Kapitel 53

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[Anna:]

»Lass uns nach der Schule in den einen Park hinter der Schule gehen! Ich hab' auch einen Basketball dabei!«, schlägt Marie lautstark vor, sodass sich einige der Mitschüler zunächst fragend zu uns im hinteren Teil des Klassenraums umdrehen.

»Welcher normale Mensch holt einfach so einen Basketball mit in die Schule?« Angelina verschränkt die Arme und runzelt die Stirn. »Überhaupt, wie oft sollen wir denn noch in dieser Eiseskälte dort Basketball spielen?«

»Ich bin aber dafür. Das wird bestimmt lustig«, pflichtet ihr Paulina bei und ein schüchternes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Ich muss grinsen. Auch Angelina scheint nicht ernsthaft gegen diese Idee zu sein, auch wenn diese wirklich miserabel ist. Es würde mich wundern, wenn wir uns nicht allesamt erkälten, aber ich muss Paulina beipflichten: Auf jeden Fall würde es lustig werden.

»Gut, dann ist es abgemacht!«

»Jetzt schrei nicht so oder willst du die halbe Schule einladen?«, scheltet Angelina sie genervt und kneift sie fest in die Seite, sodass Marie kurz laut aufschreit und danach Ruhe gibt. Daraufhin lache ich und spüre, wie sich in meinem Inneren eine angenehme Wärme trotz dieser Kälte ausbreitet. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht gedacht, jemals Freundinnen zu finden, bei denen ich mich wirklich wohl fühlen könnte – ausgenommen von Stephanie.

Ah, Stephanie.

An sie will ich nicht denken und trotzdem wandern meine Gedanken gegen meinen Willen ständig zu ihr. Dabei zieht sich nur mein Herz schmerzvoll zusammen und der Kummer steigt empor. Nein, ich will nicht mehr an vergangene Zeiten denken. Seit Wochen schon ignorieren wir uns nur und tun wirklich so, als wären wir immer schon nur Fremde gewesen. Wenn sie also, ohne mit der Wimper zu zucken, mit mir abschließen kann, dann will ich ihr zeigen, dass ich es auch kann. Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass ich die Einzige bin, die sich daran quält – die es nicht leichtfertig akzeptieren kann. Selbst wenn es der Wahrheit entsprechen würde.





»Das ist unfair!«, beschwert sich Marie und zieht einen Schmollmund.

Angelina hingegen grinst nur belustigt. »Ach ja? Wir haben keine Regeln aufgestellt und ich kann ja nichts dafür, dass du so mickrig klein bist.« Marie versucht verzweifelt an den Ball zu kommen, doch sobald sich Angelina zur vollen Größe ausstreckt und den Arm samt Ball in die Höhe hebt, hat das kleine Mädchen einfach keine Chance.

Nicht, dass sie diese überhaupt benötigen würde.

Ich bahne mir meinen Weg hinter Angelina, springe im entscheidenden Moment vom Boden ab und schlage ihr den Ball aus der Hand, den ich bereits im nächsten Augenblick schnell umgreife. Sobald ich wieder den Boden berühre, halte ich den Basketball sicher in meinen Händen. Dann dribble ich sofort los und etwa zwei Meter vor dem Korb versuche ich hineinzuwerfen. Weder Angelina noch Paulina können den Wurf rechtzeitig vereiteln. Entgegen meiner Erwartungen treffe ich sogar und ein triumphierendes Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. »Wer zuletzt lacht, lacht immer noch am besten.«

Ich halte meine Hand für Marie in die Höhe, die überglücklich einschlägt. »Wir machen zusammen ein echt gutes Team! Dann kann mich diese doofe Angelina auch nicht mobben.« Sie streckt ihrer Freundin trotzig die Zunge entgegen.

Angelina verschränkt stirnrunzelnd die Arme. »Erst mal mobbe ich hier niemanden und zweitens hat Anna hat die ganze Arbeit übernommen. Du hast gar nichts gemacht, außer zu schmollen.«

»Ach ja? Und wie hätte sie den Ball heimlich kriegen sollen, wenn ich dich nicht vorher abgelenkt hätte?« Ein siegessicheres Grinsen macht sich auf Maries Gesicht breit.

Never Be MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt