede liefen, was Lea natürlich auch nicht entgangen war. Sie ist so bezaubernd, ein richtiger kleiner Engel.

Auch wenn ich hier liege und sie noch nicht in meine Arme schließen kann. Ich weiß das ich die OP überstanden habe und es jetzt bergauf auf gehen wird. Es ist seit langen das erste mal das ich mir keine Gedanken über den Tod mache, sondern wieder positiv nach vorne sehen kann. Auch wenn es noch eine Weile dauern wird bis ich wieder fit sein werde, freue ich mich auf das was kommt. Ich gehe entspannter an alles folgende ran. Ich weiß das ich bald endlich aus der Klinik raus und ein neues Leben anfangen kann, auch wenn es vermutlich nicht unendlich, sondern sehr zeitlich begrenzt sein wird. Ich werde die Zeit die mir bleibt auf jeden Fall nutzen. Die Alternative jetzt schon gehen zu müssen bereitete mir wesentlich mehr Kopfschmerzen.

Selbst meine Mutter verdrückte das eine und andere Tränchen wie sie meine Reaktion wahrnahm.

Das sie aber auch besorgt und nachdenklich war ist Lea und mir nicht entgangen und so ging Lea kurz nach draußen um nachzufragen was sie bedrückte. Am liebsten hätte ich sie jetzt bei mir um sie zu fragen und das weiß meine Frau auch. Aber nicht nur sie bedrückte etwas, sondern auch mir brannten einige Fragen auf der Seele. Ich hatte etwas von Papa erfahren womit ich nichts anfangen konnte, er aber darüber Bescheid zu wissen scheint und das wollte ich sie fragen.

Das meine Mutter mir aber gleich ausweichen wird konnte ich mir schon fast denken. Sie wird mich nicht damit belasten wollen um eventuelle Komplikationen zu vermeiden, denn immerhin war die OP erst wenige Stunden her. Sie kennt mich aber nur zu gut das ich nicht locker lasse bevor ich weiß was ich wissen will. Lea verabschiedete sich erst mal von mir und nahm Angelina vor der Tür entgegen und meine Mutter kam dann nervös zu mir und setzte sich wortlos an mein Bett. Sie sagte mir das Lea gegen Abend noch mal kommen wird, weil sie sich jetzt erst mal um die kleine kümmern wollte.
Ich habe noch ziemlich starke Schmerzen, weshalb Dr.Schenk in regelmäßigen Abständen vorbei kommt und die Schmerzmedikamente dementsprechend anpasst und nach meinen Werten schaut. Beim letzten mal war alles ok und er war
zufrieden. Noch habe ich die Narbe nicht gesehen, ich vermute aber das sie nach meinem Gefühl mindestens 15 cm lang ist und das muss auch erst mal heilen. Der Wundschlauch zwickt jedenfalls ordentlich und sorgt dafür das ich mich noch nicht viel bewegen will. Dr.Schenk sagte mir aber schon das er mich in den nächsten Tagen auf die Beine kriegen will, woraufhin ich ihn erstaunt ansah und es erst mal so hin nahm.

Mama begrüßte mich und schwieg erst mal. Ich wusste ja nicht was Lea und meine Mutter vor der Tür besprochen hatten, dass es ihr die Sprache verschlagen hatte, aber vielleicht hatte das ja einen anderen Grund. Ich sah Lea aber auch kurz lachen und tief durchatmen was etwas gutes bedeuten könnte.

Ich merkte ihr ihre Sorgen und Ratlosigkeit an und begann das Gespräch, was allerdings für uns beide nicht einfach werden wird.

Chris:
Mama was ist los mit dir? Mir geht's gut! Ich seh das Dich was beschäftigt. Selbst Lea ist es aufgefallen.
Elise:
Es ist alles in Ordnung. Andreas ist wieder wach und es geht ihm dementsprechend gut. Was weißt Du was die letzten Tage hier passiert ist?
Chris:
Ich weiß alles von Lea und Teresa, auch wegen Cindy weiß ich Bescheid.
Elise:
Weist Du auch das Teresa ihr eine geschossen hat und das im beisein von 2 Polizisten die Cindy verhaftet haben? Sie ist vollkommen ausgerastet und hat euch beide wie eine Löwin verteidigt. Chris es war bei Andreas so knapp. Das glaubst Du gar nicht. Teresa hat alles mit ansehen müssen und das sie ihn fast für Tod erklärt haben hat ihr noch beinahe den Rest gegeben. Als sie dann auf Cindy getroffen ist hats ausgesetzt bei ihr. So hab ich sie noch nie erlebt.
Chris:
Oha. Wir geht's Andreas jetzt?
Elise:
Die Drainage die er noch im Kopf hat können sie wegen Cindy noch nicht entfernen. Sie hat ihm absichtlich eine falsche Infusion angehängt. Wäre er unter den Blutverdünnern operiert worden hätte es sein Tod sein können. Er hat es mitbekommen und rechtzeitig reagiert. Gott sei Dank.
Teresa ist grade bei ihm.
Chris:
Ich wusste das mit ihm was nicht gestimmt hat. Ich hab Andreas im OP gesehen. Er stand neben Papa und hat meine OP verfolgt. Ich stand auch mit dabei als wäre mein Geist befreit gewesen. Nachdem Andreas weg war  hat Papa etwas zu mir gesagt was mich beschäftigt und ich möchte dich was fragen und ich hoffe auf eine ehrliche Antwort von Dir. Du musst Dir keine Sorgen machen das ich die Antwort vielleicht nicht verkrafte.
Er hat gesagt ,,ich soll auf das wertvolle Familienerbstück, was ich jetzt in mir trage gut aufpassen und das er noch sehr viele Jahre auf mich aufpassen wird. Er sagte noch das ich alles zu gegebener Zeit erfahren und verstehen werde." Ich merke schon länger das Dich was belastet und Andreas hat das auch gemerkt. Also jetzt raus mit der Sprache.
Elise:
Ich war grade echt geschockt was Chris da sagte. Ich konnte ihm doch nicht sagen das ich beiden meine Schwester verschwiegen hatte. Wir sind als ich Werner kennen gelernt habe wegen ihm im Streit auseinander gegangen und jeder kümmerte sich um sein eigenes Leben, jeder für sich. Werner hatte sich für mich entschieden und so war unser Kontakt von da an abgebrochen. Jeder von uns tat so als ob es den anderen nicht gäbe. Anfangs tat es noch weh aber irgendwann hat es aufgehört.
Mich holten grade Erinnerungen ein die ich für lange Zeit verdrängt hatte und nun wollte Werner anscheinend das ich mich auch meiner Vergangenheit stelle. Er wusste scheinbar mehr als wir alle und wollte nun alles in positive Bahnen lenken und etwas daran ändern.
Chris:
Mama? Hast Du eine Ahnung was Papa damit gemeint hat? Ich nämlich nicht.
Elise:
Ich kann Dir das jetzt nicht sagen. Es gibt etwas was ihr alle nicht wisst und was Papa will das Du es erfährst. Ich bin da aber selber noch nocht bereit dazu.
Chris:
Wenn Du es mir nicht sagst wird es Papa sicher irgendwann tun. Es ist doch kein Zufall das die Übereinstimmung mit 99% festgestellt wurde und mir der Arzt schon gesagt hat, so eine Übereinstimmung ist bei anonymspende ungewöhnlich, dass ist nur in der Familie möglich. Mama was verschweigst Du mir? Ich kann Dich nicht zwingen es mir zu sagen, ich kann Dich nur darum bitten. Es muss ein Grund geben warum Papa von Familienerbstück spricht und mir den deutlichen Hinweis gibt. Ich werde es raus kriegen mit oder ohne deine Hilfe das verspreche ich Dir.
Elise:
Das waren deutliche Worte von Werner und von Chris. Ich kann momentan nur hoffen das er sich erst mal auf seine Gesundheit konzentriert und das Thema vorerst ruhen lässt. Ich war mit meinen Gedanken grade so abgeschweift und erschüttert von dem was er da sagte das mir doch einige Tränen liefen.
Chris nahm meine Hand und war genau so mit überrascht das ich so emotional reagiert hatte. Ich stand auf und ging zum Fenster weil ich mich seinen besorgten Blicken die auf mir ruhten entziehen wollte. Doch er behielt mich weiter um Auge.
Noch nie hatte ich Geheimnisse vor meinen Kindern, doch wenn dieses raus kommen wird, wird sich auch einiges ändern.

Doch meine Vergangenheit sollte nur das kleinste Problem sein wenn ich später zurück sein werde. Die Presse war sehr aktiv und das sollte ich sehen wenn Teresa mir die Tageszeitung von heute auf den Tisch vor mich legen wird.

Chris:
Das Gespräch mit Mama machte mir deutlich das sie wirklich etwas vor uns verheimlichte. Ich werde da auf jeden Fall dran bleiben und es früher oder später erfahren was los ist. Ich warte es erst mal ab bis ich hier raus bin und andere Möglichkeiten habe nach zuforschen. Ich merkte ihr schon an wie es ihr unangenehm war darüber zu sprechen und akzeptierte erst mal ihre Antwort.

Das mich aber demnächst noch Albträume plagen werden und ich mich mit Dr.Handke wieder in Verbindung setzen werde, konnte ich jetzt noch nicht ahnen, aber es hat wohl mit meiner Spenderin zutun.

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