Kapitel 48

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»Und? Wie wär's mit heute?? Der Weihnachtsmarkt macht schließlich auf! Bitteee!« Maries Blick sieht wirklich flehend aus und ihr scheinen fast schon die Tränen zu kommen. Ist es ihr so wichtig?

Daraufhin kneift Angelina sie harsch. »Bedräng sie gefälligst nicht so!«

»Hast du denn heute Zeit? Dann könnten wir Schlittschuhlaufen gehen«, fragt mich jetzt auch noch Paulina, während ihre Augen vor Begeisterung und Vorfreude zu funkeln scheinen. Will sie so sehr auf den Weihnachtsmarkt, dass sie sogar ihre Schüchternheit abgelegt hat?

Ich muss lachen und ziehe die Augenbrauen zusammen. »Hab' ich dann überhaupt noch eine andere Wahl?«

»Nei-!-« Marie wird durch einen Hieb zum Schweigen gebracht. »Klar hast du die. Hör bloß nicht auf diesen Dummkopf, sonst besteht noch Verblödungsgefahr«, antwortet Angelina gelassen, während ein sanftes Lächeln auf ihrem Gesicht haust.

»Selbst wenn ich ein Dummkopf wäre, habe ich trotzdem gute Ohren! Und Gefühle!«, beschwert sich Marie lautstark und fasst sich stöhnend vor Schmerz an die Seite.

»Jetzt stell dich schon nicht so an. So fest hab' ich gar nicht zugeschlagen. Und ich sage eben nur die Wahrheit.«

Ich muss abermals lachen. Ich liebe dieses Duo wirklich. »Ich habe heute ohnehin nichts vor«, räume ich ein. Was bleibt mir denn überhaupt noch? Unter anderen Umständen würde ich meine Zeit jeden Tag mit Stephanie verbringen – obgleich ich mich nun mit ihr treffen würde, wir einfach telefonieren oder vielleicht auch nur schreiben würden. Jeder Tag wäre von ihr geprägt gewesen, während ich zugleich auch Zeit mit meiner Mutter verbracht hätte. Durch neuere Umstände würde ich auch manchmal etwas mit Mark unternehmen, aber es ist irgendwie ungewohnt, sich mit anderen Leuten wie mit diesen Dreien zu treffen – noch dazu mit drei Leuten gleichzeitig. Ich wäre niemals nur auf die Idee gekommen, meine Mutter, Stephanie und Mark zusammenzuwerfen und einen Tag mit ihnen allen zusammen zu verbringen. Andererseits ist es selbsterklärend, wieso ich nie nur an diese Idee denken musste, denn ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das nur in einer Katastrophe geendet wäre.



»Baaaahn freeeeeiiiii!«, ruft Marie munter und kommt mit übler Geschwindigkeit auf Angelina zugerast. Diese versucht verzweifelt auszuweichen, doch wird gnadenlos von ihr mit einem lauten Krachen zu Boden gerissen. Schnell eilen Paulina und ich hinterher und erkunden uns über mögliche Verletzungen, aber sie scheinen Beide glimpflich davongekommen zu sein. Das lässt mir wirklich einen Stein vom Herzen fallen.

Sobald Angelina ihren Oberkörper aufgerichtet und den Schmerz abgeschüttelt hat, haut sie Marie eins über. »Deswegen hab' ich dir gesagt, dass du einen Gang zurückschalten sollst! Es hätte schlimm ausgehen können!«, scheltet sie das plötzlich so kleinlaute Mädchen erbost.

Marie schmollt und verzieht trotzig ihr Gesicht. »Kann doch nichts dafür, wenn du zu lahmarschig bist, um auszuweichen...«, murmelt sie kaum hörbar. Ich bete schon mal zu Gott, dass sie das lebend überstehen würde, sollte Angelina sie gehört haben.

»Hast du was gesagt?«, fragt sie daraufhin, während sie bereits drohend die Faust hebt und ihre Stimme vor Zorn bebt. Jap, nur die Götter können Marie noch retten.

»N-nein... Es tut mir leid...« Sie schaut trotzig weg und zieht einen Schmollmund.

»Und weiter?« Angelina hat einen strengen Ton eingeschlagen und verschränkt stirnrunzelnd die Arme.

»In Zukunft werde ich vorsichtiger sein und mehr auf meine Mitmenschen aufpassen...«, presst Marie widerwillig heraus.

»R-reicht das nicht? Sie scheint ihren Fehler eingesehen zu haben«, wirft Paulina schlichtend ein, doch es klingt mehr nach einem Flehen.

Never Be MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt