Kapitel 1

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Beste Freundinnen – das sollten wir sein.

Aber so ist es nicht.

Denn ich liebe sie. Wirklich. Über alles.

Und doch wird sie niemals mein sein.

Sie wird mich immer nur für ihren eigenen Nutzen missbrauchen und mich immer wieder nur aufs Neue verletzen. Aber das ist mir egal. In den Momenten, in denen sie mir ihre gesamte Aufmerksamkeit widmet, auch wenn sie nicht dasselbe wie ich empfindet, fühle ich mich einfach vollkommen - so befreit und unbeschwert. Als würde gar kein Schmerz und gar keine Bürde auf mir lasten. Als könne ich wirklich unbeschwert lachen und ausatmen. Als könnte ich ihr jegliche Last nehmen. Als wäre ich wirklich die Person, die ihr all ihr Leid nehmen könnte. Als wäre das Leben noch einen Versuch wert. Als würde sie wirklich nur mich sehen können. Als würde sie mich vielleicht auch lieben.

Auch wenn das alles nur Schein sein mag und es sich eigentlich jedes Mal sogar verdammt falsch anfühlt - es ist der Moment, der zählt.

[Vergangenheit]

»Ich liebe dich!«, gestehe ich ihr. Obwohl es Sommer ist, ist ausgerechnet dieser heutige Tag recht kühl, während die Regenwolken bereits am Himmel hängen. Trotzdem scheint mein Herz zu rasen und mir wird immer heißer und heißer. Ich weiß, die Antwort wird wohl klar sein, aber dennoch mache ich mir noch Gedanken darüber - die Hoffnung will sich in meinem Inneren einfach nicht niederkämpfen lassen.

Ich muss loslassen, um den nächsten Schritt machen zu können. Ich muss unbedingt jemand Neues finden - jemand, der dieselben Gefühle für mich hat wie ich für ihn. Ich muss einfach. Ich muss einfach normal sein. Ich muss für Stephanie da sein - als normale Freundin.

›Dabei müsstest du doch wissen, dass du das nicht könntest‹, erinnert mich meine innere Stimme stets daran und lacht daraufhin hämisch. Ich hingegen bleibe still - erwidere nichts darauf. Letztlich hat sie ja auch recht.

Stephanie jedoch kommt auf mich zu und umarmt mich. Ja, sie fährt mir sogar sachte durch die Haare, sodass mich ein warmes, prickelndes Gefühl überkommt, und flüstert mir mit sanfter Stimme ins Ohr: »Ich weiß.«

Sie...hat es gewusst...? Und ist nicht vor mir geflüchtet? Hat sich weiterhin mit mir abgegeben?

Ist es okay, wenn ich die Hoffnung in mir doch noch nicht begrabe?

Ich kann nur fassungslos und mit weit aufgerissenen Augen vor ihr stehen und habe die größte Mühe, mich zusammenzureißen. Das kann doch gerade nicht wirklich passieren. Verdammt, ich will es nicht, weil ich weiß, dass ich alles nur wieder falsch interpretiere, aber trügerische Hoffnung keimt in mir auf.

Sie löst sich von mir. Verwundert blicke ich in ihr Gesicht und finde darin einfach keine Antwort. Ahhh, wenn sie etwas gut kann, dann ist es wohl, ihre eigenen Gefühle zu verstecken. Trotzdem konnte ich sie normalerweise immer erkennen. Bin ich gerade etwa zu aufgeregt und nervös dafür? Oder würde ich es mir dann nur schönreden wollen? Mir alles so zurechtlegen, dass es mir passen würde? Würde ich einfach aus meiner blinden Liebe heraus glauben wollen, dass sie für mich das Gleiche empfinden könnte?

Sie lächelt. Okay, das kann schon mal gar nicht mal so schlecht sein.

»Ich liebe dich nicht.«

Okay, okay, autsch. Vielleicht sollte ich meine Hoffnung doch lieber über Bord werfen. Ihre direkte Art, die sie öfters mal an den Tag legt, ist auch etwas, das ich an ihr mag - manchmal zumindest. Es ist eben praktisch. Man spart viel Zeit, aber man hat dennoch dieselben Informationen.

Aber diese direkte Art in so einer Situation hasse ich. Ich wusste, dass es mich verletzen würde, aber ich dachte wirklich, ich könnte es verkraften. Jedoch breitet sich nur der Schmerz im Handumdrehen in meiner ganzen Brust aus. Ich will weinen.

Never Be MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt