Kapitel 47

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»Heyyy!« Marie kommt bereits enthusiastisch angesprungen, sobald das Läuten der Glocke das Ende des heutigen Schultages einleitet. Auch Angelina und Paulina gehen auf mich zu, denn überraschenderweise haben die Drei und ich ebenfalls ziemlich viele Fächer zusammen.

»Was ist?« Ein Lächeln umspielt meine Lippen.

»Hast du heute schon was vor? Wenn nicht, hast du Lust, was mit uns zu unternehmen?«, antwortet Angelina für ihre Freundin.

»Sorry, aber hab' schon was vor. Geht's auch ein anderes Mal?«

»Waaaaaas? Ich wollte heute aber mit euch allen-!«, schmoll Marie, doch schon einen Augenblick darauf ist Angelina zur Stelle und hält ihr den Mund zu.

»Hör nicht auf diesen Dummkopf. Es wird niemanden von uns umbringen, nur weil's nicht heute ist.« Angelina wirkt wirklich immer sehr gefasst und gelassen, während auch nur sie Marie unter Kontrolle halten kann. Andererseits kriegt es auch nur Marie hin, sie auf die Palme zu bringen. Ich kenne sie erst seit heute und trotzdem habe ich jetzt bereits diesen Eindruck von ihnen.

»Wollen wir nicht noch Handynummern austauschen?«, wirft Paulina schüchtern ein. Abermals hält sie keinen Blickkontakt. Ist sie eigentlich generell so schüchtern oder liegt es an mir?

Plötzlich reißt sich Marie von Angelina los. »Genau! Das ist eine super Idee, Paulina!« Sie zeigt dem schüchternen Mädchen einen Daumen nach oben und daraufhin strahlt Paulinas Gesicht nur so vor Freude. Irgendwie niedlich.

Dann schaue ich mich um und als ich keinen Lehrer entdecke, zücke ich mein Handy. Ich schreibe meine Nummer auf ein Blatt Papier und reiche es Angelina – sie sieht mir am verlässlichsten aus.




Ein Blick auf die Uhr reicht und ich setze noch einen Gang drauf. Obwohl ich noch genügend Zeit hätte, habe ich Angst, zu lange zu brauchen. Ich habe mich entschlossen, Mark davon zu erzählen, also soll es nicht daran scheitern, dass ich getrödelt habe. Trotz allem kann ich meine Nervosität nicht abschütteln. Was, wenn die Wahrheit mich in ein schlechtes Licht rücken würde? Er nicht mehr mit mir befreundet sein wollen würde?

Ich grinse. Dann hatte diese Freundschaft von Anfang an keine Zukunft gehabt.

Mein Grinsen verebbt wieder. Meine Freundschaft mit Stephanie hatte scheinbar keine.

»Du bist ziemlich früh dran«, begrüßt mich Mark. Es klingt wie eine Feststellung – ohne Gefühle.

Ich grinse frech. »Besser, als zu spät zu sein, oder nicht?«

Er lacht kurz. »Nur früh dran zu sein, ist für deine Verhältnisse eigentlich schon zu spät, aber weil du's bist, drücke ich nochmal ein Auge zu.« Er zwinkert mir zu und ich muss lachen. Ich liebe es, wenn wir uns so unbekümmert unterhalten können. Es ist genauso wie mit diesem lustigen Haufen. Ich kenne ihn erst seit heute und kann schon immer unbeschwert lachen, sobald ich diesen Dreien begegne. Dann ist alles andere immer vergessen – selbst Stephanie.

Allerdings geht es hier gerade nicht um den Spaß, sondern um eine ernste Angelegenheit. Mein Lächeln verschwindet – seines ebenso. »Ich werde reden«, meine Stimme klingt erstaunlich zittrig und von Nervosität gepeinigt, »Aber versprich mir, alles für dich zu behalten.« Er nickt und ich versuche mit aller Kraft, meinen inneren Feigling zu bekämpfen. Mein Herz hämmert laut gegen meine Brust und selbst der Versuch, tief ein- und auszuatmen, lässt meinen Herzschlag nicht ruhiger werden.

Plötzlich packt mich die Angst. Kneife ich jetzt doch? Bin ich hergekommen und mache trotzdem einen Rückzieher? Erst jetzt bemerke ich, wie sehr meine Hände zittern. Sofort unterbinde ich es.

Never Be MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt